11. März 2005 • Lebhafte Export- und Industriekonjunktur • Ewald Walterskirchen

Die österreichische Wirtschaft entwickelte sich gegen Jahresende 2004 günstig, aber nicht mehr so dynamisch wie im II. und III. Quartal. Exporte, Industrieproduktion und Beschäftigung stiegen im Vorjahresvergleich kräftig. Im Jänner und Februar deuten die Unternehmensumfragen auf eine leichte Verlangsamung des Erholungsprozesses hin. Die Zahl der Arbeitslosen übertraf zu Jahresbeginn wieder das Vorjahresniveau.

Die heimische Konjunktur hat sich gegen Jahresende weiter erholt. Die Exporte stiegen im IV. Quartal nominell um 11½%. Dabei konnten die heimischen Unternehmen vor allem die gute Konjunktur außerhalb der EU nutzen und die Ausfuhr in die USA, nach Asien und Südosteuropa kräftig ausweiten.

Die hohen Auslandsaufträge schlugen sich in einer deutlichen Zunahme der Sachgüterproduktion nieder, sie übertraf im IV. Quartal das Vorjahresniveau durchschnittlich um 9½%. Die Kfz-Industrie boomte, auch die Investitionsgüterbranchen weiteten ihre Produktion stark aus. Nur die Konsumgüterbranchen blieben zurück – im Einklang mit der schwachen Entwicklung des privaten Konsums im Euro-Raum. In der Bauwirtschaft bessert sich die Auftragslage seit dem Sommer, nach einer ungünstigen Entwicklung im 1. Halbjahr zeichnen sich nun Produktionszuwächse ab.

Im WIFO-Konjunkturtest vom Jänner und Februar beurteilten die Sachgütererzeuger ihre Auftrags- und Geschäftslage weiterhin positiv, aber weniger günstig als in den Vormonaten. Weniger Unternehmen als im Herbst planen eine Ausweitung der Produktion. Das Verbrauchervertrauen hat sich im Gegensatz zur Unternehmerstimmung im Jahr 2004 nicht verbessert. Dennoch gaben die Konsumenten in der zweiten Jahreshälfte mehr aus. Im 2. Halbjahr überstiegen die Einzelhandelsumsätze das (schwache) reale Vorjahresniveau um etwa 2½%, es wurden auch mehr neue Pkw zugelassen. In der zweiten Jahreshälfte war vor dem Auslaufen der Investitionszuwachsprämie auch die Investitionstätigkeit rege. Die Lkw-Neuzulassungen nahmen gegenüber dem Vorjahr um ein Viertel zu.

Zunehmende Wohnungs- und Energiekosten beschleunigten den Preisauftrieb im Dezember und Jänner (Inflationsrate 2,9%). Die Energiepreise trugen 0,4 Prozentpunkte zur Teuerung bei. Der jüngste Anstieg der Rohölpreise lässt einen weiteren Anstieg des Index im März erwarten. Außerordentlich stark steigen derzeit die Mieten (+9,4%) und sonstigen Wohnungskosten. Der deutliche Preisauftrieb schlug sich in einem Rückgang der Bruttorealeinkommen je Arbeitnehmer nieder: Die Tariflöhne übertrafen das Vorjahresniveau im Jänner um 2,1%, die Verbraucherpreise um 2,9%.

Mit der Konjunkturerholung wurden Beschäftigung und Stellenangebot ausgeweitet. Die Zahl der aktiv Beschäftigten nahm mit etwa +1% deutlich zu; dabei dürfte es sich auch um Vollzeitstellen handeln. Die Zahl der Arbeitslosen stieg dagegen trotz zunehmender Schulungsmaßnahmen. Ein wichtiger Grund für die enttäuschende Entwicklung der Arbeitslosenzahlen liegt im starken Zuwachs des Arbeitskräftepotentials. Die Zahl der ausländischen Arbeitskräfte war im Jänner um 14.500 höher als im Vorjahr; immer mehr Deutsche (+9.000) weichen wegen der ungünstigen Arbeitsmarktlage auf den österreichischen Arbeitsmarkt aus. Das inländische Arbeitskräfteangebot wächst aus demographischen Gründen sowie infolge der Pensionsreform.

Nähere Informationen entnehmen Sie bitte dem WIFO-Monatsbericht 3/2005!