14. November 2006 • Wirtschaft weiter auf expansivem Kurs • Sandra Steindl

Während die Konjunktur in den USA seit dem Sommer an Dynamik einbüßt, verstärkt sie sich in Europa weiter. Die österreichische Wirtschaft wuchs im III. Quartal erneut real um 0,9% (saisonbereinigt gegenüber der Vorperiode). Das reale BIP war damit um 3,3% höher als im III. Quartal 2005. Die Impulse der Außenwirtschaft übertrugen sich auf die Inlandsnachfrage. Vor dem Hintergrund des anhaltend lebhaften Wachstums in der Industrie wurden die Investitionen neuerlich stark ausgeweitet.

Obwohl die Dynamik in den USA abebbt, befindet sich die Weltwirtschaft nach wie vor im Aufschwung; dazu tragen die Schwellenländer weiterhin erheblich bei. Nach dem kräftigen Wachstum im II. Quartal ist die Entwicklung im Euro-Raum von Optimismus geprägt, die Stimmungsindikatoren der Europäischen Kommission zeigen einen anhaltenden Aufwärtstrend. In Deutschland liegen die Industrieproduktion und der Auslastungsgrad des produzierenden Gewerbes deutlich über dem langjährigen Durchschnitt. Die Expansion stützt sich nun erstmals auch auf eine verstärkte Binnennachfrage.

In Österreich stieg das um Saison- und Arbeitstagseffekte bereinigte BIP im III. Quartal gemäß der aktuellen Schnellschätzung des WIFO gegenüber der Vorperiode real um 0,9% (nach ebenfalls +0,9% im II. Quartal). Das Wachstum wird neben der Exportwirtschaft verstärkt von der Binnennachfrage getragen. Vor allem die Investitionen ziehen an – und hier besonders die Ausrüstungsinvestitionen, die seit Jahresbeginn in Schwung kamen.

Hingegen entwickelt sich das Wachstum des Konsums der privaten Haushalte seit Jahresbeginn stabil (jeweils +0,4% gegenüber dem Vorquartal). Im Vorjahresvergleich betrug der Anstieg im III. Quartal real 1,9%.

Die Außenwirtschaft liefert nach wie vor kräftige Konjunkturimpulse. Die Exporte wuchsen mit +1,7% gegenüber dem Vorquartal nur wenig schwächer als im II. Quartal (+2,0%). Im Gefolge der guten Binnenkonjunktur entwickeln sich die Importe anhaltend dynamisch (+1,7%, II. Quartal +1,5%).

Die Industriekonjunktur ist sehr lebhaft, die Wertschöpfung expandierte im produzierenden Bereich erneut stark (real +2,6% gegenüber dem Vorquartal, II. Quartal +2,2%). Im WIFO-Konjunkturtest bewerteten die Unternehmen die Auftragslage zuletzt neuerlich sehr günstig, sie sehen die Produktion für die nächsten vier bis fünf Monate gut gesichert.

Im September ließ der Preisauftrieb merklich nach. Die Inflationsrate sank auf 1,4%, vor allem weil die Preise der Mineralölprodukte im Vorjahresvergleich schwächer stiegen.

Mit der guten Konjunktur wurden im III. Quartal erneut Beschäftigung (+59.300) und Stellenangebot ausgeweitet. Die Zahl der beim AMS vorgemerkten Arbeitslosen sank im Oktober auf 214.400 (–23.000 gegenüber dem Vorjahr). Parallel dazu stieg die Zahl der Personen in Schulungen (+10.000). Die saisonbereinigte Arbeitslosenquote betrug laut nationaler Berechnung 6,7%, laut Eurostat 4,7%.

Übersicht 1: Ergebnisse der WIFO-Schnellschätzung der vierteljährlichen Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung

 20052006
 II. QuartalIII. QuartalIV. QuartalI. QuartalII. QuartalIII. Quartal
 Saison- und arbeitstagsbereinigt, Veränderung gegen das Vorquartal in %, real
Verwendung des Bruttoinlandsproduktes      
Konsumausgaben      
  Private Haushalte1)

+0,6

+0,6

+0,5

+0,4

+0,4

+0,4

  Staat

+0,6

+0,4

+0,3

+0,3

–0,0

+0,1

Bruttoinvestitionen

–0,1

+0,3

+0,8

+1,2

+1,5

+1,7

Exporte

+1,8

+2,0

+1,8

+1,8

+2,0

+1,7

Importe

+1,1

+1,5

+1,3

+1,4

+1,5

+1,7

Bruttoinlandsprodukt

+0,7

+0,9

+0,8

+0,7

+0,9

+0,9

 

 

 

 

 

 

 

Bruttoinlandsprodukt nach Wirtschaftsbereichen

 

 

 

 

 

 

Land- und Forstwirtschaft

–1,1

+0,7

+1,9

+1,9

+1,5

+0,5

Produzierender Bereich2)

+1,6

+1,8

+1,6

+1,3

+2,2

+2,6

Bauwesen

+0,8

+0,7

+0,7

+0,7

+0,6

+0,6

Handel, Gastgewerbe und Verkehr

+0,5

+0,7

+0,5

+0,2

+0,6

+0,7

Vermögens- und Unternehmensdienstleistungen3)

+1,0

+1,0

+0,7

+0,5

+0,7

+0,6

Sonstige Dienstleistungen4)

+0,6

+0,4

+0,3

+0,2

+0,1

+0,2

Gütersteuern

+0,4

+0,7

+0,6

+0,5

+0,6

+0,7

Gütersubventionen

+0,7

+0,9

+1,1

+1,3

+1,0

+0,7

       
 Veränderung gegen das Vorjahr in %
       
Bruttoinlandsprodukt, real

+2,3

+2,1

+2,6

+2,9

+3,3

+3,3

Q: WIFO. –  1) Einschließlich privater Organisationen ohne Erwerbszweck. –  2) Bergbau, Sachgütererzeugung, Energie- und Wasserversorgung. –  3) Kreditinstitute und Versicherungen, Grundstücks- und Wohnungswesen. –  4) Öffentliche Verwaltung, Landesverteidigung, Sozialversicherung, private Dienstleistungen.

Nähere Informationen entnehmen Sie bitte dem WIFO-Monatsbericht 11/2006!