28. November 2005 • Weiterhin verhaltene Konsumnachfrage in Österreich – Zuwächse im Weihnachtsgeschäft möglich • Michael Wüger

Wie im Euro-Raum fehlte in den letzten Jahren auch in Österreich der Konjunktur die gewohnte Unterstützung von der Nachfrage der privaten Haushalte. 2005 sollte die Steuerreform dem privaten Konsum Impulse liefern; geschmälert wurde der Realeinkommensanstieg durch die Energieverteuerung. Das WIFO prognostiziert für 2005 eine reale Zunahme des privaten Konsums von 1,4%, die Effekte der Steuerreform dürften hauptsächlich in der zweiten Jahreshälfte spürbar werden. Im Weihnachtsgeschäft scheinen vor diesem Hintergrund heuer Zuwächse möglich.

Die privaten Haushalte disponierten unter den gegebenen gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen im Euro-Raum in der Abschwungphase 2001/2003 deutlich vorsichtiger als in der Schwächephase 1992/1994. Der Konsum stützte die Wirtschaftsentwicklung dementsprechend weniger. Zugeschrieben wird diese Entwicklung einem geringeren Vertrauen der Konsumenten, das in Zusammenhang mit der hohen Arbeitslosigkeit zu sehen ist, Abweichungen zwischen wahrgenommener und tatsächlicher Inflation, den Restriktionen in den öffentlichen Finanzen und Pensionssystemen sowie den damit verbundenen Reformen und deren Einschätzung durch die privaten Haushalte.

In Österreich war eine ähnliche Entwicklung zu beobachten. Weil Ausgabenbereitschaft und Einkommenswachstum gedämpft waren, nahmen die realen Konsumausgaben der privaten Haushalte im Zeitraum 2001/2004 mit +0,9% pro Jahr deutlich schwächer zu als zwischen 1988 und 2000 (+2,5% pro Jahr).

2005 waren die bestimmenden Einflüsse die Steuerreform und die Energieverteuerung. Nach Modellsimulationen sollten durch die Steuerreform die Einkommen der privaten Haushalte real um 1,1% stärker steigen als in einem Szenario ohne diese Maßnahme und die Konsumausgaben um 0,7% höher ausfallen. Die Energieverteuerung schlägt sich 2005 laut WIFO-Prognose in einem Anstieg der Inflationsrate um 0,8 Prozentpunkte nieder, der die Realeinkommensteigerung entsprechend verringert. Unter Berücksichtigung aller relevanten Einflussfaktoren ist für das gesamte Jahr 2005 mit einer realen Konsumsteigerung von 1,4% zu rechnen.

Im 1. Halbjahr übertrafen die Ausgaben der privaten Haushalte das reale Vorjahresniveau um 1,1%. Die Steigerung war wesentlich höher als in Deutschland (–0,1%), hingegen etwas niedriger als im Durchschnitt der EU (+1,4%) und des Euro-Raums (+1,2%). Positive Effekte der Steuerreform waren in diesem Zeitraum noch kaum zu bemerken, weil die Konsumenten auf Veränderungen der Einkommenssituation erfahrungsgemäß mit Verzögerung reagieren. Stark zugenommen hat im 1. Halbjahr die Geldvermögensbildung der privaten Haushalte. Eine treibende Kraft des vermehrten Sparens war die private Finanzvorsorge. Das Konsumentenvertrauen war gedämpft.

Im III. Quartal dürfte sich die Konsumnachfrage erwartungsgemäß belebt haben. Dafür sprechen erste Informationen über die Umsätze des Einzelhandels (real +1,8%). Das Weihnachtsgeschäft, das trotz sinkender Bedeutung für bestimmte Branchen immer noch großes Gewicht hat (ausgeprägte Umsatzspitzen im Dezember; Abbildung 1), könnte in der Folge höher ausfallen als im Vorjahr.

Abbildung 1: Dezember-Spitzen ausgewählter Einzelhandelsbranchen 2004

Differenz zwischen dem Umsatz im Dezember und dem Durchschnitt von Jänner bis November in %

Q: Statistik Austria, WIFO-Berechnungen.

Nähere Informationen entnehmen Sie bitte dem WIFO-Monatsbericht 12/2005!