29. Mai 2008 • Cash-Flow-Quote der österreichischen Sachgütererzeugung 2007 stabil • Klaus Friesenbichler, Michael Pfaffermayr

Der Cash-Flow (Überschuss der Einzahlungen über die Auszahlungen) der österreichischen Sachgütererzeuger erhöhte sich 2006 leicht. Somit verbesserte sich ihre Fähigkeit zur Finanzierung von Investitionen und zur Gewinnausschüttung. Die Cash-Flow-Quote der österreichischen Sachgütererzeuger (Cash-Flow in Prozent der Umsätze) stieg 2006 um 0,4 Prozentpunkte auf 10,5%. Die Schätzungen für 19 Branchen ergeben für 2007 einen ganz ähnlichen Wert (10,6%). Die Quote entsprach damit dem österreichischen Durchschnitt von 1995 bis 2006 und rangierte im europäischen Vergleich im guten Mittelfeld. Die Eigenkapitalquote der österreichischen Sachgütererzeugung war 2006 mit 35,8% um 2,5 Prozentpunkte niedriger als im Durchschnitt der europäischen Vergleichsländer, lag aber über dem österreichischen Mittelwert zwischen 1995 und 2006 von 34,4%. Sowohl die Cash-Flow- als auch die Eigenkapitalquote steigen mit zunehmender Größe der Unternehmen. Der Rückstand gegenüber den europäischen Vergleichsländern ist für die Eigenkapitalquote der kleinen Unternehmen am größten.

Aufgrund der Bilanzdaten der Oesterreichischen Nationalbank ergibt sich für 2006 eine aggregierte Cash-Flow-Quote von 10,5%. 2007 dürfte die Ertragskraft trotz einer Produktionssteigerung um real 7,1% nach Schätzung des WIFO nur auf 10,6% gestiegen sein. Einerseits beeinflusste der Rückgang der Lohnstückkosten (–1,8% gegenüber dem Vorjahr) die Cash-Flow-Quote positiv. Andererseits wirkten die Verteuerung von Industrierohstoffen (+5,9% auf Euro-Basis), die Euro-Aufwertung im Jahr 2007 (+0,8%) sowie der Anstieg des Zinssatzes für Unternehmenskredite (+1 Prozentpunkt auf 5,1% im Jahr 2007) negativ auf die Ertragskraft.

In einem internationalen Vergleich von zehn europäischen Ländern nimmt Österreich den fünften Rang ein. Die Reihung wird angeführt von den Niederlanden mit einer Quote von 23% vor Polen als einzigem neuen EU-Land mit 11,1%, Belgien (11%), Finnland (12,6% im Jahr 2005) und Österreich. 2005 (jüngste verfügbare Daten) betrug die Quote in Japan 2,9% und in den USA 12,6%. Die Ertragskraft ist dabei in Österreich wesentlich weniger volatil als in den meisten Vergleichsländern – nur in Frankreich und Italien schwankt die Cash-Flow-Quote weniger.

In Österreich entwickelte sich die Ertragskraft der einzelnen Branchen sehr unterschiedlich. Die drei ertragreichsten Branchen waren im Zeitraum 2000/2006 "Herstellung von Papier und Pappe" (15,9%), "Herstellung von Glas und Glaswaren, Keramik, Verarbeitung von Steinen und Erden" (15,3%) sowie "Medizin, Mess-, Steuer- und Regelungstechnik, Optik" (12,5%). Die Branchen mit der niedrigsten Cash-Flow-Quote waren "Herstellung von Bekleidung" mit lediglich 3,2% vor "Ledererzeugung und Verarbeitung" (6,1%) und der "Herstellung von Textilien und Textilwaren" (7,5%).

Im Jahr 2006 lag die Eigenkapitalquote der österreichischen Sachgütererzeuger mit 35,8% leicht über dem langjährigen Mittelwert (1995/2006 34,4%). Der Rückstand gegenüber den europäischen Vergleichsländern (ohne Polen im Jahr 2006 38,3%) hat sich somit auf 2,5 Prozentpunkte halbiert. Besonders hoch war 2006 die Eigenkapitalausstattung mit 53,4% in den Niederlanden, am niedrigsten in Deutschland (30,4%) und Italien (31,5%). Polen als einziges neues EU-Land, für das Daten erhältlich sind, wies eine Eigenkapitalquote von 49,5% aus.

Sowohl die Ertragskraft als auch die Eigenkapitalquote steigen mit der Unternehmensgröße. Auffallend niedrig ist die Eigenkapitalquote kleiner österreichischer Betriebe. Sie lag 2006 um 11,9 Prozentpunkte unter dem Durchschnitt der europäischen Vergleichsländer.

Nähere Informationen entnehmen Sie bitte dem WIFO-Monatsbericht 5/2008!