1. Juli 2004 • WIFO-Umfrage: Industriebetriebe nennen die wichtigsten Hindernisse beim Aufbau neuer Exportmärkte • Yvonne Wolfmayr

Die österreichische Exportwirtschaft engagiert sich bisher nur wenig auf weit entfernten Märkten: Zwei Drittel der Ausfuhr sind für Westeuropa bestimmt. In einer Befragung österreichischer Industrieunternehmen identifizierte das WIFO die wichtigsten Motive und Hindernisse für Exporte auf neue Absatzmärkte.

Exporthindernisse wie eine große geographische Entfernung, Informationsdefizite oder kulturelle und sprachliche Unterschiede zwischen Ländern sowie die rechtlichen und politischen Rahmenbedingungen auf den jeweiligen Märkten können ebenso wie unternehmensspezifische Faktoren einem Engagement im Ausland entgegenstehen.

Die Umfrage des WIFO unter fast 500 österreichischen Industrieunternehmen zeigt die hohen Transportkosten, die zu geringe Unternehmensgröße und zu niedrige Absatzpreise als wichtigste Exporthemmnisse. Die Transportkosten werden als Hindernis nicht nur für Lieferungen in weit entfernten Länder, sondern auch nach Ost-Mitteleuropa oder Südosteuropa genannt. Besonderes Gewicht hat dieses Exporthemmnis für die Ernährungsindustrie, die Holz-, Papier-, Metallindustrie sowie die Branche "Glas, Baustoffe".

Viele Unternehmen beeinträchtigt die zu geringe Unternehmensgröße; dies gilt aber weniger für jene Unternehmen, die nach Ost-Mitteleuropa exportieren wollen. Dieses Exporthindernis wird insbesondere in der Ernährungs-, Papier-, Holz-, Glas-, Metall- und Konsumwarenindustrie genannt.

Zu niedrige Absatzpreise hindern die Unternehmen insbesondere an einer Erschließung der Exportmärkte in Ost-Mitteleuropa. Mit Ausnahme der Industriestaaten in Übersee zählt dieses Hindernis zu den am häufigsten genannten Gründen, nicht auf einen Markt zu exportieren. Das gilt für alle Branchen.

Rechtsunsicherheit und Korruption, ein zu hohes Zahlungsausfallsrisiko und der Mangel an Ansprechpartnern im jeweiligen Land werden für alle Regionen als Exporthindernis genannt. Das Zahlungsausfallsrisiko ist in Ost-Mitteleuropa und Südosteuropa, der GUS sowie Mittel- und Südamerika etwas überdurchschnittlich, Rechtsunsicherheit und Korruption insbesondere in der europäischen GUS. Der Mangel an Ansprechpartnern beeinträchtigt hingegen vor allem den Export nach Fernost und nach Afrika.

Kleine Unternehmen betonen vor allem den Mangel an Ansprechpartnern, während größere Unternehmen vor allem in Ost-Mitteleuropa häufig die Gründung einer Auslandsniederlassung den Exportaktivitäten vorziehen. Ähnlich nennen Unternehmen ohne Exporterfahrung den Mangel an Ansprechpartnern, die zu geringe Unternehmensgröße und das Zahlungsausfallsrisiko als wichtigste Exporthemmnisse, während Unternehmen, die bereits über Exporterfahrung in Regionen außerhalb Westeuropas verfügen, außerhalb der MOEL die Transportkosten als Hindernis bezeichnen – in den MOEL haben das zu hohe Zahlungsausfallsrisiko, die Rechtsunsicherheit und sprachliche Barrieren größere Bedeutung.

Nähere Informationen entnehmen Sie bitte dem WIFO-Monatsbericht 6/2004 und der folgenden WIFO-Studie: Yvonne Wolfmayr, Potentielle Exportmärkte. Eine Befragung zu Schwierigkeiten und Hindernissen bei der Erschließung neuer Märkte, im Auftrag der Oesterreichischen Kontrollbank AG im Namen und auf Rechnung des Bundes (Bundesministerium für Finanzen), 78 Seiten, 40 Euro, Download 32 Euro: http://publikationen.wifo.ac.at/pls/wifosite/wifosite.wifo_search.get_abstract_type?p_language=1&pubid=24849!