30. September 2005 • Wirtschaftswachstum im II. Quartal 2005 beschleunigt • Marcus Scheiblecker

Nach einer Wachstumsschwäche zu Jahresanfang expandierte Österreichs Wirtschaft im II. Quartal 2005 real um 0,4% gegenüber der Vorperiode (saisonbereinigt). Damit wurde das vor einem Monat publizierte Ergebnis der WIFO-Schnellschätzung (+0,3%) leicht übertroffen. Im Vorjahresvergleich wurde die gesamtwirtschaftliche Produktion real um 2,1% gesteigert.

Nachdem die Konjunktur 2004 günstig verlaufen war, erlahmten die Aufschwungkräfte im I. Quartal 2005 merklich, die heimische Wirtschaft expandierte real um nur mehr 0,1% (gegenüber dem Vorquartal). Im II. Quartal belebte sich die Dynamik jedoch wieder, das um Saison- und Arbeitstagseffekte bereinigte BIP wuchs real um 0,4% gegenüber der Vorperiode.

Die Wachstumsimpulse kamen hauptsächlich von der Auslandsnachfrage (+1,1%), nach dem Rückgang in den zwei vorangegangenen Quartalen wurde der Warenexport deutlich gesteigert (+2%). Dagegen nahm die Dienstleistungsausfuhr nur mäßig zu (+0,5%), im Wesentlichen wegen der Schwäche der Reiseverkehrsexporte (–0,1%).

Das Wachstum des Konsums der privaten Haushalte war im II. Quartal (+0,2%) ähnlich verhalten wie im Vorquartal, nachdem es sich seit Mitte 2004 schrittweise abgekühlt hatte. Die Senkung der Einkommensteuer mit Anfang 2005 dürfte die Haushaltseinkommen nicht ausreichend ausgeweitet haben, um die dämpfenden Effekte der Preissteigerungen aufzufangen. Die öffentlichen Konsumausgaben behielten hingegen den mäßigen Wachstumstrend (II. Quartal +0,3%) der vergangenen Quartale bei.

Nach dem Auslaufen der Investitionszuwachsprämie mit Ende 2004 schrumpften die Bruttoanlageinvestitionen gegenüber der Vorperiode im I. Quartal 2005 real um 1,1% und im II. Quartal um 0,9%. Vor allem die Ausrüstungsinvestitionen wurden eingeschränkt (I. Quartal –1,4%, II. Quartal –1,3%); das war überwiegend auf die schwache Nachfrage nach Fahrzeugen zurückzuführen.

Unterdurchschnittlich entwickelten sich im Vorquartalsvergleich auch die Bauinvestitionen. Im I. Quartal 2005 sanken – primär wegen des ungünstigen Wetters – sowohl die Investitionen in Wohnbauten als auch jene in Nichtwohnbauten. Im II. Quartal war im Wohnbau eine Belebung zu verzeichnen (real +0,2%), während die Nichtwohnbauleistungen neuerlich geringer ausfielen (–0,1%). Im Vorjahresvergleich wurden die Nichtwohnbauinvestitionen allerdings im 1. Halbjahr deutlich gesteigert (+3,4%), während der Wohnbau beträchtlich unter dem Vergleichswert blieb (–4,8%).

Übersicht 1: Ergebnisse der vierteljährlichen Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung

 2003200420042005
   I. QuartalII. QuartalIII. QuartalIV. QuartalI. QuartalII. Quartal
 Veränderung gegen das Vorjahr in %
Nominell        
Konsumausgaben insgesamt

+3,3

+2,8

+2,1

+2,8

+3,2

+3,0

+3,6

+3,0

  Private Haushalte1)+3,2

+2,7

+1,7

+2,7

+3,2

+3,2

+3,7

+2,9

  Staat

+3,5

+2,9

+3,1

+3,2

+2,9

+2,6

+3,2

+3,2

Bruttoinvestitionen

+6,3

+2,7

–4,9

–1,3

+6,8

+8,8

+1,0

+6,5

  Bruttoanlageinvestitionen

+6,6

+2,3

–2,2

+0,9

+4,3

+5,1

+1,9

+1,2

    Ausrüstungen

+8,5

+1,5

–2,0

+0,6

+2,9

+4,1

+2,7

–1,0

    Bauten

+5,8

+2,8

–2,4

+1,1

+4,7

+5,6

+1,3

+3,0

Exporte

+2,1

+10,1

+5,4

+14,4

+12,2

+8,8

+4,7

+4,7

  Waren

+1,5

+12,8

+6,5

+18,5

+15,1

+11,6

+3,9

+5,7

  Dienstleistungen

+3,6

+3,0

+2,9

+3,2

+5,0

+1,0

+6,7

+1,9

Importe

+5,0

+7,4

+1,5

+9,4

+11,4

+7,5

+3,6

+4,9

  Waren

+5,1

+9,9

+2,5

+12,6

+13,2

+11,5

+3,9

+5,1

  Dienstleistungen

+4,4

–0,7

–2,2

–1,1

+5,9

–5,4

+2,3

+3,9

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bruttoinlandsprodukt

+2,8

+4,4

+2,3

+4,3

+5,2

+5,9

+4,4

+4,2

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Real, berechnet auf Basis von Vorjahrespreisen

 

 

 

 

 

 

Konsumausgaben insgesamt

+1,7

+0,8

+0,5

+0,9

+1,3

+0,6

+1,1

+0,8

  Private Haushalte1)

+1,6

+0,8

+0,3

+0,9

+1,3

+0,4

+1,1

+0,7

  Staat

+1,7

+1,0

+1,0

+0,9

+1,2

+1,1

+1,1

+1,2

Bruttoinvestitionen

+5,8

+1,1

–5,8

–2,7

+4,7

+7,0

–1,4

+4,3

  Bruttoanlageinvestitionen

+6,1

+0,6

–3,2

–0,5

+2,4

+2,9

–0,1

–0,1

    Ausrüstungen

+8,1

+0,5

–2,4

–0,0

+1,6

+2,6

+1,6

–1,4

    Bauten

+4,8

+0,5

–3,7

–0,9

+2,2

+2,8

–1,3

+1,0

Exporte

+2,3

+9,0

+5,3

+13,1

+10,7

+7,1

+2,9

+3,1

  Waren

+2,2

+11,8

+6,7

+17,4

+13,5

+10,0

+2,2

+4,2

  Dienstleistungen

+2,6

+1,6

+1,9

+1,7

+3,6

–1,1

+4,5

–0,3

Importe

+5,6

+6,2

+2,0

+8,1

+9,6

+5,1

+0,6

+1,9

  Waren

+6,6

+8,8

+3,8

+11,4

+11,1

+9,0

+0,8

+2,0

  Dienstleistungen

+2,5

–2,4

–4,0

–2,7

+4,9

–7,6

–0,0

+1,4

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bruttoinlandsprodukt

+1,4

+2,4

+0,9

+2,5

+3,1

+3,3

+2,0

+2,1

Sachgütererzeugung

–0,0

+4,7

+3,2

+5,9

+5,2

+4,5

+2,3

+3,4

         
 Saisonbereinigt, Veränderung gegen das Vorquartal in %
         
Bruttoinlandsprodukt, real

 

 

+0,7

+1,0

+0,9

+0,4

+0,1

+0,4

Q: WIFO. –  1) Einschließlich privater Organisationen ohne Erwerbszweck.

Gedämpft durch die Schwäche der Nachfrage nach Ausrüstungsinvestitionen schrumpfte die Wareneinfuhr im I. Quartal real um 0,6% und im II. Quartal um 0,2%. Der Import i. w. S. zog jedoch nach einem Rückgang im I. Quartal (–0,3%) im II. Quartal wieder an (+0,3%), da die Dienstleistungseinfuhr stieg.

Abbildung 1: Entwicklung des realen Bruttoinlandsproduktes

Veränderung gegen das Vorjahr bzw. Vorquartal in %

Q: WIFO.

Auf der Entstehungsseite war im II. Quartal der stärkste Anstieg der Wertschöpfung in der Energie- und Wasserversorgung (+1,2% gegenüber dem Vorquartal), im Bank- und Versicherungswesen (+0,8%) und in der Sachgüterproduktion (+0,8%) zu beobachten. Ein Rückgang war nur in der öffentlichen Verwaltung (–0,1%) und im Bergbau (–0,3%) zu verzeichnen.