22. Jänner 2007 • Gender-Budget-Analyse für Oberösterreich • Christine Mayrhuber, Margit Schratzenstaller

Das WIFO hat im Rahmen einer Gender-Budget-Analyse (Budgetanalyse aus Geschlechterperspektive) die Ausgaben des Landes Oberösterreich in den Bereichen Bildung, Gesundheit und Sport untersucht; diese Bereiche umfassen gut ein Drittel der gesamten Ausgaben des Landes. Die Ausgabeninzidenzanalyse zeigt, dass rund 56% der Gesundheitsausgaben direkt auf Frauen und etwa 44% auf Männer entfallen, verglichen mit einem Frauenanteil von 51% und einem Männeranteil von 49% an der gesamten Wohnbevölkerung. Gemäß einer Beschäftigungsanalyse für den Bildungsbereich verdienen Frauen in fast allen Schultypen weniger als Männer und sind fast durchwegs in den Leitungsfunktionen unterrepräsentiert.

Ausgabeninzidenzanalysen liefern u. a. eine Basis für die Untersuchung der Verteilung der staatlichen Ausgaben für öffentlich bereitgestellte Leistungen auf die Personen, die diese Leistungen beziehen. Demnach entfallen in Oberösterreich 55,6% der gesamten Ausgaben in den analysierten Gesundheitsbereichen direkt auf Frauen bzw. Mädchen und 44,4% direkt auf Männer bzw. Buben, während der Frauenanteil an der gesamten Wohnbevölkerung 51,1% beträgt und der Männeranteil 48,9%. Allerdings liegen dieser Zurechnung vereinfachende Annahmen zugrunde, die für einige Bereiche zu hinterfragen sind (z. B. identische Nutzungsintensität oder einheitliche Durchschnittsausgaben pro Person). Auch erfolgt die Zuordnung der Gesamtausgaben ausschließlich nach dem Ausmaß des direkten Leistungsbezugs, Effekte auf mittelbare Nutzerinnen und Nutzer werden vollständig ausgeblendet. Damit werden etwa Gesundheitsaufwendungen im Zusammenhang mit Schwangerschaft und Geburt den Frauen zugerechnet, obwohl diese Ausgaben auch den Säuglingen und Kindern zugute kommen.

Gemäß der Beschäftigungsanalyse finden im Bildungsbereich überwiegend Frauen (drei Viertel) eine Beschäftigung. Mit zunehmendem Alter der Zielgruppen von Bildungseinrichtungen sinkt der Anteil der dort beschäftigten Frauen: So sind etwa in Kindergärten 99,5% aller Beschäftigten weiblich, während der Frauenanteil am Lehrkörper von Fachhochschulen nur knapp ein Viertel beträgt. Frauen verdienen in beinahe allen Schultypen weniger als Männer. In fast allen Bereichen sind sie in den Leitungsfunktionen, gemessen an ihrem Anteil an der Gesamtbeschäftigung im Bildungsbereich, zum Teil deutlich unterrepräsentiert.

Ein wichtiges Ziel von Gender-Budget-Analysen ist es, Querverbindungen zwischen öffentlichen Ausgaben und unbezahlter Arbeit, z. B. in Form ehrenamtlichen Engagements, sichtbar zu machen. Insgesamt ergibt sich in den drei untersuchten Bereichen ein relativ ausgewogenes Geschlechterverhältnis der ehrenamtlich Tätigen. Der Anteil der Frauen an den ehrenamtlich Tätigen ist mit 45% geringer als an der Zahl der Beschäftigten (57%).

Insgesamt dienen Gender-Budget-Analysen zur Erfassung und Systematisierung der Anreizwirkungen, die öffentliche Haushalte und die öffentliche Hand auf Frauen und Männer haben. Damit werden eine effiziente Steuerung öffentlicher Mittel und ein gezielter Ressourceneinsatz forciert. Auch bilden Gender-Budget-Analysen einen wichtigen Grundstein für die Verbesserung der Gleichstellung der Geschlechter, wenn es gelingt, sie flächendeckend und systematisch in allen Bereichen der öffentlichen Haushalte zu verankern.

Nähere Informationen entnehmen Sie bitte dem WIFO-Monatsbericht 1/2007 und der folgenden WIFO-Studie: Christine Mayrhuber, Michaela Neumayr, Margit Schratzenstaller (WIFO), Birgit Buchinger, Ulrike Gschwandtner (Solution), Gender-Budget-Analyse für Oberösterreich (468 Seiten, 70 Euro, kostenloser Download: http://publikationen.wifo.ac.at/pls/ wifosite/wifosite.wifo_search.get_abstract_type?p_language=1&pubid=27105, Kurzfassung 66 Seiten, 25 Euro, kostenloser Download: http://publikationen.wifo.ac.at/pls/wifosite/ wifosite.wifo_search.get_abstract_type?p_language=1&pubid=27104!