17. September 2004 • Österreichische Unternehmen innovativer als der EU-Durchschnitt. Empirische Analysen auf Basis der Europäischen Innovationserhebung 1996 und 2000 • Martin Falk, Hannes Leo

Das WIFO analysiert in einer aktuellen Studie im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Arbeit, unterschiedliche Aspekte der Innovationsaktivitäten österreichischer Unternehmen. Auf der Grundlage der Daten der Europäischen Innovationserhebung 1996 (Community Innovation Survey – CIS II) 1) und 2000 (CIS III) 2) befasst sich die Arbeit mit den Veränderungen des Innovationsgeschehens zwischen 1996 und 2000, den Determinanten von Innovationen, Forschung und Entwicklung und der Wirkung der Forschungsförderung. Die neue Innovationserhebung erlaubt den Zusammenhang zwischen Innovationen, Beschäftigungs- und Produktivitätswachstum zu analysieren.

Gute Position im internationalen Vergleich

Im internationalen Vergleich schneidet Österreich gemessen an der Innovatorenquote und dem Umsatzanteil neuer Produkte (Innovationsoutput) insgesamt gut ab: Der Anteil der Unternehmen mit Innovationen (Innovatorenquote) liegt mit 43% im Durchschnitt der untersuchten 13 EU-Länder (5. Rang). Neue Produkte tragen in Österreich 21% zum Umsatz der Unternehmen bei; damit rangiert Österreich an 3. Stelle unter elf Ländern, für die Vergleichswerte vorliegen.

Seit der Innovationserhebung 1996 ("CIS II") sind beide Kennzahlen gesunken. Der Rückgang ergibt sich zum Teil aus einer geänderten Fragestellung und einer kleineren Stichprobe.

Hohe Qualifikation der Beschäftigten stützt Innovations- und Forschungsaktivitäten

Die Innovationsaktivitäten der österreichischen Unternehmen werden durch die Unternehmensgröße und die Nachfragebedingungen bestimmt: Je größer ein Unternehmen ist und je stärker es auf wachsenden Märkten tätig ist, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit der Einführung von Produkt- und/oder Prozessinnovationen. Beide Faktoren hatten auch in der Vergangenheit wesentlichen Einfluss auf das Innovationsverhalten; ihre Wirkung wird in dieser Form auch durch theoretische Modelle bestätigt. Bedeutendes Gewicht haben zudem der Anteil der Arbeitskräfte mit Universitäts- oder Fachhochschulabschluss und der Anteil der Investitionen in Informations- und Kommunikationstechnologien.

Im Gegensatz zur Aufnahme von Innovationsaktivitäten spielt die Unternehmensgröße für die Durchführung von Forschung und Entwicklung keine Rolle: Klein- und Großbetriebe sind gleich häufig Forschung und Entwicklung aktiv, wenn sie die Schwelle zur Einführung von Innovationen bewältigt haben. Im Dienstleistungssektor ist sogar der Anteil der Kleinbetriebe mit Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten größer als jener der Großbetriebe.

Förderungen wirken positiv auf die Innovationsaktivitäten

Zwischen 1998 und 2000 erhielten 38% der innovativen Unternehmen in Österreich eine staatliche Förderung. Aus ökonomischer Sicht stellt sich die Frage, wieweit sich Förderungsmaßnahmen auf die unternehmerischen Innovationsaktivitäten auswirken. Zu den Faktoren, die Einfluss auf das Volumen der Forschungs- und Innovationsaktivitäten haben, gehören neben den Förderungen die Ausstattung an Humankapital, die Kapitalintensität und die Unternehmensgröße. Gemäß einer ökonometrischen Schätzung haben geförderte Unternehmen im Durchschnitt eine um 140% höhere Innovationsintensität als Betriebe ohne staatliche Innovationsförderung. Die Investitions- und die Akademikerquote haben ebenfalls einen positiven Effekt auf die Innovationsintensität.

Marktneuheiten schaffen Beschäftigung

Der Zusammenhang zwischen Innovationsaktivitäten, Beschäftigungsentwicklung und Produktivität wird sowohl in der Wissenschaft als auch in der Politik immer wieder kontrovers diskutiert. Innovationen können einerseits Arbeitsplätze vernichten, anderseits Beschäftigung schaffen. Unstrittig ist, dass Innovationen auf lange Sicht die Produktivität erhöhen. Die Analyse zeigt, dass die Einführung von Marktneuheiten einen signifikant positiven Einfluss auf das Beschäftigungswachstum hat. Dies gilt jedoch nur für den Dienstleistungssektor: Die Beschäftigung wächst in Unternehmen, die Marktneuheiten eingeführt haben, im Durchschnitt um 3 Prozentpunkte rascher als in anderen Unternehmen. Die Hypothesen über die arbeitsplatzvernichtenden Effekte von Prozessinnovationen erweisen sich als unbegründet – Prozessinnovationen ziehen keinen Rückgang der Beschäftigung nach sich, sondern sind in Hinblick auf die Beschäftigung neutral.

Ein überdurchschnittlicher Anteil des Umsatzes mit neuen oder verbesserten Produkten spiegelt sich einem signifikant höheren Produktivitäts-, nicht aber in einem höheren Beschäftigungswachstum wider. Auch die Wissensintensität der Produktion liefert einen wichtigen Beitrag zur Produktivitätssteigerung: In Unternehmen, deren Akademikerquote doppelt so hoch ist wie im Durchschnitt, steigt die Arbeitsproduktivität um 1 bis 2 Prozentpunkte rascher als im Durchschnitt.

Investitionen in Informations- und Kommunikationstechnologien erhöhen die Nachfrage nach qualifizierten Arbeitskräften

Der Einsatz neuer Technologien erfordert neues Wissen und neue Fertigkeiten und löst damit eine Zunahme der Nachfrage nach hochqualifizierten Arbeitskräften aus; die empirische Analyse auf Basis der österreichischen Innovationserhebung zeigt, dass Unternehmen mit einem überdurchschnittlichen Anteil der Investitionen in Computer-Hardware einen signifikant höheren Anteil von Akademikern beschäftigen 3). Im Gegensatz dazu geht ein stärkerer Einsatz von Computer-Hardware mit einem unterdurchschnittlichen Anteil der mittel und geringqualifizierten Arbeitskräfte (mit und ohne Lehrabschluss) einher.

Insgesamt ist der Einfluss der Investitionen in Informations- und Kommunikationstechnologien aber relativ klein: Ein Anstieg des Anteils der Computer-Investitionen um 10% erhöht den Anteil der Beschäftigten mit Hochschulabschluss um durchschnittlich 0,1 Prozentpunkt. Zugleich wird sich der Beschäftigtenanteil der mittel und geringqualifizierten Arbeitskräfte vor dem Hintergrund der beschleunigten Diffusion von Informationstechnologien seit Mitte der neunziger Jahre weiter verringern.

 1)  Leo, H., Die Innovationsaktivitäten der österreichischen Wirtschaft. Band 1: Produzierender Sektor, WIFO, Wien, 1999; Dachs, B., Leo, H., Die Innovationsaktivitäten der österreichischen Wirtschaft. Band 2: Dienstleistungssektor, WIFO, Wien, 1999. –  2)  Statistik Austria, "Innovation in österreichischen Unternehmen", Schnellbericht, 2002, (11.2). –  3)  2000 betrug die Akademikerquote in Österreich 12,1%.

Nähere Informationen entnehmen Sie bitte der folgenden WIFO-Studie: Martin Falk, Hannes Leo, Die Innovationsaktivitäten der österreichischen Unternehmen. Empirische Analysen auf Basis der Europäischen Innovationserhebung 1996 und 2000, im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Arbeit, 63 Seiten, 60 Euro, Download kostenlos: http://titan.wsr.ac.at:8880/wifosite/wifosite.get_abstract_type?p_language=1&pubid=25249