6. Juni 2007 • Starke Industrie treibt Konjunktur • Sandra Steindl

Im Umfeld der robusten europäischen Konjunktur wuchs die österreichische Wirtschaft im I. Quartal, um Saison- und Arbeitstagseffekte bereinigt, gegenüber der Vorperiode real um 0,9%. Das Vorjahresniveau wurde real um 3,5% übertroffen. Getragen wurde die Expansion neben der abermals starken Sachgütererzeugung auch von der vom milden Winter begünstigten Bauproduktion. Die Stimmung der Unternehmen ist weiterhin gut, die Auftragslage erreicht Rekordwerte. Die monatlichen Konjunkturumfragen des WIFO deuten jedoch für die nächsten Monate auf eine Stabilisierung der dynamischen Industriekonjunktur hin.

Gemäß den revidierten Zahlen expandierte die österreichische Wirtschaft im I. Quartal real saison- und arbeitstagsbereinigt gegenüber der Vorperiode um 0,9% (nach +0,7% im IV. Quartal). Im Vorjahresvergleich betrug das Wachstum 3,5%. Getragen wurde die Entwicklung erneut von der Sachgütererzeugung (real +1,6% gegenüber der Vorperiode) und der Bauwirtschaft (real +0,9% gegenüber der Vorperiode).

Angesichts der guten Absatzlage tätigten die Unternehmen verstärkt Erweiterungsinvestitionen: Die Nachfrage nach Ausrüstungsgütern übertraf das Ergebnis des Vorquartals real um 0,7%. Auch die Bauinvestitionen stiegen im I. Quartal deutlich (real +1,0% gegenüber dem Vorquartal). Begünstigt vom milden Winterwetter zogen sowohl die Wohnbau- als auch die Nichtwohnbauinvestitionen merklich an. Die Außenhandelsergebnisse blieben hinter den hohen Raten des Vorjahres zurück: Die Ausfuhr von Gütern erhöhte sich gegenüber dem Vorquartal saisonbereinigt um 1,3%, die Importe nahmen um 0,7% zu.

Die internationalen Rahmenbedingungen sind zurzeit günstig. Während die Industriekonjunktur in den USA in den letzten Monaten abflachte, verzeichnet die europäische Wirtschaft weiterhin ein stabiles Wachstum. Die Investitionstätigkeit wird zur treibenden Kraft, und der Aufschwung gewinnt an geographischer Breite. Im Euro-Raum übertraf die Wirtschaftsleistung im I. Quartal das Vorquartal saisonbereinigt um real 0,6%. Trotz der Konsumeinbußen zu Jahresbeginn im Gefolge der Mehrwertsteueranhebung gewann das Wachstum in Deutschland dank der kräftigen Industrie neuerlich an Schwung und erreichte 0,5%. Stimmungsindikatoren zeigen für das laufende Quartal ein hohes Maß an Zuversicht im Unternehmenssektor, die Auftragseingänge stiegen in der Industrie weiterhin kräftig.

Auch in Österreich weisen die Ergebnisse des WIFO-Konjunkturtests vom Mai auf eine Ausweitung der Industrieproduktion hin, deren Höhepunkt dürfte aber bereits erreicht sein dürfte. Die Sachgütererzeugung meldete so hohe Auftragsbestände wie seit dem Jahr 1990 nicht mehr. Mit der Stabilisierung des Arbeitsmarktes hellt sich auch die Verbraucherstimmung deutlich auf. Im I. Quartal stiegen die privaten Konsumausgaben jedoch nur schwach (real +1,5% gegenüber dem Vorjahr), die Veränderungsrate wurde durch den wetterbedingten Rückgang des Brennstoffverbrauchs gedrückt. Der Einzelhandel verzeichnete einen besonders günstigen Geschäftsgang. Die Wertschöpfung nahm im Handel saisonbereinigt gegenüber dem Vorquartal real um 0,5% zu (gegenüber dem Vorjahr +2,4%), wobei die mäßige Entwicklung im Kfz-Handel dämpfend wirkte.

Übersicht 1: Ergebnisse der vierteljährlichen Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung

   200520062007
   IV. QuartalI. QuartalII. QuartalIII. QuartalIV. QuartalI. Quartal
   Veränderung gegen das Vorquartal in %
Real, saison- und arbeitstägig bereinigt

 

 

 

 

 

 

Konsumausgaben insgesamt

 

 

+0,5

+0,4

+0,4

+0,4

+0,4

+0,3

  Private Haushalte1)

 

 

+0,5

+0,4

+0,5

+0,5

+0,4

+0,3

  Staat

 

 

+0,4

+0,3

+0,1

+0,2

+0,3

+0,3

Bruttoinvestitionen

 

 

+0,3

+0,5

+1,1

+1,3

+1,1

+1,0

  Bruttoanlageinvestitionen

 

 

+0,7

+1,1

+1,3

+1,3

+1,1

+1,0

  Ausrüstungen

 

 

+0,7

+0,5

+0,7

+0,9

+0,5

+0,7

  Bauten

 

 

+0,8

+1,4

+1,6

+1,7

+1,4

+1,0

Exporte

 

 

+1,6

+2,8

+1,4

+1,3

+1,2

+1,1

  Waren

 

 

+2,2

+2,8

+2,4

+1,8

+1,5

+1,3

  Dienstleistungen

 

 

+1,5

+1,6

+1,0

+0,7

+0,6

+0,7

Importe

 

 

+1,2

+2,3

+1,4

+1,2

+1,0

+0,6

  Waren

 

 

+1,5

+1,7

+1,8

+1,2

+0,9

+0,7

  Dienstleistungen

 

 

+0,8

+3,9

+0,8

+1,1

+0,7

+0,5

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bruttoinlandsprodukt

 

 

+0,9

+0,7

+0,8

+0,9

+0,7

+0,9

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Sachgütererzeugung

 

 

+1,7

+1,9

+2,3

+2,5

+1,9

+1,6

         
 20052006200520062007
   IV. QuartalI. QuartalII. QuartalIII. QuartalIV. QuartalI. Quartal
 Veränderung gegen das Vorjahr in %
Real, berechnet auf Basis von Vorjahrespreisen

 

 

 

 

 

 

Konsumausgaben insgesamt

+1,8

+1,8

+2,3

+1,7

+2,1

+1,6

+1,8

+1,3

  Private Haushalte1)

+1,7

+2,0

+2,5

+1,7

+2,4

+1,8

+2,1

+1,5

  Staat

+1,9

+1,2

+1,8

+1,8

+1,1

+0,9

+0,9

+0,8

Bruttoinvestitionen

–0,4

+3,3

–2,7

+4,0

+2,7

+4,5

+2,4

+16,3

  Bruttoanlageinvestitionen

+0,3

+4,3

–0,6

+5,2

+2,2

+4,4

+5,4

+6,8

  Ausrüstungen

+0,2

+3,2

–2,6

+4,3

+2,8

+3,0

+2,8

+4,1

  Bauten

+0,4

+5,2

+0,8

+7,0

+1,8

+5,5

+7,1

+10,3

Exporte

+6,4

+8,8

+6,6

+11,5

+8,0

+7,7

+8,2

+4,9

  Waren

+5,8

+10,2

+5,7

+14,7

+7,3

+9,2

+10,0

+6,2

  Dienstleistungen

+8,1

+4,8

+9,6

+3,5

+10,3

+3,7

+2,4

+1,6

Importe

+5,2

+6,8

+1,9

+9,8

+5,3

+5,9

+6,4

+4,4

  Waren

+5,9

+6,6

+1,7

+10,3

+5,2

+6,2

+5,2

+4,9

  Dienstleistungen

+2,6

+7,3

+2,9

+7,8

+5,8

+5,2

+10,5

+1,8

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bruttoinlandsprodukt

+2,0

+3,1

+2,6

+3,2

+3,2

+3,2

+2,8

+3,5

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Sachgütererzeugung

+2,6

+7,9

+7,0

+6,7

+6,6

+9,0

+9,0

+8,9

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bruttoinlandsprodukt, nominell

+3,9

+4,7

+4,2

+4,3

+5,1

+4,8

+4,7

+5,5

Q: WIFO. –  1) Einschließlich privater Organisationen ohne Erwerbszweck.

Die Inflationsrate (VPI) lag im April bei 1,8%. Laut HVPI war sie mit 1,7% niedriger als im Durchschnitt des Euro-Raums. Vor allem Leistungen für die Instandhaltung von Wohnungen verteuerten sich.

Die gute Konjunktur wirkt sich weiterhin positiv auf den Arbeitsmarkt aus. Im Mai stieg die aktive Beschäftigung in Österreich um 2,0%, die Zahl der Arbeitslosen verringerte sich auf 197.800 (–6,6% gegenüber dem Vorjahr). Die Arbeitslosenquote betrug saisonbereinigt laut nationaler Definition 6,8%, laut Eurostat 4,4%.

Abbildung 1: Entwicklung des realen Bruttoinlandsproduktes

Veränderung gegen das Vorjahr bzw. Vorquartal in %

Q: WIFO.

Nähere Informationen entnehmen Sie bitte dem WIFO-Monatsbericht 6/2007!