4. April 2006 • Tourismus wächst weltweit kräftig – in Österreich knapp 9% des BIP • Egon Smeral

2005 war im Welttourismus ein kräftiges Wachstum zu verzeichnen. In Österreich erreicht der Tourismussektor einen Anteil am BIP von knapp 9%. Die Nachfrage nach Kurzaufenthalten floriert. In den tourismusintensiven Bundesländern nimmt die Saisonalität der Nachfrage ausländischer Gäste zu.

Trotz negativer Einflüsse wie Terrorismus, Naturkatastrophen sowie ökonomischer und politischer Unsicherheiten überstieg die Zahl der Ankünfte im internationalen Tourismus 2005 erstmals 800 Mio.; dies entspricht einer Steigerung gegenüber dem Vorjahr von 5,5%. Obwohl dieser Wert unter dem Zuwachs des Jahres 2004 (+10%) lag, überstieg er den langfristigen Trendwert von rund 4% pro Jahr deutlich.

Österreich verzeichnete im Jahr 2005 19,9 Mio. Ankünfte ausländischer Gäste (+2,9% gegenüber dem Vorjahr). Die Tourismusexporte stiegen auf 15,4 Mrd. Euro (+4%); gemessen am nominellen BIP erreichten sie (ohne internationalen Personentransport) einen Anteil von 5%. Damit liegt Österreich an der Spitze der EU 15 vor Portugal (4,5%), Spanien (4,2%) sowie Belgien und Luxemburg (3,3%). In den zehn neuen EU-Ländern ist der BIP-Anteil mit durchschnittlich 3,6% deutlich höher als in der EU 15 (2,1%).

Die volkswirtschaftliche Bedeutung des Tourismus bzw. sein Beitrag zur gesamtwirtschaftlichen Wertschöpfung ist eine wichtige Kennziffer für die Wirtschaftspolitik. Sie wird mit Hilfe des Tourismus-Satellitenkontos in der VGR unter Berücksichtigung aller durch den Tourismus ausgelösten direkten und indirekten Effekte, aber unter Ausschluss der Dienst- und Geschäftsreisen errechnet.

Die so kalkulierten direkten und indirekten Wertschöpfungseffekte machten 2005 21,56 Mrd. Euro aus (2004: 20,82 Mrd. Euro). Damit trug der Tourismus 8,7% (2004: 8,8%) zur gesamtwirtschaftlichen Bruttowertschöpfung (BIP) bei.

Zur Beurteilung der volkswirtschaftlichen Bedeutung von Tourismus und Freizeitwirtschaft müssen zusätzlich die Aufwendungen der Inländer am Wohnort für den Freizeitkonsum berücksichtigt werden. Er erreichte im Jahr 2005 ein Volumen von 22,55 Mrd. Euro. Die dadurch ausgelösten direkten und indirekten Wertschöpfungseffekte ergaben 18,49 Mrd. Euro (2004: 17,83 Mio. Euro); dies entspricht einem Beitrag zum BIP von 7,5% (2004: 7,5%).

Eine Gesamtbetrachtung der inlandswirksamen Aufwendungen für den nicht-touristischen Freizeitkonsum am Wohnort und den touristischen Konsum verdeutlicht die Dimension des Sektors: 2005 betrugen die direkten und indirekten Wertschöpfungseffekte der Tourismus- und Freizeitwirtschaft insgesamt 40,05 Mrd. Euro (+3,6% gegenüber dem Vorjahr). Damit trug der gesamte Wirtschaftszweig im Jahr 2005 16,2% zum BIP bei.

Übersicht 1: Die volkswirtschaftliche Bedeutung von Tourismus und Freizeitwirtschaft in Österreich

 TSA-Erweiterungen
 Direkte und indirekte Wertschöpfung der Tourismus und Freizeitwirtschaft
 InsgesamtTourismus (ohne Dienst- und Geschäftsreisen)Freizeitkonsum der Inländer am Wohnort
 Mio. Euro
    
2000

33.492

17.464

16.028

2001

35.190

18.799

16.392

2002

36.154

19.472

16.682

2003

37.473

20.539

16.934

20041)

38.653

20.822

17.831

20052)

40.050

21.558

18.491

    
 Beitrag zum BIP in %
    
2000

16,2

8,5

7,8

2001

16,6

8,8

7,6

2002

16,4

8,8

7,6

2003

16,3

9,0

7,5

20041)

16,3

8,8

7,5

20052)

16,2

8,7

7,5

Q: Statistik Austria, WIFO. –  1) Vorläufige Daten. –  2) Schätzung.

Seit 1990 sank die durchschnittliche Aufenthaltsdauer von rund 5 auf etwa 4 Nächte. Dieser Rückgang ist Ausdruck eines massiven Strukturwandels: Trotz steigender Gästezahlen verringert sich langfristig die Zahl der Übernachtungen deutlich. Die auf längere Aufenthalte ausgerichtete traditionelle Ferienhotellerie gerät deshalb unter Druck, während Betriebe mit klar definierten Kurzaufenthaltsangeboten Erfolge verbuchen.

In der Nachfrage der inländischen Gäste zeichnet sich ein Trend zur Ausgewogenheit ab, die Saisonalität sinkt. Ein differenziertes Bild zeigt sich im Segment der ausländischen Urlauber: Während sich die Saisonalität im Österreich-Durchschnitt langfristig kaum verändert, nahm sie vor allem in den tourismusintensiven Bundesländern Salzburg, Tirol und Vorarlberg zu.