31. Oktober 2005 • 2004 in allen Privatversicherungszweigen versicherungstechnisches Ergebnis und Kapitalerträge stark verbessert • Thomas Url

Nach der verhaltenen Entwicklung des Jahres 2003 verdoppelte sich in der Versicherungswirtschaft 2004 das Wachstum der abgegrenzten Bruttoprämieneinnahmen (von +2,9% auf +6,8%). Der Aufschwung wurde sowohl durch die Lebens- als auch durch die Schaden-Unfallversicherung getragen und mündete in den bisher höchsten Wert der Versicherungsdurchdringung: Die Prämienzahlungen machen nunmehr 5,9% des BIP aus. Die Verteilung der Prämieneinnahmen zwischen Lebens-, Kranken- und Schaden-Unfallversicherung verlagerte sich nach einer Unterbrechung von zwei Jahren wieder zugunsten der Lebensversicherung. Die günstige Geschäftslage ermöglichte 2004 auch eine deutliche Steigerung des Ergebnisses der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit (+75%). Eine vom WIFO Ende August unter Versicherungsunternehmen durchgeführte Umfrage zeichnet für 2005 ebenfalls ein optimistisches Bild.

Die Entwicklung übertraf damit in Österreich die internationalen Vergleichswerte. Weltweit nahm das Prämienvolumen laut Swiss Re 2004 sowohl in der Lebensversicherung als auch in der Nicht-Lebensversicherung real um 2,3% zu. Österreichische Versicherer verzeichneten reale Zuwächse von 3,1% im Nicht-Lebensbereich und von 5,9% in der Lebensversicherung.

Seit Anfang 2004 gelten in der EU strengere und einheitliche Mindestanforderungen für die Berechnung der Solvabilitätsspanne von Versicherungsunternehmen, die grenzüberschreitend auf dem Binnenmarkt tätig sind ("Solvabilität I"). Die Solvabilitätsspanne ist jenes Zusatzkapital für unvorhergesehene Schadenereignisse mit hoher Schadensumme bzw. für unerwartet schlechte Veranlagungsergebnisse, über das Versicherungsunternehmen verfügen müssen. Gleichzeitig wurden die Befugnisse der Aufsichtsbehörden zum frühzeitigen Eingreifen in die Geschäftsführung von Versicherungsunternehmen ausgeweitet. Die neuen Regelungen sind Bestandteil des Aktionsplanes für Finanzdienstleistungen zur Schaffung eines einheitlichen integrierten Finanzmarktes in der EU.

Aufgrund der regen Nachfrage nach Versicherungsprodukten und der hohen Erträge aus der Finanzveranlagung dürfte die Aufbringung des durch "Solvabilität I" notwendigen zusätzlichen Eigenkapitals der Versicherungswirtschaft 2004 keine großen Probleme verursacht haben; die Versicherer weiteten ihre Rückstellungen kräftig aus. Die günstige Geschäftslage ermöglichte 2004 auch eine deutliche Steigerung des Ergebnisses der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit (+75%).

In den nächsten Jahren erarbeitet die Europäische Kommission zusammen mit dem Comittee of European Insurance and Occupational Pension Supervisors (CEIOPS) die Grundlagen für den Ersatz der einheitlichen und starren Solvabilitätsspannen durch ein stärker am individuellen Risikoprofil der beaufsichtigten Versicherungsunternehmen ausgerichtetes Solvenzkapital ("Solvabilität II"). Gleichzeitig soll die Verantwortung der Unternehmensführung für das Risikomanagement und die interne Kontrolle von Versicherern verstärkt werden. Ähnlich wie Kreditinstitute ("Basel II") werden somit in der EU auch Versicherer durch internes Risikomanagement ihre Solvabilitätsspanne verringern können.

Nähere Informationen entnehmen Sie bitte dem WIFO-Monatsbericht 10/2005!