27. Februar 2007 • Weltwirtschaftswachstum beschleunigt sich, Leistungsbilanzungleichgewichte bleiben hoch. Mittelfristige Prognose der Weltwirtschaft bis 2011 • Stephan Schulmeister

Bis 2011 dürften die Weltproduktion um 4½% und der Welthandel um nahezu 8% pro Jahr expandieren und damit rascher als zwischen 2000 und 2006 (+3,8% bzw. +6,8% pro Jahr). In der EU 25 sollte sich das Wirtschaftswachstum von 1,9% auf 2,3% pro Jahr beschleunigen, in den USA von 2,5% auf 3,1%. Die stärkste Dynamik wird die Wirtschaft weiterhin in China (+8,7%) und Indien (+7,5%) entfalten. Diese Prognose geht von folgenden Annahmen aus: Der Dollarkurs wird gegenüber dem Euro bis 2008 weiter sinken und sich in der Folge stabilisieren. Demnach steigt der Euro-Kurs bis 2008 auf 1,42 $, in erster Linie wegen einer Wachstumsabschwächung in den USA, und geht danach bis 2011 geringfügig zurück (auf 1,35 $). Ausschlaggebend für die anhaltende Unterbewertung des Dollars sind das hohe Leistungsbilanzdefizit der USA und ihre enorme Auslandsverschuldung. Der Erdölpreis (Brent) dürfte 2007 60 $ je Barrel betragen und danach schrittweise auf 65 $ im Jahr 2011 steigen. Dafür ist in erster Linie die hohe Wachstumsdynamik der Weltwirtschaft bestimmend. Die kurzfristigen Zinsen werden im Euro-Raum im Durchschnitt 2007/2011 mit 2,8% niedriger bleiben als in den USA (4,8%).

Die Überschussländer wie China, Japan, Deutschland oder die OPEC werden ihre Importe stärker ausweiten als ihre Exporte, das Gegenteil gilt für das Defizitland USA. Die Ungleichgewichte in den Leistungsbilanzen werden sich daher leicht verringern, ihr Niveau bleibt aber hoch, insbesondere das Defizit der USA (Übersicht 1).

Die Weltproduktion dürfte nahezu stetig um 4,4% pro Jahr expandieren, merklich rascher als in jeder Fünfjahresperiode seit 1980. Diese günstigen Wachstumsaussichten ergeben sich auch daraus, dass für den Prognosezeitraum weder eine Rezession erwartet wird noch eine internationale Finanzkrise oder ein "Erdölpreisschock". Aus diesem Grund erhöht sich das Wachstumstempo gegenüber 2000/2006 in den meisten Regionen bzw. Volkswirtschaften in nahezu gleichem Ausmaß, nämlich um etwa ½ Prozentpunkt. Lediglich in China und Russland, deren Wirtschaft in den vergangenen sechs Jahren besonders stark expandierte, wird sich das Wachstum etwas abschwächen (Übersicht 1). Im Durchschnitt der EU 25 wird sich das BIP um 2,3% pro Jahr erhöhen, deutlich rascher als zwischen 2000 und 2006 (+1,9%). In den 10  neuen EU-Ländern ("Erweiterungsländer 2004") wird das Wirtschaftswachstum weiterhin etwa doppelt so hoch ausfallen wie in der EU 15 (+4,5% gegenüber +2,2%).

Übersicht 1: Entwicklung der Weltwirtschaft

 Ø 1980/
1985
Ø 1986/
1990
Ø 1991/
1995
Ø 1996/
2000
Ø 2001/
2006
Ø 2007/
2011
       
Wechselkurse, $ je Euro

0,91

1,14

1,24

1,10

1,12

1,38

Zinssätze, kurzfristig

 

 

 

 

 

 

  USA, in %

10,1

6,8

4,3

5,1

2,5

4,8

  Euro-Raum, in %

8,6

6,2

8,0

4,0

2,9

2,8

Erdölpreis (Brent), $ je Barrel

31,2

18,0

17,9

19,7

39,4

62,8

Leistungsbilanzsalden, Mrd. $

 

 

 

 

 

 

  USA

–50,3

–121,5

–73,4

–238,7

–619,3

–843,8

  Deutschland

–18,5

9,7

–26,1

–19,8

70,7

100,6

  Russland

–2,5

–2,5

5,3

16,5

58,0

95,8

  OPEC

11,5

–1,0

–19,1

32,1

157,4

303,2

       
 Ø 1980/
1985
Ø 1985/
1990
Ø 1990/
1995
Ø 1995/
2000
Ø 2000/
2006
Ø 2006/
2011
 Jährliche Veränderung in %
       
Weltproduktion (BIP)

+2,6

+3,7

+2,7

+3,8

+3,8

+4,4

Industrieländer

+2,4

+3,4

+2,0

+3,3

+2,4

+2,9

  USA

+3,2

+3,3

+2,5

+4,1

+2,5

+3,1

  Japan

+3,1

+4,8

+1,4

+1,0

+1,6

+2,0

  EU 25

+2,9

+1,9

+2,3

  EU 15

+1,5

+3,3

+1,6

+2,8

+1,7

+2,2

  Deutschland

+1,1

+3,4

+1,6

+2,0

+0,9

+1,5

  Neue EU-Länder

+4,2

+4,4

+4,5

Russland

+3,0

+1,3

–9,1

+1,6

+6,4

+6,0

China

+10,7

+7,9

+12,3

+8,6

+9,7

+8,7

OPEC

–0,2

+2,0

+4,5

+3,2

+4,1

+4,6

Afrika

+2,7

+2,8

+1,5

+4,0

+4,1

+4,2

Lateinamerika

+0,1

+1,9

+4,3

+2,6

+2,1

+3,7

 

 

 

 

 

 

 

Welthandel, Exporte

+2,2

+5,7

+6,5

+7,7

+6,8

+7,7

Industrieländer

 

 

 

 

 

 

  Exporte

+3,4

+4,8

+5,9

+8,0

+4,7

+6,7

  Importe

+2,5

+6,4

+5,5

+9,1

+4,9

+6,2

USA

 

 

 

 

 

 

  Exporte

–0,7

+10,9

+7,7

+7,9

+2,9

+10,1

  Importe

+8,4

+5,4

+7,8

+11,9

+4,9

+5,6

EU 15

 

 

 

 

 

 

  Exporte

+3,7

+4,6

+4,5

+7,2

+3,4

+6,3

  Importe

+1,8

+6,8

+3,7

+7,8

+3,7

+6,8

Q: Oxford Economic Forecasting, WIFO.

Nähere Informationen entnehmen Sie bitte dem WIFO-Monatsbericht 2/2007!