10. Juni 2005 • Wirtschaftswachstum im I. Quartal 2005 abermals abgeschwächt • Marcus Scheiblecker

Nach dem beträchtlichen Zuwachs des realen Bruttoinlandsproduktes zur Jahresmitte 2004 verlangsamte sich die Expansion gegen Jahresende (IV. Quartal 2004 +0,3%). Im I. Quartal 2005 schwächte sie sich weiter ab (+0,2%). Für das gesamte Jahr 2004 ergab die Revision der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung ein Wachstum von 2,2%.

Im Jahr 2004 erreichte das Wirtschaftswachstum in Österreich 2,2% und übertraf damit das des Euro-Raumes (+2%). Die Dynamik nahm im Jahresverlauf aufgrund der regen Auslandsnachfrage kontinuierlich zu, verlor aber gegen Jahresende deutlich in Kraft. Die Abschwächung setzte sich Anfang 2005 fort. Nach einem um Saison- und Arbeitstagseffekte bereinigten Wirtschaftswachstum von 0,3% gegenüber der Vorperiode im IV. Quartal 2004 betrug der Anstieg im I. Quartal 2005 nur mehr 0,2%.

Maßgebend für die weitere Abkühlung der Konjunktur war das abrupte Nachlassen der Auslandsnachfrage. Hatte der Güterexport 2004 noch real um 12,2% expandiert, so übertraf er das Vorjahresniveau im I. Quartal um nur mehr 0,9%. Im Vergleich mit dem Vorquartal war sogar ein Rückgang festzustellen. Der Dienstleistungsexport entwickelte sich hingegen mit einem realen Wachstum von 4,5% gegenüber dem Vorjahr gut. Allerdings war dies auf den ungewöhnlich frühen Ostertermin zurückzuführen (Reiseverkehrsexporte +7½%). Aufgrund des engen Zusammenhangs zwischen Export- und Importkonjunktur verlor auch die Einfuhr an Dynamik: Im Vorjahresvergleich nahm der Import von Gütern real um 1,3% ab, jener von Dienstleistungen um 1,6% zu.

Die Nachfrage der privaten Haushalte nach Konsumgütern wuchs weiterhin mäßig (real +0,7% gegenüber dem Vorjahr, +0,3% gegenüber dem Vorquartal). Wie in den vergangenen Jahren entwickelte sich der öffentliche Konsum sehr verhalten (im I. Quartal real +0,6%); nach wie vor ist diese Nachfragekomponente von den Sparbemühungen der öffentlichen Hand geprägt.

Aufgrund der besseren Konjunkturlage und der steuerlichen Begünstigung von Neuinvestitionen wurde die Investitionsnachfrage 2004 deutlich ausgeweitet. Da die Investitionszuwachsprämie mit Jahresende 2004 auslief, wurden umfangreiche Vorziehkäufe getätigt, sodass die Investitionen im I. Quartal 2005 entsprechend schwächer ausfielen. Die Ausrüstungsinvestitionen wuchsen real um nur 1,9%. Dabei wurden die Investitionen in Fahrzeuge mit +3% rund doppelt so stark gesteigert wie jene in Maschinen und Elektrogeräte (+1,4%).

Übersicht 1: Ergebnisse der vierteljährlichen Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung

 200320042005
 II. QuartalIII. QuartalIV. QuartalI. QuartalII. QuartalIII. QuartalIV. QuartalI. Quartal
 Veränderung gegen das Vorjahr in %
Nominell        
Konsumausgaben insgesamt

+2,1

+2,1

+2,6

+2,8

+3,8

+3,4

+3,4

+3,2

  Private Haushalte1)

+2,0

+1,9

+2,6

+2,8

+4,0

+3,6

+3,6

+3,3

  Staat

+2,3

+2,5

+2,7

+2,9

+3,1

+2,9

+2,9

+2,7

Bruttoinvestitionen

+2,8

+7,5

+12,9

+1,3

+2,5

+6,5

+2,2

+4,4

  Bruttoanlageinvestitionen

+2,6

+7,7

+10,7

+3,5

+4,4

+7,5

+4,8

+2,8

  Ausrüstungen

+3,6

+6,3

+14,1

+7,7

+7,3

+10,4

+3,8

+2,8

  Bauten

+2,2

+9,0

+9,2

–1,4

+1,7

+5,1

+5,2

+1,9

Exporte

–2,0

+2,5

+4,1

+5,3

+14,4

+12,1

+8,8

+3,8

  Waren

–4,1

+2,7

+3,0

+6,5

+18,6

+15,2

+11,6

+2,5

  Dienstleistungen

+4,2

+2,2

+7,4

+2,4

+2,9

+4,5

+0,8

+6,9

Importe

–0,3

+4,0

+7,5

+2,8

+11,6

+10,4

+9,4

+2,5

  Waren

–1,0

+4,4

+6,5

+2,5

+13,5

+11,1

+11,7

+1,9

  Dienstleistungen

+1,9

+2,9

+11,0

+4,0

+5,4

+8,1

+2,0

+4,8

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bruttoinlandsprodukt

+1,6

+2,4

+3,2

+2,6

+3,7

+5,3

+4,7

+4,6

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Real, berechnet auf Basis von Vorjahrespreisen

 

 

 

 

 

 

Konsumausgaben insgesamt

+0,5

+0,3

+1,1

+1,3

+1,7

+1,6

+0,9

+0,7

  Private Haushalte1)

+0,5

+0,4

+1,3

+1,3

+1,9

+1,7

+0,9

+0,7

  Staat

+0,6

+0,1

+0,4

+1,1

+1,1

+1,3

+1,0

+0,6

Bruttoinvestitionen

+3,1

+7,7

+13,1

+0,4

+1,0

+4,6

+0,6

–1,4

  Bruttoanlageinvestitionen

+2,9

+7,9

+10,9

+2,7

+2,9

+5,6

+2,8

+0,9

  Ausrüstungen

+3,6

+6,3

+13,9

+7,2

+6,6

+9,5

+2,8

+1,9

  Bauten

+2,7

+9,4

+9,7

–2,7

–0,5

+2,6

+2,4

–0,6

Exporte

–1,9

+2,5

+4,0

+5,0

+13,1

+10,6

+7,2

+2,0

  Waren

–3,4

+3,4

+3,6

+6,9

+17,8

+13,9

+10,3

+0,9

  Dienstleistungen

+2,9

+0,4

+5,6

+0,4

+0,3

+2,3

–1,7

+4,5

Importe

+1,4

+5,1

+8,0

+2,8

+9,2

+7,5

+6,1

–0,7

  Waren

+1,5

+6,2

+7,8

+3,3

+11,3

+7,9

+8,4

–1,3

  Dienstleistungen

+1,0

+1,4

+8,6

+1,6

+2,6

+6,1

–1,2

+1,6

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bruttoinlandsprodukt

+0,3

+0,9

+1,4

+1,1

+1,8

+3,2

+2,6

+2,0

Sachgütererzeugung

–2,9

+1,9

+3,0

+3,8

+6,9

+5,8

+3,0

+2,7

         
 Saisonbereinigt, Veränderung gegen das Vorquartal in %
         
Bruttoinlandsprodukt, real

+0,3

+0,2

+0,4

+0,6

+0,8

+0,8

+0,3

+0,2

Q: WIFO. –  1) Einschließlich privater Organisationen ohne Erwerbszweck.

Die Bauinvestitionen blieben aufgrund der ungünstigen Witterung im I. Quartal 2005 real um 0,6% unter dem Vorjahresniveau. Allerdings verlief die Entwicklung gespalten: Während die Wohnbauinvestitionen um 7% schrumpften, ergab sich im Nichtwohnbau eine Steigerung um 4,8%.

Auf der Entstehungsseite war im I. Quartal 2005 – aufgrund des frühen Ostertermins – die stärkste Wertschöpfungssteigerung im Hotel- und Gaststättenwesen zu verzeichnen (real +7,2%). Die Energie- und Wasserversorgung steigerte die Produktion ebenfalls deutlich (+4,3%); neben den niedrigen Temperaturen dürfte auch hier der Ostertermin eine Rolle gespielt haben. Enttäuschend verlief der Jahresbeginn für den Handel (+0,4%), den Bergbau (+0,5%) und die persönlichen Dienstleistungen (±0%). Ein Rückgang ergab sich nur für die öffentliche Verwaltung (–1,7%).

Abbildung 1: Entwicklung des realen Bruttoinlandsproduktes

Veränderung gegen das Vorjahr bzw. Vorquartal in %

Q: WIFO.