30. November 2006 • WIFO-Weißbuch: Engpässe in der Infrastruktur beseitigen. Investitionen von 1 Mrd. Euro schaffen bis zu 12.000 Arbeitsplätze • Margarete Czerny

Die Verbesserung der Infrastruktur und intelligente Lösungen der Staubeseitigung und Verkehrsbeschleunigung sowie Innovationen im Energie- und Telekombereich sind eine der langfristigen Strategien, die das WIFO in seinem Weißbuch im Zusammenhang mit "produktivitätssteigernde Infrastruktur" vorschlägt. WIFO-Berechnungen zeigen, dass Infrastrukturinvestitionen von 1 Mrd. Euro 8.000 bis 12.000 Arbeitsplätze erzeugen.

Ausbau der Verkehrsinfrastruktur: Prioritäten setzen

Der Generalverkehrsplan sieht ein ambitioniertes Ausbauprogramm bis 2010 vor (Investitionen der ASFINAG 1,35 Mrd. Euro, der Bahn 1,4 Mrd. Euro jährlich). Kostensteigerungen sind voraussehbar, Finanzierungsprobleme zeichnen sich ab. Daher sind Prioritäten zu setzen. Die Beseitigung der Engpässe hat Vorrang. Engpässe bewirken Staukosten und wirken sich negativ auf die Wirtschaftsentwicklung aus. Derzeit bestehen Infrastrukturengpässe in den Ost-West-Verkehrsverbindungen und in Ballungsräumen. Die Schieneninvestitionen sollten auf eine rasche Fertigstellung der Westbahn konzentriert werden und das Angebot (auch U-Bahn) in den Ballungsräumen verbessern. Im Straßenverkehr haben Lückenschlüsse und die Anbindung an die EU-Erweiterungsländer Vorrang. Die Leistungsfähigkeit der bestehenden Infrastruktur kann durch Einsatz der Telematik wesentlich verbessert werden. Kurzfristige Investitionsschübe zur Konjunkturbelebung haben ihre größte Wirkung im Bereich der Gemeindeinvestitionen, da hier am ehesten heimische Unternehmen zum Zug kommen.

Energie und Telekommunikation: Versorgungssicherheit hat Vorrang

Im Bereich der Energieversorgung ist die Lücke in der Nord-Südverbindung durch den Ausbau der 380-kV-Leitung zu schließen, die dezentrale Stromerzeugung ist auszubauen, und alternative Energieträger sind zu forcieren.

In der Telekommunikation sind die flächendeckende Versorgung und der Wettbewerb im Breitbandbereich voranzutreiben. Auch die Nachfrage nach IKT-Leistungen ist zu entwickeln (Bund, Länder, Gemeinden, Weiterbildung).

Sowohl auf dem Strommarkt als auch im Telekombereich ist auf einen verstärkten Wettbewerb zu achten und für einen nichtdiskriminierenden Zugang zu den Netzen zu sorgen. Die Regulierungsbehörden sind dafür zu stärken. Zu beachten ist, dass der Wettbewerb potentiell auch durch das Entstehen von internationalen Großkonzernen eingeschränkt und die Leistung dadurch verteuert wird.

Know-how-Organisation für Export

Das Know-how österreichischer Unternehmen in bestimmten Bereichen der Infrastruktur wie z. B. Tunnelbau, Telematik, alternative Energieträger und Wasserwirtschaft soll im Export genutzt werden. Die Nachfrage nach hochwertigen Infrastrukturleistungen ist in den Erweiterungsländern sehr groß. Aufgabe der Wirtschaftspolitik ist es, die Unternehmen durch Informationen und rechtliche Rahmenbedingungen zu unterstützen.

Margarete Czerny (Koordination), Klaus S. Friesenbichler, Daniela Kletzan, Kurt Kratena, Wilfried Puwein, Michael Weingärtler, WIFO-Weißbuch: Mehr Beschäftigung durch Wachstum auf Basis von Innovation und Qualifikation. Teilstudie 10: Produktivitätssteigernde Infrastrukturinvestitionen, WIFO-Studie im Auftrag von Wirtschaftskammer Österreich, Bundesarbeitskammer, Österreichischem Gewerkschaftsbund und Landwirtschaftskammer Österreich, mit finanzieller Unterstützung von Oesterreichischer Nationalbank, Androsch International Consulting, Investkredit, Gewerkschaft Metall – Textil, Raiffeisenlandesbank Oberösterreich, Oberbank AG, D. Swarovski & Co, Rauch Fruchtsäfte Ges.m.b.H., November 2006, 83 Seiten, 40 Euro, Download 32 Euro: http://publikationen.wifo.ac.at/ pls/wifosite/wifosite.wifo_search.get_abstract_type?p_language=1&pubid=27449