7. Dezember 2007 • Anhaltend gute Industriekonjunktur, starker Preisauftrieb bremst Konsum • Markus Marterbauer

Die österreichische Wirtschaft wuchs im III. Quartal gegenüber dem Vorjahr real um 3,4%. Der Boom in der Exportindustrie hielt an, für die kommenden Quartale lassen die Ergebnisse des WIFO-Konjunkturtests eine nur leichte Abschwächung erwarten. Hingegen nahm die Konsumnachfrage sehr verhalten zu. Die Beschleunigung des Preisauftriebs bremst den Anstieg der verfügbaren Realeinkommen und der Verbrauchsausgaben der privaten Haushalte.

Die österreichische Wirtschaft setzte im III. Quartal ihr kräftiges Wachstum fort. Das BIP erhöhte sich laut Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnung des WIFO gegenüber dem Vorjahr real um 3,4%. Die wichtigste Stütze der Konjunktur bildete einmal mehr die robuste Ausweitung der Sachgüterproduktion (+7,9% gegenüber dem Vorjahr), die vom kräftigen Güterexport getrieben wird (+5,9%). Die heimischen Exporteure profitieren von der auch im III. Quartal starken Expansion der Weltwirtschaft. Das Wirtschaftswachstum betrug in der EU und in den USA real knapp 3%, in den Schwellenländern war es wesentlich höher. Nun mehren sich allerdings die Anzeichen für eine deutliche Verlangsamung der Entwicklung, vor allem in den USA, wo die Krise im Wohnbausektor zunehmend auf die Konsumnachfrage ausstrahlt. Zudem sind die Turbulenzen auf den internationalen Finanzmärkten nach wie vor nicht überwunden. Die Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft des Euro-Raumes wird durch die effektive Aufwertung des Euro beeinträchtigt.

In Österreich bildete im 1. Halbjahr 2007 auch die Bauwirtschaft einen Konjunkturmotor. Die Nachfrage war insbesondere im Tiefbau so kräftig, dass nicht nur Produktion und Beschäftigung, sondern auch die Preise (+3,9%) kräftig stiegen. Nun zeichnet sich eine allmähliche Abkühlung der raschen Expansion ab. Die Wertschöpfung erhöhte sich im III. Quartal real noch um 2,2%, der Beschäftigungszuwachs verlangsamte sich im Oktober auf +0,5%. Im III. Quartal zogen auch die Ausrüstungsinvestitionen an (+6,7%). Insgesamt belebt sich allerdings die Investitionstätigkeit schwächer, als angesichts der guten Exportkonjunktur zu erwarten wäre.

Vor allem aber springt der Aufschwung nicht auf die Konsumnachfrage der privaten Haushalte und die von ihr abhängigen Wirtschaftszweige über. Der private Verbrauch stieg im III. Quartal gegenüber dem Vorjahr real um nur 1,9% und damit neuerlich viel schwächer als im langfristigen Vergleich. Die Wertschöpfung erhöhte sich im Einzelhandel real um 1,2%, Kfz-Handel und Großhandel verzeichneten einen Rückgang.

Übersicht 1: Ergebnisse der vierteljährlichen Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung

 2005200620062007
   II. QuartalIII. QuartalIV. QuartalI. QuartalII. QuartalIII. Quartal
   Veränderung gegen das Vorquartal in %
Real, saison- und arbeitstägig bereinigt

 

 

 

 

 

 

Konsumausgaben insgesamt

 

 

+0,4

+0,4

+0,4

+0,4

+0,4

+0,8

  Private Haushalte1)

 

 

+0,4

+0,3

+0,4

+0,4

+0,4

+0,5

  Staat

 

 

+0,5

+0,5

+0,4

+0,3

+0,4

+2,0

Bruttoinvestitionen

 

 

+0,8

+0,8

+0,8

+0,7

+0,5

+0,4

  Bruttoanlageinvestitionen

 

 

+1,2

+1,3

+1,4

+1,3

+0,8

+0,7

  Ausrüstungen

 

 

+0,2

+0,2

+1,0

+0,9

+0,9

+0,7

  Bauten

 

 

+1,8

+2,1

+1,6

+1,0

+0,6

+0,3

Exporte

 

 

+0,9

+2,0

+2,2

+1,7

+0,9

+1,2

  Waren

 

 

+0,5

+2,2

+2,4

+2,0

+0,7

+0,9

  Dienstleistungen

 

 

+1,5

+1,6

+1,6

+1,6

+1,7

+1,6

Importe

 

 

+1,4

+1,6

+1,6

+1,1

+0,4

+1,0

  Waren

 

 

+1,5

+1,5

+1,5

+1,3

+0,7

+1,1

  Dienstleistungen

 

 

+1,7

+1,6

+0,9

+0,2

+0,2

+0,5

Bruttoinlandsprodukt

 

 

+0,8

+0,8

+0,8

+1,0

+0,7

+0,8

Sachgütererzeugung

 

 

+2,0

+2,0

+2,7

+2,2

+1,3

+1,3

         
 Veränderung gegen das Vorjahr in %
Real, berechnet auf Basis von Vorjahrespreisen

 

 

 

 

 

 

Konsumausgaben insgesamt

+2,0

+2,1

+2,4

+1,9

+1,9

+1,0

+1,6

+2,2

  Private Haushalte1)

+2,0

+2,1

+2,5

+1,7

+1,9

+0,8

+1,6

+1,9

  Staat

+1,9

+2,1

+2,1

+2,4

+2,0

+1,3

+1,4

+3,1

Bruttoinvestitionen

–1,3

+3,7

+1,9

+4,6

+1,4

+11,9

–1,1

+6,3

  Bruttoanlageinvestitionen

+0,3

+3,8

+1,0

+4,4

+3,8

+9,6

+3,4

+4,3

  Ausrüstungen

+1,0

+1,5

+2,5

+1,6

–4,1

+8,1

+1,6

+6,7

  Bauten

+0,1

+5,1

+0,1

+6,0

+7,8

+12,0

+4,4

+2,8

Exporte

+6,2

+7,5

+6,0

+5,8

+8,4

+7,9

+8,3

+6,8

  Waren

+6,3

+7,9

+4,8

+6,6

+8,6

+9,6

+8,0

+5,9

  Dienstleistungen

+6,2

+6,4

+9,6

+3,7

+8,1

+3,3

+8,9

+8,9

Importe

+5,0

+5,6

+4,1

+4,6

+5,6

+8,1

+4,4

+5,5

  Waren

+5,7

+5,5

+3,9

+4,8

+4,1

+9,3

+5,0

+6,5

  Dienstleistungen

+2,6

+6,1

+4,7

+3,9

+10,9

+2,5

+1,7

+1,9

Bruttoinlandsprodukt

+2,0

+3,3

+2,8

+3,0

+3,4

+3,6

+3,4

+3,4

Sachgütererzeugung

+3,2

+8,8

+6,1

+7,8

+10,0

+9,5

+8,0

+7,9

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bruttoinlandsprodukt, nominell

+3,9

+5,1

+4,9

+4,9

+5,3

+6,0

+5,7

+6,2

Q: WIFO. –  1) Einschließlich privater Organisationen ohne Erwerbszweck.

Die Ausweitung der Verbrauchsausgaben der privaten Haushalte wird vor allem vom verhaltenen Anstieg der nominellen Einkommen gebremst. Zuletzt dämpfte allerdings auch der Preisauftrieb Realeinkommen und Konsumnachfrage. Im Oktober betrug die Inflationsrate 2,8%. Sie wird in erster Linie von der kräftigen Verteuerung von Milchprodukten sowie Treibstoffen, Strom und Gas getrieben. Die aktuelle Entwicklung der Erzeugerpreise für Nahrungsmittel und der Notierungen auf dem Rohölweltmarkt lassen für die kommenden Monate keine Entspannung des Preisauftriebs auf Verbraucherebene erwarten.

Abbildung 1: Entwicklung des realen Bruttoinlandsproduktes

Veränderung gegen das Vorjahr bzw. Vorquartal in %

Q: WIFO.

Nähere Informationen entnehmen Sie bitte dem WIFO-Monatsbericht 12/2007!