28. Setember 2004 • Deutlicher Wachstumsimpuls im II. Quartal • Marcus Scheiblecker

Nachdem die österreichische Wirtschaft im I. Quartal 2004 saisonbereinigt gegenüber dem Vorquartal um 0,4% gewachsen war, beschleunigte sich der Anstieg im II. Quartal deutlich auf +0,9%. Das reale BIP war damit um 1,9% höher als im II. Quartal 2003. Die Wachstumsimpulse kamen von der regen Exportnachfrage.

Der Aufschwung setzte im Euro-Raum bereits im I. Quartal 2004 ein, aber erst seit dem II. Quartal gewinnt auch die österreichische Wirtschaft an Dynamik. Das BIP wuchs im II. Quartal gegenüber dem Vorjahr real um 1,9% (I. Quartal +0,8%); das um Saison- und Arbeitstagseffekte bereinigte Wachstum erreichte 0,9% gegenüber dem Vorquartal. Vor allem die Exportwirtschaft lieferte Impulse, während der private Konsum gegenüber dem Vorquartal nur mäßig zunahm (+0,5%) und die Anlageinvestitionen gingen leicht zurück.

Auf der Entstehungsseite wurde die reale Wertschöpfung im II. Quartal 2004 im Vorjahresvergleich am stärksten in der Sachgütererzeugung (+4,8%) und im Realitätenwesen (einschließlich der unternehmensnahen Dienstleistungen; +3,5%) gesteigert. In den meisten anderen Dienstleistungsbranchen blieb die Konjunktur noch schwach. Der Handel übertraf den realen Vorjahreswert wie das Hotel- und Gaststättenwesen um 1,6%.

Die Nachfrage der privaten Haushalte nach Konsumgütern wuchs im Vorjahresvergleich weiterhin mäßig (real +1,8%). Der öffentliche Konsum stagnierte hingegen (+0,2%); nach wie vor ist diese Nachfragekomponente von Sparbemühungen im öffentlichen Dienst geprägt.

Abbildung 1: Entwicklung des realen Bruttoinlandsproduktes

Veränderung gegen das Vorjahr (Vorquartal) in %

Q: WIFO.

Nach der lebhaften Investitionstätigkeit im Vorjahr weitete die heimische Wirtschaft ihre Ausgaben für Ausrüstungsinvestitionen im II. Quartal 2004 kaum mehr aus (real +1,0%). Sowohl die Investitionen in Maschinen und Elektrogeräte (+1,5%) als auch in Fahrzeuge (–0,7%) entwickelten sich gedämpft.

Hatten sich die Bauinvestitionen im Vorjahr deutlich belebt, so war seit Anfang 2004 kein weiterer Zuwachs zu verzeichnen. Im II. Quartal war die Nachfrage etwas geringer als im Vorjahr (real –0,4%), im I. Quartal etwas höher (+0,5%). Die Investitionen in Wohnbauten stiegen real um 2,7%, jene in andere Bauten wurden um 2,0% gekürzt.

Übersicht 1: Ergebnisse der vierteljährlichen Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung

 200220032004
 III. QuartalIV. QuartalI. QuartalII. QuartalIII. QuartalIV. QuartalI. QuartalII. Quartal
 Veränderung gegen das Vorjahr in %
Nominell        
Konsumausgaben insgesamt

+2,1

+2,7

+3,6

+3,6

+2,5

+2,2

+2,3

+3,3

  Private Haushalte1)

+2,3

+2,9

+4,0

+4,1

+2,4

+2,2

+2,4

+3,7

  Staat

+1,4

+2,0

+2,5

+2,4

+3,0

+2,3

+2,0

+2,2

Bruttoinvestitionen

–1,5

–5,8

+5,8

+4,8

+6,9

+10,1

+3,0

–0,8

  Bruttoanlageinvestitionen

–0,9

–4,7

+3,1

+4,6

+6,7

+9,5

+3,7

+2,1

  Ausrüstungen

–1,4

–10,7

–1,1

+8,2

+8,0

+19,7

+5,3

+1,5

  Bauten

–0,9

–2,2

+6,8

+2,4

+5,9

+4,6

+2,3

+2,2

Exporte

+3,4

+0,8

+3,2

–1,9

+2,7

+2,7

+2,1

+12,8

  Waren

+4,4

+4,9

+3,3

–3,4

+2,5

+1,8

+4,6

+17,6

  Dienstleistungen

+1,4

–7,1

+3,2

+1,9

+3,1

+4,8

–2,7

+2,0

Importe

+3,3

–3,2

+5,7

+1,2

+2,7

+6,2

+1,6

+8,9

  Waren

+0,1

–1,7

+7,0

–0,0

+4,5

+3,9

+1,2

+11,4

  Dienstleistungen

+9,0

–6,2

+2,7

+3,8

–0,4

+10,8

+2,5

+3,4

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bruttoinlandsprodukt

+2,8

+3,0

+2,6

+2,4

+2,7

+2,6

+2,8

+4,0

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Real, zu Preisen von 1995

 

 

 

 

 

 

 

 

Konsumausgaben insgesamt

+0,9

+1,2

+1,5

+2,3

+0,8

+0,6

+0,7

+1,4

  Private Haushalte1)

+1,2

+1,4

+1,6

+2,6

+0,7

+0,5

+0,8

+1,8

  Staat

+0,1

+0,6

+0,9

+1,3

+1,4

+0,9

+0,5

+0,2

Bruttoinvestitionen

–1,0

–7,8

+4,9

+4,2

+5,9

+9,5

+2,0

–2,8

  Bruttoanlageinvestitionen

–1,3

–5,5

+2,3

+3,8

+5,6

+8,7

+2,7

+0,5

  Ausrüstungen

–1,6

–10,6

–1,4

+7,8

+7,6

+19,2

+4,9

+1,0

  Bauten

–1,6

–3,4

+5,6

+1,0

+4,3

+3,0

+0,5

–0,4

Exporte

+3,8

+0,8

+3,1

–1,5

+2,6

+3,0

+1,4

+10,9

  Waren

+5,4

+5,0

+3,5

–2,4

+3,0

+2,8

+4,3

+15,3

  Dienstleistungen

+0,7

–7,7

+2,2

+0,7

+1,9

+3,7

–4,8

–0,2

Importe

+4,7

–2,3

+5,9

+2,8

+3,4

+7,2

+2,1

+7,4

  Waren

+3,4

–0,4

+7,2

+2,0

+5,8

+5,6

+2,1

+9,7

  Dienstleistungen

+7,2

–6,1

+2,6

+4,7

–0,9

+10,7

+2,0

+2,2

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bruttoinlandsprodukt

+1,4

+1,3

+0,9

+0,5

+0,7

+0,6

+0,8

+1,9

Sachgütererzeugung

+1,3

–0,2

–1,2

–2,9

+1,7

+1,6

+2,9

+4,8

         
 Saisonbereinigt, Veränderung gegen das Vorquartal in %
         
Bruttoinlandsprodukt, real

–0,2

+0,0

+0,5

–0,2

+0,2

+0,3

+0,4

+0,9

 1) Einschließlich privater Organisationen ohne Erwerbszweck.

Eine kräftige Steigerung der österreichischen Exporte setzte erst gegen Ende des I. Quartals 2004 ein. Im Durchschnitt der ersten drei Monate erreichte die Rate real nur +4,3%, im II. Quartal aber +15,3%. Der Export von Dienstleistungen stagnierte (–0,2%), die darin enthaltenen Reiseverkehrsexporte wuchsen um 1,5%. Insgesamt übertraf der Export das Ergebnis des II. Quartals 2003 real um knapp 11%.

Parallel zu den Exporten wuchs auch die Importnachfrage kräftig. Die Wareneinfuhr nahm im II. Quartal real um 9,7% zu (I. Quartal +2,1%). Aufgrund der deutlichen Ausweitung der Reiseverkehrsimporte (+4,3%) erhöhte sich die Dienstleistungseinfuhr um 2,2%. Der Import i. w. S. übertraf das Vorjahresergebnis um 7,4%.