7. März 2008 • Konjunktur klingt in Österreich langsam ab • Marcus Scheiblecker

Im IV. Quartal 2007 wuchs die heimische Wirtschaft saison- und arbeitstägig bereinigt um 0,6% und damit immer noch sehr schwungvoll. Allerdings verringert sich die Dynamik bereits seit dem II. Quartal 2007 und auch in den ersten Monaten 2008, wie Unternehmensumfragen zeigen. Bis zum Jänner war noch keine Beschleunigung dieser Tendenz zu erkennen, die durch die Eintrübung der Konjunktur in den USA hervorgerufen worden wäre; erst im Februar wurden die Produktionsaussichten deutlich ungünstiger beurteilt. Die Wechselkursentwicklung wird zu einer immer größeren Gefahr für die europäische Exportwirtschaft.

Gemäß der zweiten Berechnung übertraf das BIP den Wert der Vorperiode im IV. Quartal 2007 saison- und arbeitstägig bereinigt um 0,6%. Damit verlangsamte sich das Wachstum neuerlich (I. Quartal 2007 +0,9%, II. und III. Quartal +0,8%), wenngleich die Dynamik nach wie vor hoch war. Die Wachstumsrate erreicht üblicherweise einige Quartale vor dem eigentlichen Konjunkturhöhepunkt ihren Höchstwert. Zum Konjunkturwendepunkt sinkt die Wachstumsrate wieder auf ihr durchschnittliches Niveau. In dieser Phase ist die Wirtschaft in höchstem Maße ausgelastet. Betrachtet man die Entwicklung des BIP als geeigneten Konjunkturindikator, so war dieser Konjunkturhöhepunkt in Österreich um den Jahreswechsel 2007/08 angesiedelt.

Die Industrieproduktion läuft der gesamtwirtschaftlichen Konjunktur üblicherweise etwas voraus. Hier waren die höchsten Wachstumsraten bereits im IV. Quartal 2006 zu beobachten. Der Höhepunkt der Industriekonjunktur dürfte ein halbes Jahr danach zu datieren sein. Dies bestätigen auch die Angaben der Unternehmen zur Kapazitätsauslastung, die gemäß dem WIFO-Konjunkturtest im II. Quartal 2007 ihren Höchstwert erreichte.

Das internationale Konjunkturgeschehen wird durch die Entwicklung in den USA überschattet: Nachdem das BIP in den USA im IV. Quartal 2007 mit +0,2% gegenüber der Vorperiode nahezu stagniert hat, deuten die jüngsten Unternehmensumfragen auf einen Rückgang in der Sachgütererzeugung hin. Die Notenbank steht vor dem Dilemma, entweder die Wirtschaft durch eine weitere Zinssatzsenkung zu stützen oder die sich beschleunigende Inflation durch Zinssatzerhöhungen zu bekämpfen. Die Fiskalpolitik hat in den USA bereits umfangreiche Maßnahmen zur Stützung des privaten Konsums ergriffen.

Weitestgehend unabhängig von möglichen Auswirkungen der Finanzkrise in den USA ließ das Wirtschaftswachstum im Euro-Raum Ende 2007 nach – es war im IV. Quartal 2007 mit +0,4% gegenüber der Vorperiode nur halb so hoch wie im III. Quartal. Diese Abschwächung darf nicht überinterpretiert werden – auch im II. Quartal 2007 war die Rate mit +0,3% deutlich niedriger gewesen als in der Vorperiode (+0,8%). Allerdings weisen sowohl die Entwicklung der Industrieproduktion als auch die Unternehmensumfragen auf eine Verringerung der Dynamik hin.

Gemäß dem jüngsten WIFO-Konjunkturtest scheint sich die Lage der heimischen Bauwirtschaft, nach einer Schwächephase im IV. Quartal, Anfang 2008 wieder zu bessern. Besonders kräftig expandierte der Tourismus, sowohl die Zahl der Nächtigungen als auch die Erlöse übertrafen das Vorjahresergebnis in der ersten Hälfte der Wintersaison 2007/08 deutlich.

Übersicht 1: Ergebnisse der vierteljährlichen Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung

 2006200720062007
   III. QuartalIV. QuartalI. QuartalII. QuartalIII. QuartalIV. Quartal
   Veränderung gegen das Vorquartal in %
Real, saison- und arbeitstägig bereinigt

 

 

 

 

 

 

Konsumausgaben insgesamt

 

 

+0,4

+0,3

+0,4

+0,5

+0,8

+0,5

  Private Haushalte1)

 

 

+0,4

+0,3

+0,3

+0,5

+0,5

+0,3

  Staat

 

 

+0,4

+0,4

+0,4

+0,4

+2,0

+1,2

Bruttoinvestitionen

 

 

+0,9

+1,0

+1,2

+1,2

+0,8

+0,7

  Bruttoanlageinvestitionen

 

 

+1,2

+1,2

+1,0

+0,8

+0,6

+0,4

  Ausrüstungen

 

 

+0,2

+1,1

+1,9

+1,2

+0,1

+0,3

  Bauten

 

 

+2,0

+1,6

+0,8

+0,2

+0,2

+0,3

Exporte

 

 

+2,0

+2,3

+2,1

+1,2

+1,2

+1,2

  Waren

 

 

+2,2

+2,8

+2,2

+1,2

+1,2

+1,3

  Dienstleistungen

 

 

+1,6

+1,7

+1,7

+1,8

+1,8

+1,6

Importe

 

 

+1,7

+1,9

+1,5

+1,1

+1,6

+1,2

  Waren

 

 

+1,6

+1,9

+1,8

+1,1

+1,6

+1,1

  Dienstleistungen

 

 

+1,4

+0,8

+0,6

+1,0

+1,7

+1,8

Bruttoinlandsprodukt

 

 

+0,8

+0,8

+0,9

+0,8

+0,7

+0,6

Sachgütererzeugung

 

 

+2,1

+2,6

+2,1

+0,9

+0,7

+0,8

         
 Veränderung gegen das Vorjahr in %
Real, berechnet auf Basis von Vorjahrespreisen

 

 

 

 

 

 

Konsumausgaben insgesamt

+2,1

+1,7

+1,9

+1,9

+1,0

+1,6

+2,3

+1,8

  Private Haushalte1)

+2,1

+1,4

+1,7

+1,9

+0,9

+1,6

+1,9

+1,2

  Staat

+2,1

+2,5

+2,4

+2,0

+1,3

+1,4

+3,4

+3,8

Bruttoinvestitionen

+3,7

+6,5

+4,6

+1,4

+11,6

–1,2

+8,2

+9,0

  Bruttoanlageinvestitionen

+3,8

+4,8

+4,4

+3,8

+10,1

+3,9

+5,0

+1,6

  Ausrüstungen

+1,5

+6,3

+1,6

–4,1

+9,0

+2,6

+10,6

+3,3

  Bauten

+5,1

+3,7

+6,0

+7,8

+12,1

+4,5

+1,7

+0,2

Exporte

+7,5

+8,1

+5,8

+8,4

+8,5

+9,0

+8,1

+6,8

  Waren

+7,9

+8,3

+6,6

+8,6

+10,5

+8,8

+7,9

+6,2

  Dienstleistungen

+6,4

+7,5

+3,7

+8,1

+3,4

+9,4

+8,6

+8,8

Importe

+5,6

+6,6

+4,6

+5,6

+9,1

+5,0

+7,6

+4,8

  Waren

+5,5

+7,4

+4,8

+4,1

+10,5

+5,8

+9,2

+4,3

  Dienstleistungen

+6,1

+3,4

+3,9

+10,9

+2,5

+1,6

+2,0

+6,9

Bruttoinlandsprodukt

+3,3

+3,4

+3,0

+3,4

+3,6

+3,5

+3,4

+3,1

Sachgütererzeugung

+8,8

+7,2

+7,8

+10,0

+9,5

+7,7

+6,5

+5,4

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bruttoinlandsprodukt, nominell

+5,1

+5,8

+4,9

+5,3

+6,0

+5,4

+5,9

+5,8

Q: WIFO. –  1) Einschließlich privater Organisationen ohne Erwerbszweck.

Nach wie vor ist der Preisauftrieb in Österreich außerordentlich hoch. Im Jänner betrug die Inflationsrate 3,3%. Sie war damit zwar etwas niedriger als im Dezember, doch sorgt die Preisentwicklung auf den Rohöl- und Agrarmärkten für anhaltende Teuerungsimpulse.

Äußerst günstig ist die Lage auf dem Arbeitsmarkt. Dieser reagiert üblicherweise mit einiger Verzögerung auf die Konjunktur. Während die Beschäftigung weiterhin zügig ausgeweitet wird, geht die Arbeitslosigkeit neuerlich zurück. Im Februar sank die saisonbereinigte Arbeitslosenquote nach österreichischer Berechnungsmethode auf 5,9%. Die saisonbereinigte Arbeitslosenquote laut Eurostat verringerte sich im Jänner auf 4,2% (für Februar sind noch keine Daten verfügbar). Österreich wies damit die fünftniedrigste Arbeitslosenquote aller 27 EU-Länder auf.

Abbildung 1: Entwicklung des realen Bruttoinlandsproduktes

Veränderung gegen das Vorjahr bzw. Vorquartal in %

Q: WIFO.

Nähere Informationen entnehmen Sie bitte dem WIFO-Monatsbericht 3/2008!