4. Jänner 2006 • Potentialwachstum in Österreich. Schätzung und Diskussion der angebotsseitigen Wachstumschancen • Sandra Steindl

Das Potentialwachstum beschreibt die von der Angebotsseite bestimmten Möglichkeiten für das Wirtschaftswachstum, wenn die mittelfristig verfügbaren Produktionsfaktoren Kapital, Arbeit und Technologie mit "normaler" Intensität genutzt werden. Trotz der ausgeprägten Präsenz des Konzepts in der wirtschaftspolitischen Diskussion gibt es keine Standardmethode zur Schätzung. Eine hohe Arbeitslosenquote verbunden mit Maßnahmen zur Schulung und Frühpensionierung deutet auf eine Unterauslastung des Faktors Arbeit und einen möglichen Wachstumsspielraum hin. Je nach Einschätzung der Einsatzfähigkeit von vorgemerkten und versteckten Arbeitslosen wird das Potentialwachstum für das Jahr 2006 auf 2,5% bis 2,9% geschätzt.

Das Potentialwachstum ist als Größe nicht beobachtbar. Es zeigt die Wachstumsmöglichkeiten einer Volkswirtschaft bei "normaler" Auslastung der gegebenen Struktur des Angebotes an Produktionsfaktoren. Kurzfristige Konjunktureinflüsse bleiben unberücksichtigt. In welchem Ausmaß die Struktur des Angebotes als gegeben oder doch als mittelfristig veränderbar definiert wird, beeinflusst sowohl Ergebnis als auch Interpretation der Schätzung. Gerade in Zeiten hoher Arbeitslosigkeit stellt sich die Frage, ob das potentielle Arbeitskräfteangebot nicht weiter definiert werden könnte, weil ein Teil der Arbeitslosen mittelfristig in den Produktionsprozess zu integrieren wäre.

Mit einem Produktionsfunktionsansatz hat das WIFO drei Varianten des Potentialwachstums geschätzt, für die die potentielle Auslastung des Arbeitskräfteangebotes jeweils unterschiedlich definiert wurde. Für das Jahr 2006 ergibt sich ein Wachstum des Potentialprodukts zwischen 2,5% und 2,9%.

Grundsätzlich umfasst das potentielle Arbeitsangebot jene Arbeitskräfte, welche die notwendigen Fähigkeiten besitzen, sich zu den vorherrschenden Bedingungen aktiv am Arbeitsmarkt zu beteiligen; eine genaue Abgrenzung gibt es nicht. Einerseits ist der Begriff einschließlich der versteckten Arbeitslosen wie Schulungsteilnehmer und Personen in der stillen Reserve weiter gefasst als das ausgewiesene Arbeitskräfteangebot, andererseits können nicht alle Erwerbspersonen in den Produktionsprozess eingegliedert werden: Friktionen ergeben sich aus der Such- und Saisonarbeitslosigkeit sowie verfestigter Arbeitslosigkeit. Diese werden in der Studie anhand von unterschiedlichen Indikatoren modelliert.

Nähere Informationen entnehmen Sie bitte dem WIFO-Monatsbericht 12/2006!