16. Juli 2004 • Österreichs Position als Investor in Ost-Mitteleuropa 2003 weiter gefestigt • Jan Stankovsky

Die Direktinvestitionen österreichischer Unternehmen in Ost-Mitteleuropa gingen von 4,2 Mrd. Euro 2002 auf 2,8 Mrd. Euro 2003 zurück. Dennoch weitete Österreich seine Position als ein wichtiger Investor in der Region aus. Die Tochtergesellschaften in den MOEL sind großteil sehr rentabel. Besonders erfolgreich waren die Niederlassungen in der Slowakei, in Ungarn und Kroatien.

Die gesamten ausländischen Direktinvestitionen in Ost-Mitteleuropa gingen 2003 um ein Drittel zurück (von 37,4 Mrd. Euro 2002 auf 24,0 Mrd. Euro). Besonders stark schrumpften die Neuinvestitionen in den 8 neuen EU-Ländern. Auch Österreich war von dieser Entwicklung betroffen: Der Kapitalstrom in die Region erreichte 2003 nach 4,2 Mrd. Euro im Jahr 2002 nur 2,8 Mrd. Euro. Dieser Rückgang war insbesondere die Folge der Schwäche der internationalen Konjunktur sowie des Mangels an größeren Privatisierungsprojekten. Dennoch weitete Österreich seine Position als ein wichtiger Investor in Ost-Mitteleuropa großteils aus.

Im Jahr 2004 kann mit einer leichten Belebung der ausländischen Investitionen in den MOEL gerechnet werden. Die Aufhellung der internationalen Konjunktur erhöht die Investitionsneigung. Der EU-Beitritt von 8 Ländern der Region am 1. Mai 2004 erleichtert die grenzüberschreitende Betriebskooperation, u. a. durch die Beseitigung von Grenzkontrollen für den Handelsverkehr und eine Verbesserung der Rechtssicherheit.

Bedeutende Investitionen werden in den MOEL durch EU-finanzierte Projekte ausgelöst, insbesondere im Bereich der Infrastruktur und des Umweltschutzes. Meist ist dabei mit einer längeren Anlaufphase zu rechnen. Die zu erwartende Erhöhung des Lebensstandards in den erfolgreichen neuen EU-Ländern wird die Standortattraktivität für marktbezogene und technologische Investitionen erhöhen, gleichzeitig aber – als Folge des Anstiegs der Lohnkosten – die "Standardproduktion" nach China bzw. auf den Balkan wandern lassen.

In der Mehrzahl haben die neuen EU-Länder die Sätze für Unternehmens- und Einkommensteuern signifikant gesenkt und damit ihre Standortattraktivität weiter erhöht. In der EU 15 – insbesondere in Deutschland, aber auch in Österreich – löste die Gefahr einer unerwünscht starken Betriebsverlagerung eine intensive Diskussion über eine Flexibilisierung des Arbeitsmarktes aus, deren Auswirkungen im Augenblick kaum einzuschätzen sind.

Mehr als ein Drittel der österreichischen Direktinvestitionen in den MOEL waren 2003 für Ungarn bestimmt. In den ersten Jahren nach der "Ostöffnung" war Ungarn das wichtigste Zielland für die österreichischen Investitionen in der Region. In der zweiten Hälfte der neunziger Jahre verflachten aber die Kapitalströme in dieses Land merklich. Seit 2000 gewinnen sie wieder an Dynamik, sie erreichten 2003 mit 1,0 Mrd. Euro ihren bisherigen Höchstwert. Auch die Direktinvestitionen in Polen lagen 2003 (0,9 Mrd. Euro) deutlich über den bisherigen Ergebnissen; die Chancen in diesem größten neuen EU-Land wurden von den österreichischen Investoren bis vor wenigen Jahren wenig beachtet. Die Neuinvestitionen in Kroatien (0,4 Mrd. Euro), der Slowakei und Slowenien gingen im Vergleich mit 2002 etwas zurück. Der Saldo der Direktinvestitionen in Tschechien – das in der jüngeren Vergangenheit das meiste Investitionskapital aus Österreich erhielt – war 2003 negativ (Desinvestition).

Übersicht 1: Österreichs Direktinvestitionen in Ost-Mitteleuropa

 MOEL8 neue EU-Länder
 2002200320022003
 Mrd. Euro
     
Werte    
Neuinvestitionen4,22,82,62,4
Bestand1)15,818,611,814,1
     
 In %
     
Marktanteil2)    
Neuinvestitionen12,815,011,023,2
Bestand7,17,98,39,5

 1) Gesamtkapital, zu Jahresende. –  2) An den gesamten Direktinvestitionen in den MOEL.

Der Bestand der österreichischen Direktinvestitionen in den MOEL erreichte Ende 2003 18,6 Mrd. Euro. Die wichtigsten Standorte sind dabei Ungarn (4,2 Mrd. Euro) und Tschechien (3,4 Mrd. Euro) vor Polen und der Slowakei. Der Investitionsbestand in Russland beträgt 0,9 Mrd. Euro.

Trotz geringerer Neuinvestitionen baute Österreich seine Position als führender Investor in den MOEL großteils weiter aus. Der Marktanteil an den Neuinvestitionen in der Region stieg nach österreichischer Statistik von 12,8% im Jahr 2002 auf 15,0% 2003, in den 8 neuen EU-Ländern sogar von 11,0% auf 23,2%. Lediglich in Südosteuropa verringerte sich der österreichische Marktanteil von einem sehr hohen Wert 2002 (34,7%) auf 6,7%. Seit Ende der neunziger Jahre verstärkt die österreichische Wirtschaft ihr Engagement in den MOEL kontinuierlich – 1998 hatte der Marktanteil an den Neuinvestitionen erst 3,7% betragen (2001 10,3%).

Der Anteil Österreichs am gesamten Bestand an Auslandsinvestitionen in den MOEL nahm von 7,1% 2002 auf 7,9% im Vorjahr zu, in den neuen EU-Ländern von 8,3% auf 9,5%. In Slowenien stammen etwa 30% des gesamten ausländischen Investitionskapitals aus Österreich, in der Slowakei und in Bulgarien jeweils 25% und in Kroatien über 15%. In Tschechien und Ungarn beträgt der österreichische Marktanteil jeweils etwa 10%.

Investitionen in der Slowakei, in Ungarn und Kroatien besonders rentabel

Die österreichischen Tochtergesellschaften in Ost-Mitteleuropa erwirtschafteten 2001 insgesamt netto 1,1 Mrd. Euro und erzielten damit eine Rentabilität von 12,5%. Besonders erfolgreich waren die österreichischen Niederlassungen in der Slowakei, in Ungarn und in Kroatien mit einer Kapitalrentabilität von jeweils etwa 20% sowie auch in Tschechien mit etwa 10%. Umstrukturierungsbedarf besteht offenbar noch für zahlreiche Tochtergesellschaften in Polen und Slowenien, hier wird eine durchschnittliche Rentabilität von nur 5% bzw. 3% ausgewiesen.

Nähere Informationen entnehmen Sie bitte der folgenden Studie von wiiw und WIFO: Gábor Hunya (wiiw), Jan Stankovsky (WIFO), WIIW-WIFO Database. Foreign Direct Investment in Central and Eastern Europe with Special Attention to Austrian FDI Activities in this Region, 67 Seiten, 47,00 Euro, http://publikationen.wifo.ac.at/pls/wifosite/wifosite.wifo_search.get_abstract_type?p_language=1&pubid=25150!