28. Dezember 2007 • Anstieg der Energiepreise verringert Energieverbrauch und CO2-Emissionen • Kurt Kratena

Seit 2004 ist der Rohölpreis (Brent) kontinuierlich von 38 $ je Barrel auf 72,5 $ je Barrel (Jahresdurchschnitt 2007) gestiegen (+91%). Diese Preiserhöhung beeinflusste in der Folge auch die österreichischen Importpreise von Kohle und Erdgas und erhöhte den gesamten Verbraucherpreis kumuliert um 0,9%. Der private Konsum wurde durch diesen Erdölpreisschock kumuliert um 0,5% gedämpft (gegenüber einem Szenario ohne Rohölverteuerung), die Investitionen um 0,3%; das BIP wuchs um 0,2% schwächer. Die Beschäftigung fiel um 0,3% geringer aus als ohne diesen Preisschock. Andererseits dämpfte der Preisanstieg den Energieverbrauch (Dieselkraftstoff –7% gegenüber einem Szenario ohne Rohölverteuerung, Erdgas –3,3%, Strom –2,5%). Dadurch liegen auch die CO2-Emissionen um etwa 3 Mio. t unter dem hypothetischen Niveau ohne Preisanstieg.

In der Simulation mit dem Modell PROMETEUS des WIFO wurde ab 2004 der tatsächliche Anstieg des Rohölpreises bis 2007 eingesetzt. Diese Schätzungen wurden mit dem "Baseline"-Szenario aus den WIFO-Energieszenarien von 2005 verglichen. Diesem letzten "Baseline"-Szenario lag für 2005 bis 2007 ein durchschnittlicher Rohölpreis von etwa 37 $ je Barrel zugrunde. Der tatsächliche Preis war 2007 rund doppelt so hoch wie diese Annahme.

Der Preisschock ließ die Preise von Mineralölprodukten und Kohle etwa im selben Ausmaß steigen, Gas verteuerte sich schwächer. Der Strompreis war ebenfalls betroffen, aber in viel geringerem Ausmaß. Der Verbraucherpreisindex war in der Folge im Jahr 2007 um fast 1% höher als "Baseline"-Szenario von 2005.

Daraus ergibt sich eine entsprechende Dämpfung des realen privaten Konsums (Differenz des Niveaus in beiden Szenarien im Jahr 2007 –0,5%); der Nicht-Energie-Konsum ist davon mit nur –0,1% betroffen. Daraus ergibt sich eine bedeutende Veränderung der Konsumstruktur: Die Konsumausgaben für den Betrieb von Pkw sind 2007 um 4% geringer als ohne Preisschock.

Die makroökonomische Wirkung beträgt etwa –0,2% für das BIP und –0,3% für die Beschäftigung. Die am stärksten negativ betroffenen Branchen sind die Mineralölverarbeitung (reale Produktion 2007 –2,6% gegenüber dem Szenario ohne Erdölpreisschock), Kfz-Handel und Kfz-Reparatur (–2,7%) sowie Energieversorgung (–0,6%). Einige Dienstleistungsbranchen sind aufgrund der Dämpfung des verfügbaren Einkommens der privaten Haushalte ebenfalls überdurchschnittlich negativ betroffen.

Andererseits bremst der Energiepreisanstieg auch das Wachstum des Energieverbrauchs. Der gesamte energetische Endverbrauch liegt gemäß den Simulationsergebnissen 2007 um 3,2% unter jenem ohne Preisanstieg (Kohleverbrauch über –10%, Dieselkraftstoff –7%, Gas –3,3%, Strom –2,5%). Der Energieverbrauch stieg demnach 2005/2007 schwächer – der Verbrauch von Dieselkraftstoff z. B. um nur 1,1% p. a. Leicht stimuliert wurde der Verbrauch von erneuerbarer Energie (z. B. Pellets) und von Fernwärme. Aufgrund der Dämpfung der Stromnachfrage ergeben sich Einsparungen im Primärenergieeinsatz der öffentlichen Stromerzeugung von 2,8% (2007 gegenüber dem Szenario ohne Preisschock), vor allem wird weniger Gas eingesetzt (–8%). Der Einsatz von Biomasse ist dagegen um etwa 1% höher als ohne Preisschock. Die Nachfrage nach Wasserkraft und Windenergie ist nicht betroffen.

In Summe hat diese Dämpfung des Energieverbrauchs eine wesentliche Verringerung des Anstiegs der CO2-Emissionen im Zeitraum 2005/2007 zur Folge (nur rund +800.000 t). Im Jahr 2007 sind die CO2-Emissionen deshalb um etwa 3 Mio. t geringer als ohne Preisschock. Dabei beträgt die Summe der CO2-Emissionseinsparung in Industrie und Energieversorgung rund 2 Mio. t. Im Verkehr fällt die Emissionssteigerung um etwa 800.000 t geringer aus, im Kleinverbrauch um rund 300.000 t.