15. Mai 2006 • Unternehmen zuversichtlicher • Marcus Scheiblecker

Die jüngsten Unternehmensumfragen in Österreich und im Euro-Raum zeigen einen beträchtlichen Anstieg der Zuversicht. Auch außerhalb des Euro-Raumes wächst die Wirtschaft kräftig. Im März sank die Inflationsrate in Österreich auf 1% und erreichte den niedrigsten Stand seit 2003. Der Arbeitsmarkt profitierte im April deutlich von der Konjunkturerholung.

Die mit Unterstützung der Europäischen Kommission im April durchgeführte Konjunkturumfrage des WIFO zeigt eine anhaltende Verbesserung der Stimmung unter den Unternehmen, der aus dieser Befragung abgeleitete Vertrauensindikator der Industrie erreichte den höchsten Stand seit dem Jahr 2001. Drei Viertel der Unternehmen der österreichischen Sachgütererzeugung meldeten ausreichende oder mehr als ausreichende Auftragsbestände. Die Einschätzung der aktuellen wie auch der künftigen Geschäftslage folgt weiterhin dem seit kurzem beobachteten Aufwärtstrend. Ebenso zeichnen die Umfragen in der Bauwirtschaft und unter den Anbietern unternehmensnaher Dienstleistungen ein günstiges Bild.

Nur wenig optimistischer als in der letzten Befragung äußerten sich hingegen die privaten Haushalte. Zwar wurden sowohl die allgemeine Wirtschaftsentwicklung als auch die eigene finanzielle Situation im I. Quartal 2006 günstiger eingeschätzt als Ende 2005, allerdings ist das Verbrauchervertrauen hinsichtlich der Arbeitsmarktentwicklung gedämpft.

Österreichs Wirtschaft wuchs im I. Quartal 2006 real gegenüber der Vorperiode um 0,5% und damit wetterbedingt geringfügig schwächer als im Vorquartal. Die Impulse kamen diesmal insbesondere von der Inlandsnachfrage.

Überaus optimistisch zeigten sich die deutschen Unternehmen in der Unternehmensumfrage des ifo vom April. Nachdem der ifo-Geschäftsklimaindex bereits im Februar 2006 den höchsten Stand seit über zehn Jahren erreicht hatte, stieg er in den folgenden zwei Monaten abermals. Die in die Zukunft gerichteten Erwartungen hielten ihr hohes Niveau, während die aktuelle Wirtschaftslage neuerlich optimistischer beurteilte wurde als zuletzt. Neben einer besseren Konjunkturlage dürften jedoch auch Sondereffekte die günstige Einschätzung mitbestimmen: So ist vor der Mehrwertsteuererhöhung Anfang 2007 mit Vorziehkäufen an langlebigen Konsumgütern zu rechnen, und die Bauunternehmen profitieren heuer von der Zunahme der Baubewilligungen im Vorjahr (aufgrund des Auslaufens der Eigenheimzulage mit Ende 2005).

Die kräftige Erhöhung der Rohstoffpreise in der Vergangenheit – allen voran von Erdölprodukten – scheint erstaunlicherweise weltweit bislang keine Zweitrundeneffekte in der Inflation ausgelöst zu haben. Auch im Euro-Raum ist die Inflation nach wie vor in einem Bereich, der als Preisstabilität bezeichnet werden kann. In Österreich setzte sich der seit Oktober 2005 zu beobachtende Inflationsrückgang auch im März dieses Jahres fort. Die allgemeine Teuerungsrate gemessen am nationalen VPI erreichte mit +1% den niedrigsten Wert seit Oktober 2003.

Die gute internationale Konjunktur spiegelt sich auch in einer deutlichen Steigerung der Exportnachfrage. Im Jänner und Februar 2006 waren die Exporte laut Statistik Austria kumuliert um gut 10% höher als im Vorjahr. Die Leistungsbilanz wies im Jahr 2005 einen Überschuss von 3 Mrd. Euro aus, dies entsprach 1,2% des nominellen BIP. Der beträchtliche Anstieg gegenüber dem Jahr 2004 beruht nur zum geringeren Teil auf der guten Performance der Güterexporte – in viel größerem Umfang trug der starke Dienstleistungsexport (bei wesentlich schwächerer Zunahme des Dienstleistungsimports) zum Überschuss bei.

Im April war erstmals eine signifikante Besserung auf dem Arbeitsmarkt festzustellen. Die Beschäftigung nahm beschleunigt zu, und die Zahl der vorgemerkten Arbeitslosen verringerte sich um rund 13.400 (–5½%). Ein Großteil dieses Rückgangs ist der Ausweitung der Schulungsmaßnahmen zuzuschreiben (+11.000). Beide Entwicklungen zusammen ermöglichten eine deutliche Senkung der Arbeitslosenquote.

Nähere Informationen entnehmen Sie bitte dem WIFO-Monatsbericht 5/2006!