3. Oktober 2008 • Zur Entwicklung der Preise von Inputs und Outputs der Landwirtschaft • Franz Sinabell

Langfristig sanken die Preise von Agrargütern auf dem Weltmarkt bis zum Jahr 2000 real deutlich. Über lange Phasen waren auf dem Weltmarkt sogar nominelle Preissenkungen zu beobachten, vor allem weil das Angebot stärker ausgeweitet wurde als die Nachfrage. Rasche und anhaltende Fortschritte in der Pflanzen- und Tierzucht, Verbesserungen in der Betriebsorganisation und die zunehmende Mechanisierung bewirken seit Jahrzehnten eine kontinuierliche Steigerung der Produktivität. Die Zunahme der Produktion hielt jedoch mit der Ausweitung der Nachfrage nicht ganz Schritt. Seit 2002 zeichnet sich eine Umkehr des rückläufigen Trends der Agrarpreise auf dem Weltmarkt ab. Derzeit entsprechen die Preise in realer Rechnung etwa dem Niveau von Mitte neunziger Jahre.

Die Entwicklung der Agrarpreise hängt von Einflüssen und Rahmenbedingungen ab, die für jeden Markt spezifisch sind. Für die Agrarmärkte sind drei Sphären von Markteinflüssen relevant:

  • Angebotseffekte: Die Entwicklung der zur Produktion eingesetzten Faktoren (vor allem Boden und Kapital), die Produktivität, die Produktionskosten und Vorleistungspreise sowie natürliche Einflüsse wie Dürren oder günstige meteorologische Produktionsbedingungen beeinflussen lang- und kurzfristig das Angebot.

  • Nachfrageeffekte: Wirtschaftliche Rahmenbedingungen wie die Einkommensentwicklung sowie die Präferenzen der Konsumenten, also die vermehrte Nachfrage nach Fleisch bei höherem Einkommen bestimmen die Nachfrage.

  • Politik: Agrar-, ernährungs- und umweltpolitisch motivierte Markteingriffe wirken entweder direkt über Preisregulierung auf die Märkte oder beeinflussen Angebot und Nachfrage und üben somit einen indirekten Einfluss aus.

Derzeit entsprechen die Agrarpreise auf dem Weltmarkt in realer Rechnung etwa dem Niveau von Mitte der neunziger Jahre (Abbildung 1). Langfristig ist ein sinkender Trend zu beobachten. Allerdings ergibt sich in Phasen rascher Rohölverteuerung eine Wechselwirkung auf den Agrarmärkten.

Die landwirtschaftliche Produktion steigt kontinuierlich. Für das Jahr 2008 prognostiziert das USDA eine globale Weizenernte von 670 Mio. t – ein Wert, der deutlich über der bisherigen Höchstmarke aus dem Wirtschaftsjahr 2004/05 mit 626 Mio. t liegt. Die Erntemenge von Getreide insgesamt (also Weizen, Mais, Hafer, Gerste, Roggen, Hirse, Sorghum, Reis) dürfte im Wirtschaftsjahr 2008/09 über 2.190 Mio. t erreichen, wesentlich mehr als im Jahr 2000/01 (1.863 Mio. t). Diese Outputsteigerung war maßgeblich auf Produktivitätssteigerungen und weniger auf Flächenausweitungen zurückzuführen.

In den letzten Jahren schlug sich vor allem eine anhaltende Dürreperiode in Australien in einer Einschränkung des Angebotes nieder (die australische Weizenernte sank von 25,1 Mio. t im Wirtschaftsjahr 2005/06 auf 10,8 Mio. t im Jahr danach). Die Auswirkungen waren vor allem auf dem Getreide- und auf dem Milchmarkt zu spüren. Rasch steigende Produktionskosten (z. B. Stickstoffdünger Harnstoff von 223 $ auf 770 $ je Tonne zwischen August 2004 und 2008) wirken darüber hinaus tendenziell dämpfend auf das Angebot.

Die vermehrte Nachfrage nach Agrarprodukten in den stark wachsenden Volkswirtschaften Süd- und Ostasiens wurde vor allem durch parallele Produktionsausweitungen in diesen Regionen befriedigt. Die Steigerung der Produktion von Biomasse für energetische Zwecke geht auf den Anstieg der Energiepreise zurück, da es sich wirtschaftlich lohnt, Ethanol aus Zuckerrohr anstelle von Benzin aus Erdöl als Kraftstoff zu verwenden. Die durch umwelt- und energiepolitisch motivierte Politikmaßnahmen geförderte Produktion von Treibstoffen auf pflanzlicher Basis trägt darüber hinaus zur Ausweitung der Nachfrage nach Agrargütern bei.

Die Prognosen der OECD, die bis zum Jahr 2017 reichen und alle weltweit wirksamen preisbestimmenden Faktoren berücksichtigen, erwarten durchwegs einen Anstieg der Preise wichtiger Agrargüter gegenüber dem Referenzjahr 2000. Wurde im Jahr 2006 noch prognostiziert, dass Weizen auf dem Weltmarkt im Jahr 2015 182 $ je Tonne kosten würde, so wird nach der aktuellen Prognose ein Preis von 231 $ erwartet.

Abbildung 1: Entwicklung der Agrarpreise auf dem Weltmarkt

Real, auf Dollarbasis

Q: Weltbank, IMF Food Price Index, WIFO-Berechnungen.

Voraussetzung für die Dämpfung des Preisauftriebs landwirtschaftlicher Güter auf den Weltmärkten ist neben stabilen Energiepreisen ein anhaltender technischer Fortschritt in der Landwirtschaft. Neue Technologien (z. B. gentechnische Verfahren, Precision Farming), die eine gleichmäßigere Ertragsentwicklung ermöglichen und eine ressourcenschonendere Produktion erlauben, werden forciert. Daneben verringern Neuerungen in Lagerhaltung, Logistik und Lebensmittelverarbeitung laufend die Verluste. Die Steigerung der Produktivität ist die Folge von kontinuierlichen Investitionen in Forschung und Entwicklung. Eine besondere Bedeutung kommt dabei dem Wissenstransfer zu, Beratungs- und Bildungsmaßnahmen sind neben einer ausreichenden Kapitalausstattung Schlüsselfaktoren für die Ausweitung der Agrarproduktion angesichts einer kontinuierlich wachsenden Weltbevölkerung.

Nähere Informationen entnehmen Sie bitte dem WIFO-Monatsbericht 9/2008 (http://www.wifo.ac.at/wwa/jsp/index.jsp?fid=23923&id=33664&typeid=8&display_mode=2)!