24. Mai 2005 • Unterschiedliche Einflüsse beschleunigen Wachstum in den MOEL • Vasily Astrov

Die merkliche Wachstumsbeschleunigung, die 2004 in fast allen MOEL zu beobachten war, ging auf unterschiedliche Faktoren zurück, wie das WIIW in seiner aktuellen Analyse der Wirtschaftsentwicklung in den MOEL berichtet. Die meisten Länder verzeichneten ein robustes Wachstum der Binnennachfrage. Die neuen EU-Länder profitierten auch von der relativ guten Konjunktur in der EU 15, die EU-Beitrittskandidatenländer Bulgarien und Rumänien von der Steigerung der Zuflüsse an ausländischen Investitionen, die Westbalkanländer von größerer politischer Stabilität und verbesserten Aussichten für die EU-Integration. Russland und die Ukraine schließlich waren vor allem durch die hohen Weltmarktpreise von Energie und Metallen begünstigt. Auch in den kommenden Jahren wird sich die Wirtschaft der MOEL günstig entwickeln, obwohl die Konjunktur in der EU 15 etwas nachlassen wird. Die Wachstumsrate wird in den MOEL voraussichtlich um 2 bis 4 Prozentpunkte höher sein als in der EU 15.

Der EU-Beitritt von acht MOEL am 1. Mai 2004 hatte positive Auswirkungen vor allem auf die Landwirtschaft der neuen Mitgliedsländer und löste bislang keine nennenswerten Migrationsströme in die EU 15 aus, obwohl die heimische Arbeitsmarktlage vor allem in Polen und der Slowakei weiterhin angespannt ist. Die drei baltischen Staaten und Slowenien sind dem Europäischen Wechselkursmechanismus II beigetreten und planen 2007 den Euro als Zahlungsmittel zu übernehmen, doch in den anderen neuen EU-Ländern Osteuropas verhindern die hohen öffentlichen Defizite eine rasche Teilnahme an der Europäischen Währungsunion.

Die Aussichten für die EU-Integration der südosteuropäischen Länder haben sich etwas verbessert. Der EU-Beitritt Bulgariens und Rumäniens im Jahr 2007 scheint sicher, und auch Kroatien könnte (trotz der jüngsten politischen Probleme) unter einem optimistischen Szenario 2009 beitreten, gefolgt von Mazedonien. Gegen 2015 wird vermutlich die gesamte Region Teil der EU sein. Dies erfordert allerdings die Lösung mehrerer institutioneller Probleme vor allem im Kosovo, in Serbien und Montenegro sowie in Bosnien und Herzegowina.

In Russland und der Ukraine ist mit einer Wachstumsverlangsamung zu rechnen, da ein weiterer Anstieg der bereits sehr hohen Weltmarktpreise der Hauptexportprodukte (Erdöl, Stahl) eher unwahrscheinlich ist. Die makroökonomische Lage der beiden Länder ist generell gut, doch bleiben gravierende strukturelle Verzerrungen bestehen, nicht zuletzt wegen des nach wie vor ungünstigen Klimas für ausländische Direktinvestitionen.

Übersicht 1: Prognose für 2005 und 2006

 Bruttoinlandsprodukt, realVerbraucherpreise1)Arbeitslosenquote2)Leistungsbilanzsaldo3)
 2003200420052006200320042005200620032004200520062003200420052006
 Veränderung gegen das Vorjahr in %In %In % des BIP
                 
8 neue EU-Länder

+4,0

+5,0

+4,4

+4,5

.

.

.

.

14,7

14,4

14,5

14,0

–4,4

–4,3

–4,5

–4,3

  Tschechien

+3,7

+4,0

+4,0

+4,0

+0,1

+2,8

+1,8

+2,2

7,8

8,3

8,7

9

–6,3

–5,2

–4,8

–4,4

  Ungarn

+3,0

+4,0

+3,8

+4,1

+4,7

+6,8

+3,9

+3,2

5,9

6,1

6,4

6,3

–8,7

–8,9

–8,3

–7,9

  Polen

+3,8

+5,3

+4,3

+4,3

+0,8

+3,5

+3

+3

19,6

19,0

19

18

–2,2

–1,5

–2,5

–2,5

  Slowakei

+4,5

+5,5

+5,5

+5,8

+8,5

+7,5

+4

+2,5

17,4

18,1

18

17

–0,8

–3,5

–4,7

–4,0

  Slowenien

+2,5

+4,6

+3,9

+3,9

+5,6

+3,6

+3

+2,7

6,7

6,3

6

6

–0,4

–0,7

–0,6

–0,6

  Estland

+5,1

+6,2

+6,0

+6,2

+1,3

+3,0

+3,3

+2,7

10,0

9,7

9,5

9

–13,2

–12,6

–12,1

–11,2

  Lettland

+7,5

+8,5

+7,2

+6,9

+2,9

+6,2

+5,0

+3,6

10,6

10,4

9,8

9,5

–8,2

–12,3

–10,5

–10,0

  Litauen

+9,7

+6,7

+6,4

+5,9

–1,2

+1,2

+2,9

+2,6

12,4

11,4

11,0

10

–6,9

–7,2

–7,8

–7,5

EU 15

+0,9

+2,3

+1,9

+2,2

+2,0

+2,0

+1,8

+1,6

7,9

8,0

8,0

7,8

0,4

0,3

0,2

0,3

EU 25

+1,0

+2,4

+2,0

+2,3

+1,9

+2,1

+1,9

+1,7

8,9

9,0

9,0

8,7

0,1

0,1

0,0

0

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bulgarien

+4,3

+5,6

+5

+5

+2,3

+6,2

+4

+4

13,7

12,0

11

10

–9,3

–7,5

–6,1

–5,6

Rumänien

+4,9

+8,3

+5

+5,5

+15,3

+11,9

+9

+7

7,0

7,5

8

8

–6,1

–7,5

–7,7

–7,4

Kroatien

+4,3

+3,8

+3,5

+3,5

+1,8

+2,1

+2,5

+2

14,3

13,8

13,5

13

–6,9

–4,6

–4,4

–4,6

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Albanien

+6,0

+6,0

+6,5

+6,5

+2,3

+2,9

+4

+3

15,0

14,4

14

13,5

–6,7

–4,3

–6,0

–5,0

Bosnien und Herzegowina

+3,0

+5

+5

+5

+0,6

+0,4

+0,5

+0,5

42,0

42

42

42

–24,5

–23,3

–21,4

–19,0

Mazedonien

+3,4

+2,9

+4

+4

+2,4

+0,9

+2

+2

36,7

37

35

35

–3,3

–7,7

–6,6

–6,3

Serbien

+2,6

+7

+5

+5

+9,9

+11,4

+10

+10

14,6

15

15

15

–9,2

–13,1

–14,1

–12,9

Montenegro

+2,5

+3

+5

+5

+6,7

+4,3

+3

+2

20,0

20

20

20

–7,3

–9,7

–5,0

–5,0

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Russland

+7,3

+7,1

+5

+5,5

+13,6

+11,0

+11

+10

8,6

8,0

8,5

9

8,2

10,3

7,2

6,0

Ukraine

+9,6

+12,1

+8

+7

+5,2

+9,0

+10

+8

9,1

8,6

7,5

7,5

5,8

10,5

9,0

5,7

Q: Nationale Statistiken; Europäische Kommission, "Spring 2005 Economic Forecasts", April 2005. 2004: vorläufige Zahlen, 2005 und 2006: Prognose des wiiw (baltische Staaten, EU 15, EU 25 laut Europäischer Kommission 2005). –  1) Bosnien und Herzegowina, Mazedonien: Einzelhandelspreise. –  2) Gemäß Labour-Force-Konzept (Mikrozensus), Jahresdurchschnitt. Albanien, Bosnien und Herzegowina: registrierte Arbeitslose; Jahresende. –  3) 8 neue EU-Länder, EU 15 und EU 25: einschließlich der Leistungsbilanzflüsse innerhalb der Region.

Nähere Informationen entnehmen Sie bitte dem WIFO-Monatsbericht 5/2005!