10. August 2004 • Konjunktur gefestigt • Ewald Walterskirchen

Der Konjunkturaufschwung in den USA und Asien strahlt zunehmend auf Europa aus. Die lebhafte Steigerung der heimischen Exporte regt die Unternehmen allmählich zu Investitionen an. Die Konsumausgaben der privaten Haushalte bleiben u. a. wegen der Treibstoffverteuerung zurückhaltend.

Die Konjunkturerholung hat sich in Österreich im 1. Halbjahr beschleunigt. Den wichtigsten Impuls liefert die kräftige Zunahme der Exportnachfrage. In ihrem Sog dürfte sich auch die Investitionstätigkeit beleben. Der hohe Erdölpreis treibt hingegen die Inflation an und bremst die Entwicklung der Realeinkommen.

Die WIFO-Konjunkturumfrage vom Juli zeigte verstärkte Anzeichen für einen Konjunkturaufschwung. Die Kapazitätsauslastung der Unternehmen stieg, die Auftragslage verbesserte sich, und die Erwartungen hellten sich auf. Die Produktionserwartungen von Industrie und Gewerbe für die kommenden Monate sind per Saldo positiv, sie haben sich aber nicht weiter aufwärts entwickelt. In der Erzeugung von Vorprodukten, Kfz-Teilen und Investitionsgütern zeichnet sich eine relativ günstige Entwicklung ab, die Hersteller von Nahrungsmitteln und nichtdauerhaften Konsumgütern rechnen dagegen mit Absatzschwierigkeiten. In der Bauwirtschaft nahm die Produktionsleistung in den ersten Monaten dieses Jahres nur wenig zu, die Stimmung ist jedoch zufriedenstellend.

Die Exportnachfrage gewinnt mit der weltweiten Konjunkturbelebung und der Stabilisierung des Euro-Kurses zunehmend an Schwung. Die heimische Warenausfuhr lag in den Monaten März und April 2004 nach vorläufigen Daten um 12% über dem Vorjahresniveau. Besonders günstig entwickelten sich die Exporte in die USA und nach Südeuropa.

Die Konsumenten blieben dagegen bei stagnierenden Realeinkommen zurückhaltend. Die erdölpreisbedingte Inflation übertrifft bereits die Tariflohnsteigerung, Pensionisten erleiden reale Einbußen. In den ersten fünf Monaten 2004 gingen die realen Einzelhandelsumsätze leicht zurück (–¼%). Der private Konsum nahm leicht zu, weil sich Pkw-Absatz und Dienstleistungen günstig entwickelten. Das Verbrauchervertrauen hat sich im Gegensatz zur Unternehmerstimmung in den letzten Monaten nicht verbessert.

Die Preisentwicklung steht im Zeichen der Erdölverteuerung. Der Rohölpreis für die Sorte Brent überstieg Anfang August die 40-$-Marke. Die Inflationsrate erreichte in Österreich im Juni 2,3%. Benzin und Dieseltreibstoff waren um gut 15% teurer als vor einem Jahr.

Selbst wenn die Rohölpreise – die auch der Spekulation unterliegen – dauerhaft auf dem hohen Niveau von rund 40 $ je Fass bleiben, dürfte dies das Wirtschaftswachstum in den Industrieländern relativ wenig dämpfen. Die WIFO-Prognose vom Juni ging von einem Rohölpreis von 34,5 $ je Barrel aus. Nach den bekannten Modellrechnungen bewirkt ein dauerhafter Anstieg der Rohölpreise um 5 $ eine Verlangsamung des Wirtschaftswachstums um 0,1 bis höchstens 0,2 Prozentpunkte. Dabei wird Kaufkraft von den Industrie- zu den erdölproduzierenden Ländern transferiert. Die Kaufkrafteinbußen in den Industrieländern schlagen sich insbesondere in einer schwachen Entwicklung von Realeinkommen und privatem Konsum nieder.

Nähere Informationen entnehmen Sie bitte dem WIFO-Monatsbericht 8/2004!