30. März 2007 • Wohnbau und Wohnhaussanierung als Konjunkturmotor • Margarete Czerny

In seiner soeben erschienenen Studie "Wohnbau und Wohnhaussanierung als Konjunkturmotor" analysiert das WIFO die gesamtwirtschaftlichen Effekte des Wohnbaus und deren wichtigste Einflussfaktoren vor dem Hintergrund der geänderten Rahmenbedingungen sowie den Handlungsbedarf der Wirtschaftspolitik und leitet wohnungspolitische Empfehlungen ab.

Die vom Wirtschaftsministerium beauftragte Studie kommt zu folgenden Ergebnissen:

Mittelfristig durch steigende Zuwanderung erhöhter Wohnungsbedarf: zusätzlich 10.000 Wohnungen pro Jahr

Aufgrund der veränderten Bevölkerungsentwicklung und der Zuwanderung ist mittelfristig mit einem zusätzlichen jährlichen Bedarf von rund 10.000 Wohnungen zu rechnen, der sich zunächst nur zum Teil aus der Reserve decken lässt. Derzeit werden rund 43.000 Wohnungen pro Jahr fertig gestellt. In etwa fünf bis zehn Jahren sollte die jährliche Wohnbauleistung auf rund 55.000 Wohnungen angehoben werden.

Wohnbau als stabilisierender Faktor in der Gesamtwirtschaft: Wohnbauförderung als wirtschaftspolitisches Steuerungsinstrument verstärkt nutzen

Von der Entwicklung des Wohnbaus kann ein stabilisierender Einfluss auf das Bruttoinlandsprodukt ausgehen. Zudem übt das Fördersystem in Österreich eine nachfragesteuernde Wirkung aus. Die Wohnbauförderung könnte deshalb in Zukunft gezielter als wirtschaftspolitisches Instrument bei schwacher Konjunktur eingesetzt werden.

Österreichische Wohnbauförderung eignet sich als Instrument der sozialen und ökologischen Wohnungspolitik

Anders als viele andere europäische Länder verfügt Österreich mit dem Wohnbauförderungssystem über ein wirksames Instrument zur Lenkung der Wohnbauentwicklung sowohl in ökonomischer Hinsicht als auch in Hinblick auf soziale, regionalpolitische und vor allem ökologische Aspekte. Der Bund überweist jährlich 1,78 Mrd. Euro an Zweckzuschüssen an die Bundesländer. Die Ausgaben für die Wohnbauförderung betrugen im Durchschnitt der letzten zehn Jahre rund 2,3 Mrd. Euro pro Jahr. Das Fördersystem bietet eine Vielfalt von Gestaltungsmöglichkeiten, die in Zukunft verstärkt genutzt werden sollten.

Wohnungspolitische Empfehlungen: Gezielter Einsatz der Förderungsprogramme

Um den Wohnungsbedarf decken zu können, sollte die Wohnbauförderung durch neue Förderprogramme als Lenkungsinstrument mittelfristig einen neuen Stellenwert erhalten. Dabei ist verstärkt auf die Bereitstellung von sozialem Wohnraum zu achten. Darüber hinaus wären Innovationen im Bereich der Wohninfrastruktur und im Bereich der wohnungsbezogenen Dienstleistungen anzustreben. Eine zentrale Rolle wird eine geeignete Reaktion auf die Alterung der Gesellschaft spielen – etwa in Bezug auf eine Anpassung der Wohnbauförderungsprogramme für Ältere oder auf eine Forcierung von barrierefreiem Bauen (wie sie auch im Regierungsprogramm vorgesehen ist) – und auf die ökologischen Herausforderungen:

Ökologischer Wohnbau: Diffusion des Niedrigenergie- und Passivhausstandards erhöhen – Anhebung der Sanierungsrate von 2% auf 5%

Durch gezielte Anreizfinanzierung sollte in Österreich flächendeckend ein Standard für Niedrigenergie- und Passivhäuser gesetzt werden. Zugleich sollte die thermische Sanierungsquote mittelfristig von 2% auf 5% angehoben werden; ein großes Potential besteht in der umfassenden thermischen Sanierung von Ein- und Zweifamilienhäusern. Hier wäre eine steuerliche Förderung der thermischen Wohnhaussanierung in Ergänzung zur Wohnbauförderung der Länder in Erwägung zu ziehen. Dies würde die private Sanierungstätigkeit stimulieren und die Qualität des österreichischen Wohnungsbestands heben sowie neben den ökologischen Vorteilen zusätzlich Beschäftigungs- und Wachstumsimpulse schaffen.

Eine weitere Verbesserung würden folgende wohnungspolitische Maßnahmen bringen:

  • Schaffung von gesetzlichen Rahmenbedingungen für das "Energiecontracting" im Bereich der privaten Wohnhaussanierung

  • Verstärkte Nutzung von Energiecontracting und Reconstructing in der gemeinnützigen Wohnungswirtschaft

  • Wohnungseigentum: gesetzliche Verankerung einer Mindestrücklage für thermische Sanierung

Pflegedienst-Wohnungen für Pflegepersonal

Teil einer Entwicklung von neuen Formen der Altenpflege wäre das Angebot von Pflegedienst-Wohnungen: Insbesondere im gemeinnützigen Wohnbau, aber auch im privaten Wohnbau könnte dieses Konzept helfen, Älteren die Pflege in der eigenen Wohnung zu erleichtern, weil das Pflegepersonal in unmittelbarer Nähe wohnen könnte. Eine permanente Erreichbarkeit des Pflegepersonals von zuhause könnte die Lebensqualität der Älteren wesentlich verbessern und aus gesamtwirtschaftlicher Sicht die Betreuungs- und Pflegekosten senken.

Know-how-Exportoffensive

Das Wachstumspotential ist im Wohnbau in den MOEL doppelt so hoch wie in Österreich. Mit der Besserung der Einkommenssituation der Bevölkerung wird auch die Bereitschaft zu Investitionen in die Wohnhaussanierung und in den innovativen energieeffizienten Neubau zunehmen. Diese Entwicklung wäre zu unterstützen, um die Marktchancen der heimischen Wohnungswirtschaft durch eine gezielte Exportoffensive zu verbessern.

Nähere Informationen entnehmen Sie bitte der folgenden WIFO-Studie: Margarete Czerny, Michael Weingärtler, Wohnbau und Wohnhaussanierung als Konjunkturmotor, im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Arbeit, http://www.wifo.ac.at/wwa/jsp/index.jsp?fid=23923&id=28300&typeid=8&display_mode=2!