10. März 2005 • Österreichs Wirtschaft 2004 um 2% gewachsen • Marcus Scheiblecker

Die Dynamik der Konjunktur hat sich in Österreich Ende 2004 etwas verlangsamt. Im IV. Quartal erhöhte sich das um Saison- und Arbeitstagseffekte bereinigt Bruttoinlandsprodukt real gegenüber der Vorperiode um 0,3% (III. Quartal +0,8%). Gegenüber dem Vorjahr betrug der Anstieg 2,2%.

Während die Erholung im Euro-Raum bereits im III. Quartal 2004 an Kraft verlor (BIP +0,2% nach +0,5% im II. Quartal), war in Österreich erst gegen Jahresende eine Abschwächung der gesamtwirtschaftlichen Produktion zu beobachten. Das um Saison- und Arbeitstagseffekte bereinigte reale BIP wuchs gegenüber der Vorperiode schwächer als im II. und III. Quartal (jeweils +0,8%). Für das gesamte Jahr 2004 ergibt sich ein Wachstum von 2% nach +0,8% im Jahr 2003.

Auf der Entstehungsseite war im IV. Quartal 2004 im Vorjahresvergleich die stärkste Steigerung der realen Wertschöpfung im Bauwesen (+3,4%) und im Bereich des Bank- und Versicherungswesens (+3,6%) zu beobachten. Rückläufig war die Wertschöpfung nur in der öffentlichen Verwaltung (–0,9%) und im Beherbergungs- und Gaststättenwesen (–0,4%).

Der private Konsum wuchs im gesamten Jahresverlauf mäßig (IV. Quartal real +0,9%); mit derselben Rate erhöhte sich der öffentliche Konsum.

Abbildung 1: Entwicklung des realen Bruttoinlandsproduktes

Veränderung gegen das Vorjahr bzw. Vorquartal in %

Q: WIFO.

Der Hauptimpuls ging Ende 2004 von der Investitionstätigkeit aus: Nachdem die Nachfrage nach Ausrüstungsgütern im letzten Quartal des Jahres 2003 bereits mit zweistelliger Rate gestiegen war, wurde sie vor dem Auslaufen der Investitionszuwachsprämie mit Jahresende neuerlich ausgeweitet (gegenüber dem Vorjahr +1,5%). Insgesamt ergibt sich 2004 ein reales Wachstum von 6,3%. Vor allem die Investitionen in Fahrzeuge wurden nochmals deutlich gesteigert (IV. Quartal +5%).

Nach einem schwachen 1. Halbjahr erholten sich die Bauinvestitionen im III. Quartal (real +3,2%) und IV. Quartal (+2,6%). Die Dynamik ging dabei vom Nichtwohnbau aus (+5,4%), während die Wohnbauinvestitionen unter dem Vorjahreswert blieben (–2,9%).

Übersicht 1: Ergebnisse der vierteljährlichen Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung

 20032004
 I. QuartalII. QuartalIII. QuartalIV. QuartalI. QuartalII. QuartalIII. QuartalIV. Quartal
 Veränderung gegen das Vorjahr in %
Nominell        
Konsumausgaben insgesamt

+2,2

+2,1

+2,1

+2,6

+2,8

+3,8

+3,5

+3,4

  Private Haushalte1)

+2,1

+2,0

+1,9

+2,6

+2,8

+4,0

+3,6

+3,6

  Staat

+2,5

+2,3

+2,5

+2,7

+2,9

+3,3

+3,1

+2,8

Bruttoinvestitionen

+1,7

+2,8

+7,5

+12,9

+1,4

+2,9

+6,3

+1,3

  Bruttoanlageinvestitionen

+1,7

+2,6

+7,7

+10,7

+3,6

+4,8

+8,0

+4,7

  Ausrüstungen

–1,6

+3,6

+6,3

+14,1

+7,9

+7,6

+10,7

+2,5

  Bauten

+5,0

+2,2

+9,0

+9,2

–1,4

+2,1

+5,7

+5,3

Exporte

+1,3

–2,0

+2,5

+4,1

+4,9

+14,0

+15,0

+7,2

  Waren

+2,5

–4,1

+2,7

+3,0

+5,8

+17,8

+19,3

+8,9

  Dienstleistungen

–1,2

+4,2

+2,2

+7,4

+2,6

+3,6

+4,3

+2,3

Importe

+4,0

–0,3

+4,0

+7,5

+2,5

+11,1

+14,3

+7,0

  Waren

+5,8

–1,0

+4,4

+6,5

+2,3

+13,0

+17,2

+8,9

  Dienstleistungen

–2,2

+1,9

+2,9

+11,0

+3,3

+4,9

+5,4

+1,0

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bruttoinlandsprodukt

+2,0

+1,6

+2,4

+3,2

+2,6

+3,8

+5,0

+4,3

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Real, berechnet auf Basis von Vorjahrespreisen

 

 

 

 

 

 

Konsumausgaben insgesamt

+0,4

+0,5

+0,3

+1,1

+1,3

+1,8

+1,6

+0,9

  Private Haushalte1)

+0,4

+0,5

+0,4

+1,3

+1,3

+1,9

+1,7

+0,9

  Staat

+0,7

+0,6

+0,1

+0,4

+1,1

+1,3

+1,5

+0,9

Bruttoinvestitionen

+2,1

+3,1

+7,7

+13,1

+0,5

+1,3

+4,4

–0,1

  Bruttoanlageinvestitionen

+2,0

+2,9

+7,9

+10,9

+2,8

+3,3

+6,1

+2,7

  Ausrüstungen

–1,7

+3,6

+6,3

+13,9

+7,4

+6,9

+9,8

+1,5

  Bauten

+5,6

+2,7

+9,4

+9,7

–2,7

–0,1

+3,2

+2,6

Exporte

+0,9

–1,9

+2,5

+4,0

+4,6

+12,7

+13,5

+5,5

  Waren

+2,5

–3,4

+3,4

+3,6

+6,3

+17,0

+18,0

+7,5

  Dienstleistungen

–3,1

+2,9

+0,4

+5,6

+0,5

+1,0

+2,2

–0,3

Importe

+4,7

+1,4

+5,1

+8,0

+2,5

+8,7

+11,4

+3,7

  Waren

+7,0

+1,5

+6,2

+7,8

+3,1

+10,8

+13,9

+5,6

  Dienstleistungen

–3,0

+1,0

+1,4

+8,6

+0,9

+2,2

+3,4

–2,2

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bruttoinlandsprodukt

+0,4

+0,3

+0,9

+1,4

+1,1

+2,0

+2,9

+2,2

Sachgütererzeugung

–1,3

–2,9

+1,9

+3,0

+3,8

+6,9

+5,8

+2,0

         
 Saisonbereinigt, Veränderung gegen das Vorquartal in %
         
Bruttoinlandsprodukt, real

+0,3

+0,3

+0,2

+0,4

+0,6

+0,8

+0,8

+0,3

Q: WIFO. –  1) Einschließlich privater Organisationen ohne Erwerbszweck.

Die österreichische Wirtschaft profitierte 2004 von der kräftigen internationalen Nachfrage. Allerdings ließ das Wachstum im Vorjahresvergleich gegen Jahresende nach. Der Warenexport lag im III. Quartal real um 18% über dem Vorjahresniveau, im IV. Quartal verlangsamte sich das Wachstum auf +7,5%. Für das gesamte Jahr ergibt sich ein Anstieg um 12,1%. Die Ausfuhr von Dienstleistungen stagnierte im IV. Quartal in realer Rechnung (–0,3%); dies war auf die ungünstige Entwicklung im Reiseverkehrsexport zurückzuführen (–3,8%). Die Gesamtausfuhr übertraf das Vorjahresniveau im IV. Quartal um 5,5%.

2004 belebte sich dank der regen Investitionstätigkeit und der günstigen Entwicklung des Exports auch die Einfuhr deutlich (real +6,6%). Die Warenimporte wuchsen im IV. Quartal real um 5,6%, während der Dienstleistungsimport rückläufig war (–2,2%). Sowohl die Reiseverkehrsimporte (–2,8%) als auch die Einfuhr anderer Dienstleistungen (–1,9%) lagen unter dem Vorjahresniveau.