17. Jänner 2008 • Pressekonferenz: Österreichs Außenwirtschaft: Rückblick und Ausblick Präsentation des Kompetenzzentrums Internationale Wirtschaft (FIW) • Fritz Breuss, Michael Landesmann, Susanne Sieber, Julia Wörz

Außenwirtschaftsjahrbuch 2007 erschienen

Österreichs Außenwirtschaft entwickelte sich in den letzten Jahren hervorragend. Die Handelsbilanz verbesserte sich deutlich. Die vorläufigen Werte bis Oktober lassen erwarten, dass 2007 ein Überschuss erzielt worden ist, bereits im Jahr 2006 war die Handelsbilanz mit –0,5 Mrd. Euro fast ausgeglichen. Wesentliche Impulse gingen vom EU-Beitritt Österreichs und der Ostintegration aus. Im Jahr 2006 überstiegen sowohl die Exporte als auch die Importe erstmals die 100-Mrd.-Euro-Marke. Gemäß den vorläufigen Werten der Außenhandelsstatistik übertrafen die Exporte von Jänner bis Oktober 2007 das Vorjahresniveau um 9,6%. Auch 2007 dürfte der Export ein bedeutender Motor der heimischen Wirtschaft gewesen sein. Trotz der guten Gesamtentwicklung ist weiterhin die zu geringe Spezialisierung auf technologieintensive Exporte eine Schwachstelle des österreichischen Außenhandels. Allerdings ist hier eine Trendwende zu erkennen.

Das vor kurzem publizierte Buch "Österreichs Außenwirtschaft 2007" berichtet ausführlich über die Entwicklung der globalen und der österreichischen Außenwirtschaft und nimmt dabei einen umfassenden Standpunkt ein. So werden die drei Bereiche der Außenwirtschaft – Warenhandel, Handel mit Dienstleistungen und ausländische Direktinvestitionen – sowohl einzeln detailliert als auch in ihren Zusammenhängen untereinander analysiert. Darüber hinaus widmet sich das Buch aktuellen Fragen zur Integration der Weltwirtschaft – wie z. B. Handel und Entwicklung –, zum aktuellen Stand und zu den Aussichten für die Doha-Runde der multilateralen Freihandelsverhandlungen sowie zur Energieabhängigkeit Europas. Eine umfangreiche Übersicht über die für Österreich relevante wissenschaftliche Literatur mit Quellenverzeichnis (einschließlich aktueller Internetlinks zu den einzelnen Veröffentlichungen) rundet die Publikation ab.

Mit Exporten von 12.000 Mrd. $ im Jahr 2006 war der Welthandel mit Waren nach wie vor ein wichtiger Teil der globalen Wirtschaftströme. Das Niveau der weltweiten Dienstleistungsexporte lag im selben Jahr bei 2.800 Mrd. $. Berücksichtigt man zusätzlich, dass rund 60% der weltweiten Direktinvestitionen – deren Gesamtvolumen im Jahr 2006 auf ebenfalls rund 12.000 Mrd. $ stieg – im Dienstleistungssektor getätigt werden, so erhöht sich der Anteil der Dienstleistungen an den globalen Wirtschaftsverflechtungen von 20% im traditionellen Handel auf knapp unter 40% an der gesamten wirtschaftlichen Integration.

Abbildung: Entwicklung verschiedener Außenhandelsquoten für Österreich

Q: Statistik Austria, OeNB, WIFO-Berechnungen. Warenexport laut Außenhandelsstatistik von Statistik Austria, Dienstleistungsexport laut VGR.

Ebenso wurde der Internationalisierungsschub der österreichischen Außenwirtschaft nicht nur vom Warenaußenhandel, sondern auch von einer deutlichen Intensivierung der Direktinvestitionstätigkeit getragen. Einerseits stiegen die in Österreich getätigten Direktinvestitionsbestände von ausländischen Unternehmen in den letzten Jahren beträchtlich (auf 59 Mrd. Euro im Jahr 2005), andererseits tätigten österreichische Unternehmen ihrerseits in oft erheblichem Ausmaß Investitionen im Ausland. Teilweise betraf dies Tochterunternehmen ausländischer multinationaler Unternehmen, welche Österreich als Standort für ein regionales Headquarter gewählt haben, insbesondere um Märkte in Osteuropa zu bedienen. Hatte die Direktinvestitionsquote gemessen an den aktiven Beständen im Jahr 1990 erst 2,9% betragen, so stieg sie auf 24% im Jahr 2006. Trotz dieser günstigen Entwicklung und des Aufholprozesses liegt die Direktinvestitionsquote Österreichs jedoch weiterhin deutlich unter dem Durchschnitt der EU 25.

Für den Welthandel brachte das Jahr 2006 erneut Rekordzuwächse. Mit einer realen Steigerung um 8% im Jahr 2006 war der traditionelle Handel mit Waren maßgebend für diese ungewöhnlich starke Dynamik. Hier überwiegen zunehmend wieder traditionelle Exportgüter wie Maschinen und Transportmittel. Dies ist zu einem großen Teil auf die zunehmende wirtschaftliche Integration und die starke Expansion von Schwellenländern, vor allem China, zurückzuführen. Diese Veränderung der globalen Nachfragestruktur hin zu traditionellen Gütern der "Old Economy" kommt Österreich dank seinem Exportmuster zugute. Im Detail zeigt die Handelsverflechtung jedoch deutlich ein gewisses "Upgrading" der Importe aus China: Der Anteil an Halbfertigwaren an den EU-Importen aus China steigt, und die EU-Importe an High-Tech-Gütern sowie Computern und Büromaschinen aus China entwickeln sich sehr dynamisch. Dies verstärkt den Wettbewerbsdruck auf traditionelle exportorientierte Industrieländer – wie auch Österreich.

Im Gegensatz zum Güterhandel ist der weltweite Handel mit Dienstleistungen nach wie vor relativ stark auf Europa und die USA konzentriert, dynamische Schwellenländer wie China spielen hier noch kaum eine Rolle. Vor allem aus dem Dienstleistungshandel ist jedoch für die nähere Zukunft ein hohes Potential für die europäische und auch die österreichische Wirtschaft zu erwarten.

Vorstellung des Kompetenzzentrums "Forschungsschwerpunkt Internationale Wirtschaft" (FIW), Herausgeber des Jahrbuchs "Österreichs Außenwirtschaft 2007"

Das Kompetenzzentrum FIW soll eine geeignete Infrastruktur für eine Forschungsplattform zu außenwirtschaftsrelevanten Themenbereichen schaffen und somit die Entwicklung von außenwirtschaftspolitischem Know-how in Österreich aufbauen und fördern. FIW ist eine Kooperation des Österreichischen Instituts für Wirtschaftsforschung, des Wiener Instituts für Internationale Wirtschaftsvergleiche und des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Rechenzentrums und wurde Ende 2006 durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit im Rahmen der Internationalisierungsoffensive "go international" ins Leben gerufen. Das Kompetenzzentrum FIW soll sowohl für die Wissenschaftsgemeinde Österreichs als auch für die österreichische Außenwirtschaftspolitik auf Regierungsebene und für die Sozialpartner ein wichtiges Informationsportal sein, welches das Wissen bestehender Forschungseinrichtungen bündelt, erweitert und der Öffentlichkeit in anwenderfreundlicher Weise zur Verfügung stellt.

Die zweisprachige FIW-Homepage www.fiw.ac.at dient dem Kompetenzzentrum als Präsentations-, Kommunikations- und Datenplattform und ist somit ein wesentliches Instrument zur Vernetzung der Scientific Community. Über das FIW-Datenportal auf der FIW-Homepage kann auf eine Vielzahl von internationalen und nationalen Außenhandelsdaten kostenlos zugegriffen werden. Das FIW stellt einem geförderten Nutzerkreis, bestehend aus Universitätsangehörigen, Interessensvertretungen, Ministerien und Wirtschaftsforschungsinstituten, einen vertieften Zugang zu den Datenbanken zur Verfügung. Besonders Studierende können so einen einfachen und übersichtlichen Zugang zu Außenhandelsdaten erhalten. Das vom FIW entwickelte Datenabfragetool, das den kombinierten und strukturierten Zugriff auf verschiedenartige Datenbanken (national, international) ermöglicht, ist ebenfalls über die FIW-Homepage zugänglich.

Die FIW-Homepage bündelt Information zum Thema "International Economics" durch eine laufend aktualisierte Literaturliste (nach Themengebieten geordnet) und eine Liste heimischer Expertinnen und Experten und deren Forschungsbereiche. Ein besonderes Service ist das Monitoring von nationalen und internationalen Online-Medien nach relevanten tagespolitischen Veröffentlichungen zum Thema Außenhandel, die unter "Aktuelle Meldungen" bzw. im Archiv der Homepage abgerufen werden können. Weiters werden alle Veranstaltungen, die im Rahmen des FIW stattfinden (Workshops, Forschungskonferenz) sowie externe Veranstaltungen mit Außenhandelsbezug über die Homepage angekündigt. Die FIW-Working-Paper-Reihe, die Online-Publikation des Kompetenzzentrums, sowie das Jahrbuch "Österreichs Außenwirtschaft 2007" stehen auf der FIW-Homepage zum freien Download zur Verfügung.