27. Mai 2008 • Exportkonjunktur begünstigt 2007 Bundesländer mit bedeutender Industrie • Gerhard Palme, Peter Huber

Im Jahr 2007 expandierte die österreichische Wirtschaft neuerlich kräftig (Bruttowertschöpfung real +3,3%). Allerdings schwächte sich das Wachstum in der zweiten Jahreshälfte ab (auf +3,5%, –0,4 Prozentpunkte gegenüber dem 1. Halbjahr). Es stützte sich auf die anhaltend hohe Exportsteigerung und eine rege Investitionstätigkeit, während die private Konsumnachfrage verhalten blieb. Diese Nachfragefaktoren prägten das deutliche West-Ost-Gefälle der regionalen Konjunktur: Der dynamische Export begünstigte das Wirtschaftswachstum in den westlichen Bundesländern, deren Unternehmen dank der geographischen Lagegunst in engen Lieferbeziehungen zur Wirtschaft der großen benachbarten EU-Länder stehen (insbesondere zu Deutschland). Die Bruttowertschöpfung nahm in der Westregion real um 3,9%, in der Südregion um 3,2% und in der Ostregion um 2,8% zu.

Innerhalb dieser Großregionen erzielten tendenziell jene Bundesländer das höchste Wirtschaftswachstum, deren Wirtschaft am stärksten von der Sachgüterproduktion geprägt ist (Oberösterreich +4,6%, Vorarlberg +3,9%, Niederösterreich +3,5%). Die Dynamik der Sachgüterproduktion strahlte dabei auf andere Branchen aus (insbesondere unternehmensnahe Dienstleistungen, Verkehrswesen). Am breitesten getragen waren die Wachstumskräfte in Oberösterreich, nur Tourismus und Finanzdienste entwickelten sich hier schwächer. Aber auch in Niederösterreich waren Wirtschaftsbereiche mit unterdurchschnittlicher Entwicklung die Ausnahme (Energiesektor, Bauwirtschaft, Handel). Weitgehend auf den sekundären Sektor beschränkte sich die Expansion in Vorarlberg.

Der Zusammenhang zwischen Wirtschaftswachstum und Bedeutung der Industrie scheint nur in der Südregion etwas schwächer zu sein: Nicht die hochindustrialisierte Steiermark (+3,2%), sondern Kärnten (+3,3%) verzeichnete die höhere Wachstumsrate. Während nämlich die Sachgütererzeugung in der Steiermark in der zweiten Jahreshälfte zurückfiel, erzielte der wichtige Kärntner Tourismussektor ein gutes Ergebnis. Im Westen schnitt Tirol (+3,3%) etwas besser ab als Salzburg (+3,1%), obwohl sich der sekundäre Sektor in Salzburg sehr gut entwickelte – er hat allerdings in Salzburg geringeres Gewicht als in Tirol.

Das schwächste Wachstum verzeichneten Wien und das Burgenland (jeweils +2,4%). In diesen Bundesländern sind die Exportintensität und die Bedeutung der Industrie relativ gering. In Wien erzielten Bauwirtschaft und Finanzdienste ein höheres Wachstum als im Burgenland, während der Handel, das Beherbergungs- und Gaststättenwesen sowie der Verkehrsbereich weniger dynamisch waren. In beiden Bundesländern beschleunigte sich das Wirtschaftswachstum entgegen dem allgemeinen Trend in der zweiten Jahreshälfte um etwa 1 Prozentpunkt (2. Halbjahr Wien +3,0%, Burgenland +2,9%).

Die Exportdynamik kam vor allem der Sachgütererzeugung zugute (Umsätze +6,2%), insbesondere dem Verarbeitungs-, Technologie- und Grundstoffsektor. Wie die Entwicklung der Gesamtwirtschaft folgte die Umsatzentwicklung einem ausgeprägten West-Ost-Gefälle (+10,7% in Vorarlberg bis –1,1% in Wien), die regionalen Unterschiede nahmen zu.

In der Bauwirtschaft ging der Boom zur Jahresmitte zu Ende (mit Ausnahme von Wien). Das Umsatzwachstum verlangsamte sich von +12,6% im 1. Halbjahr auf +3,7% im 2. Halbjahr. Die Bauleistungen entwickelten sich in den einzelnen Bundesländern sehr unterschiedlich, nicht zuletzt aufgrund der Schwerpunkte der öffentlichen Nachfrage. Im gesamten Jahr 2007 expandierte die Bauwirtschaft in Salzburg (+15,4%) am stärksten und in der Steiermark am schwächsten (+1,5%).

Abbildung 1: Bruttowertschöpfung 2007

Ohne Land- und Forstwirtschaft, real (berechnet auf Basis von Vorjahrespreisen), Veränderung gegen das Vorjahr in %

Q: WIFO. Vorläufige Schätzung.

Die österreichische Tourismuswirtschaft schnitt im Jahr 2007 sehr gut ab (Übernachtungen +1,7%). Dank der Hochkonjunktur fiel die Sommersaison so gut wie schon lange nicht aus, während die Wintersaison 2006/07 durch den Schneemangel beeinträchtigt war. Wegen dieser Saisonunterschiede erzielten die Bundesländer mit geringerer Bedeutung des Wintersports und einem spezialisierten Angebot für Kurzurlaubsreisen besonders gute Jahresergebnisse (Burgenland, Niederösterreich, Kärnten, Wien, Steiermark). In den westlichen Bundesländern waren die Qualitätsbetriebe erfolgreich.

Die gute Konjunktur wirkte sich positiv auf den Arbeitsmarkt aus. In allen Bundesländern nahm die Beschäftigung zu (aktive Beschäftigung in Österreich +2,1%) und die Arbeitslosigkeit ab (Österreich –7,1%). Mit einer gewissen Verzögerung entspannte sich der Arbeitsmarkt auch in den ländlichen Regionen. Regional entwickelte sich die Beschäftigung weitgehend parallel zur Wertschöpfung. Die Veränderung der Arbeitslosigkeit wurde jedoch auch von der regionalen Entwicklung des Arbeitskräfteangebotes beeinflusst: Die Zahl der Arbeitslosen ging im Süden und in Tirol weniger deutlich zurück als in den anderen Bundesländern. Am stärksten verringerte sie sich in Oberösterreich –13,2%) sowie in Salzburg und im Burgenland (jeweils –9,0%).

Nähere Informationen entnehmen Sie bitte dem WIFO-Monatsbericht 5/2008!