17. November 2006 WIFO-Weißbuch: Vom Imitator zum Spitzenreiter. Forschung und Innovation als Motor des Wachstums Hannes Leo"Eine künftige Bundesregierung muss auch weiterhin in Forschung, Technologie und Innovation investieren, um die Wachstumschancen der österreichischen Unternehmen zu verbessern. Allein um das EU-Ziel Forschungs- und Entwicklungsausgaben von 3% des BIP zu erreichen, müssen die öffentlichen Ausgaben um rund 11% p. a. steigen. Diese Ausgabensteigerungen sind aber erst dann sinnvoll, wenn das österreichische Innovationssystem in der Lage ist, diese Mittel effizient zu verarbeiten. Dazu sind radikalere Innovationsanstrengungen der Unternehmen notwendig, markante Reformen im Bildungssystem und insbesondere im Universitäts- und Hochschulbereich Voraussetzung. Ohne eine Veränderung der Organisation der Forschungs-, Technologie- und Innovationspolitik wird es auch nicht möglich sein, diese horizontalen Politikmaßnahmen zu implementieren", sagte der stellvertretende Leiter des Instituts für Wirtschaftsforschung (WIFO), Hannes Leo. Für eine Beschleunigung des Wirtschaftswachstums muss der Bereich der Spitzen- und Hochtechnologie wachsen. Die reine Anwendung und geringfügige Weiterentwicklung neuer Technologien kann lediglich den Status-quo sichern, nicht jedoch zusätzliches Wachstum generieren. Die große Herausforderung an das österreichische Innovationssystem besteht heute darin, mehr Unternehmen zu radikaleren Innovationen an der technologischen Front zu motivieren. In einem erfolgreichen technologischen Aufholprozess hat sich Österreich der technologischen Spitzengruppe angenähert. Lag Österreich Anfang der neunziger Jahre bezüglich der meisten Technologie- und Innovationsindikatoren unter oder höchstens im Durchschnitt der EU, ist es mittlerweile ins Mittelfeld, teilweise sogar ins Spitzenfeld aufgerückt. Im Ranking der EU-Länder (European Innovation Scoreboard) nimmt Österreich heute Rang 5 ein. Dieser Aufholprozess erfolgte durch eine Intensivierung der Forschungs- und Entwicklungsausgaben innerhalb bestehender Strukturen, ohne dass ein Strukturwandel in Richtung Hochtechnologiebranchen in Gang gekommen wäre. Der Anteil des (eng definierten) High-Tech-Sektors an den Forschungsausgaben und an der Wertschöpfung nahm im letzten Jahrzehnt sogar leicht ab. Lediglich die Branche der wissensintensiven Dienstleistungen expandierte. Eine Voraussetzung für die Neuausrichtung der Entwicklung von einer Aufholstrategie zu einer Positionierung unter den Spitzenreitern sind Veränderungen im österreichischen Bildungs- und Forschungssystem. Humankapital ist zentral für Innovationsprozesse und für eine Verbesserung der Wachstumsaussichten. Neue Ideen können nur mit Hilfe hochqualifizierter Arbeitskräfte umgesetzt werden. Daher ist eine deutliche Verbesserung des Bildungssystems in quantitativer und qualitativer Hinsicht eine Bedingung für eine "Front-Running"-Strategie. Überdies müssen die Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen verstärkt ihre Rolle als Kooperationspartner für die Wirtschaft und als Impulsgeber für gesellschaftliche Entwicklungen wahrnehmen. Dies kann die Innovationskraft direkt beeinflussen, wenn der Technologietransfer zwischen Unternehmen, Forschungsinstituten und Hochschulen gut funktioniert. Universitäten spielen auch eine wesentliche Rolle für regionale Entwicklungsprozesse. Empfehlungen
Hannes Leo (Koordination), Rahel Falk, Klaus S. Friesenbichler, Werner Hölzl, WIFO-Weißbuch: Mehr Beschäftigung durch Wachstum auf Basis von Innovation und Qualifikation. Teilstudie 8: Forschung und Innovation als Motor des Wachstums, WIFO-Studie im Auftrag von Wirtschaftskammer Österreich, Bundesarbeitskammer, Österreichischem Gewerkschaftsbund und Landwirtschaftskammer Österreich, mit finanzieller Unterstützung von Oesterreichischer Nationalbank, Androsch International Consulting, Investkredit, Gewerkschaft Metall Textil, Raiffeisenlandesbank Oberösterreich, Oberbank AG, D. Swarovski & Co, Rauch Fruchtsäfte Ges.m.b.H., November 2006, 73 Seiten, 40 Euro, Download 32 Euro: http://publikationen.wifo.ac.at/pls/wifosite/wifosite.wifo_search.get_abstract_type?p_language=1&pubid=27447 |