14. November 2005 • Zuversicht über Konjunkturverlauf im Euro-Raum deutlich gestiegen • Marcus Scheiblecker

Sowohl die Industrieproduktion als auch die Unternehmensumfragen von Oktober zeigen im Euro-Raum eine deutliche Besserung gegenüber dem 1. Halbjahr. Vor allem für Deutschland und Italien, wo sich das BIP im 1. Halbjahr unterdurchschnittlich entwickelte, weisen die Indikatoren auf eine Belebung hin. Die Wirtschaft wuchs in Österreich seit Jahresbeginn stärker als im Euro-Raum, die Unternehmen sind anhaltend optimistisch.

Der saisonbereinigte Index der Industrieproduktion erhöhte sich im Euro-Raum im September um 0,8% gegenüber dem Vormonat und stieg damit zum dritten Mal in Folge. Ebenso festigte sich das Vertrauen der Unternehmen und Konsumenten in die künftige Entwicklung. Seit seinem Tiefpunkt im Mai steigt der Wirtschaftsklimaindex der Europäischen Kommission schrittweise, besonders kräftig im September und Oktober.

Die deutsche Wirtschaft stagnierte im II. Quartal gegenüber der Vorperiode (nach +0,8% im I. Quartal), während das reale BIP in Italien im I. Quartal 2005 abermals schrumpfte (II. Quartal aber +0,7%). Laut den jüngsten Umfragen gewinnt die Wirtschaft aber vor allem in diesen beiden Ländern an Zuversicht. Der ifo-Index der Geschäftserwartungen erreichte in Deutschland nach einem Anstieg im September und Oktober den höchsten Stand seit 5 Jahren.

Nach ersten Schätzungen verzeichneten die USA im III. Quartal ebenfalls wieder ein robustes Wirtschaftswachstum. Das um Saisoneffekte bereinigte BIP stieg, trotz der Produktionsausfälle infolge der Naturkatastrophen, gegenüber der Vorperiode real um 0,9%. Allerdings sank der Conference Board Index als Indikator des Konsumentenvertrauens im Oktober deutlich; das könnte auf ein Nachlassen der Konsumbereitschaft hinweisen.

In vielen Ländern besteht die Sorge über ein Wiederaufflammen der Inflation aufgrund der starken Erdölverteuerung. Zwar waren die Notierungen für Erdölprodukte auf den Weltmärkten in den letzten Wochen wieder rückläufig, doch befürchten die Zentralbanken eine Überwälzung der Energiepreissteigerungen auf die Lohnsätze.

In Österreich (+0,4%) wuchs die Wirtschaft in den vergangenen Quartalen stärker als im Durchschnitt des Euro-Raums (+0,3%). Die Indikatoren weisen auf eine Fortsetzung der Aufwärtstendenz hin. Im WIFO-Konjunkturtest beurteilten die Unternehmen im Oktober die Produktionstätigkeit der kommenden drei Monate abermals günstiger. Die weiter in die Zukunft gerichtete Einschätzung der Geschäftslage verbesserte sich neuerlich.

Während die Konsumnachfrage der privaten Haushalte in Österreich weiter mäßig wächst, liefert der Export erneut Impulse. Im August erhöhte sich die Warenausfuhr zwar um nur 5,1% (nach +0,9% im Juli) gegenüber dem Vorjahr, die saisonbereinigten Ergebnisse der Quartalsrechnung weisen aber bereits für das II. Quartal auf eine Zunahme der Dynamik hin.

Die Erdölverteuerung hatte im September einen Anstieg der heimischen Inflationsrate zur Folge. Der nationale Verbraucherpreisindex erhöhte sich gegenüber dem Vorjahr um 2,4%, nach +2% im August. Teurer wurden auch alkoholische Getränke und Tabakwaren sowie Leistungen der Gesundheitspflege.

Das schlechte Sommerwetter dämpfte die Tourismusnachfrage. Im Zeitraum Mai bis September stieg die Zahl der Ankünfte um 1,2%; aufgrund der kürzeren Verweildauer sank die Zahl der Nächtigungen aber um 1%.

Auf dem heimischen Arbeitsmarkt schlägt sich die Wachstumsschwäche der ersten Jahreshälfte nieder: Ab Mai 2005 stagnierte die Steigerung der unselbständigen Aktivbeschäftigung gegenüber dem Vorjahr bei 30.000, sie belebte sich erst im Oktober leicht. Aufgrund der deutlichen Zunahme des Arbeitskräfteangebotes stieg die Arbeitslosenquote im Oktober erneut auf 6,8%.

Nähere Informationen entnehmen Sie bitte dem WIFO-Monatsbericht 11/2005!