22. Juli 2005 • Hochwasserschutzmaßnahmen und Schadensabdeckung in Österreich aus ökonomischer Sicht • Franz Sinabell

Sowohl in der Finanzierung vorbeugender Hochwasserschutzmaßnahmen als auch im Schadensfall spielt die öffentliche Hand eine zentrale Rolle. Ein verbessertes Wissen über das Hochwasserrisiko und die stärkere Beteiligung von Versicherungen sollten langfristig helfen, den Schutz vor Ereignissen effizienter zu machen und die Konsequenzen im Schadensfall zu verringern.

Hochwasserereignisse sind unvermeidlich. Durch vorbeugende Maßnahmen kann jedoch das Schadensausmaß begrenzt werden. Der Staat verfolgt vor allem zwei Strategien zur Vorbeugung:

  • Durch Maßnahmen der Raumordnung soll die Raumnutzung an die Gefährdung angepasst werden (passiver Hochwasserschutz). Aber selbst in Gemeinden mit Gefahrenzonenplänen nimmt die Praxis der Flächenwidmung nicht immer darauf Rücksicht.

  • Die Errichtung von Dämmen und Rückhaltebecken (aktiver Hochwasserschutz) kann das Risiko reduzieren. Trotz dieser Eingriffe gelingt es aber nicht, die Schadenshöhe zu begrenzen, weil das Schadenspotential aufgrund der ökonomischen Aktivitäten und einer zunehmenden Bodenversiegelung laufend wächst.

Hochwasserschutzanlagen verringern zwar die Wahrscheinlichkeit, von bestimmten Ereignissen getroffen zu werden, es verbleibt aber ein Restschadenspotential. Auch im Schadensfall übernimmt die öffentliche Hand eine wichtige Funktion, indem sie sich an der Finanzierung von Katastropheneinsätzen beteiligt und Beihilfen zur Schadensabdeckung gewährt.

Die Rolle des Staates im Umgang mit Hochwässern sollte verbessert werden. Die verstärkte Förderung von Maßnahmen des aktiven Hochwasserschutzes steht dabei nicht an erster Stelle. Um das Schadenspotential langfristig zu verringern, müssen die potentiell Betroffenen über ihre Gefährdung informiert sein. Dies ist derzeit nicht in allen gefährdeten Gebieten möglich, da öffentlich verfügbare Pläne vielfach fehlen. Solche Pläne würden es allen Beteiligten (Planungsbehörden, Eigentümern gefährdeter Objekte, Banken, Versicherungen) erlauben, das Risiko besser abzuschätzen und sich angepasst zu verhalten. Der Grad der Gefährdung sollte in einer Abstufung der Prämien von Versicherungen gegen Elementarereignisse zum Ausdruck kommen. Beispiele aus Ländern, in denen Versicherungen eine zentrale Rolle in der Schadensregulierung spielen, zeigen die Wirksamkeit dieser Maßnahme. Die stärkere Einbeziehung von Versicherungen in die Risikoabsicherung könnte in Österreich auch dazu beitragen, die negativen wirtschaftlichen Konsequenzen von Hochwässern zu verringern.

Wichtige Daten über Schäden werden in Österreich lediglich zur Abwicklung von Förderungen aus dem Katastrophenfonds verwendet, stehen aber nicht zur Optimierung von schadensmindernden Maßnahmen zur Verfügung. Schadensdaten sollten systematisch erfasst werden und in eine Prioritätensetzung für Projekte zum Hochwasserschutz einfließen. So könnten gezielter als bisher dort aktive Maßnahmen zum Schutz vor Hochwässern gesetzt werden, wo die erwartete Schadensverringerung am größten ist.

Nähere Informationen entnehmen Sie bitte dem WIFO-Monatsbericht 7/2005!