30. Juni 2004 • Chancen für die österreichische Exportwirtschaft durch Klimaschutzprojekte • Daniela Kletzan

Einer der im Kyoto-Protokoll festgelegten flexiblen Mechanismen zur Verringerung der Treibhausgasemissionen sind "Joint-Implementation-Projekte" (JI-Projekte). Die im Rahmen dieser Projekte realisierte Emissionsreduktion wird den beteiligten Ländern gutgeschrieben. JI-Projekte werden als ein bedeutendes Instrument zur Erreichung der österreichischen Kyoto-Ziele angesehen. Für die Durchführung von Klimaschutzprojekten im Rahmen von Joint Implementation bzw. für die Auswahl geeigneter Gastländer sind eine Reihe von Faktoren relevant, die das Ausmaß und die Richtung von entsprechenden Investitionen bestimmen. Investoren werden bei ihrer Entscheidung nicht nur die Kosten der Reduktionsmaßnahmen in Betracht ziehen, sondern auch das allgemeine Investitionsklima eines Landes sowie dessen institutionelle Kapazitäten zur Abwicklung entsprechender Projekte.

Die Analyse dieser Kriterien für 13 mögliche Gastländer für JI-Projekte in Ost-Mitteleuropa zeigt deutlich einen Trade-off zwischen dem Potential eines Landes für kostengünstige Maßnahmen zur Emissionsreduktion und der Qualität der relevanten Institutionen sowie dem vorherrschenden Investitionsklima. Russland, die Ukraine, Bulgarien oder Rumänien etwa bieten mittel- bis langfristig ein hohes Potential für Reduktionsmaßnahmen, verfügen jedoch bislang über keine geeigneten Institutionen sowie über schwierige wirtschaftliche Rahmenbedingungen; sie können ihre Attraktivität für ausländische Investitionen noch deutlich erhöhen.

Eine Reihe von Ländern haben hingegen bereits Erfahrungen mit JI-Projekten gesammelt und bieten auch gute wirtschaftliche Rahmenbedingungen sowie institutionelle Kapazitäten (z. B. Lettland, Litauen, Tschechien). Das Potential für Klimaschutzprojekte ist aber aufgrund der allgemeinen wirtschaftlichen Entwicklung eingeschränkt und deshalb nur kurzfristig interessant.

Für österreichische Unternehmen dürfte die Beteiligung an JI-Projekten in den MOEL vor allem in Hinblick auf den Export von Umwelttechnologien interessant sein, weil bereits enge wirtschaftliche Kontakte mit diesen Ländern bestehen und ihr Anteil an den österreichischen Umwelttechnikexporten relativ hoch ist.

Investitionen in Klimaschutzprojekte auf neuen Märkten können deren Erschließung erleichtern und die Nachfrage nach Umwelttechnikangeboten verstärken. Die vom WIFO untersuchten Indikatoren berücksichtigen in erster Linie förderliche und hinderliche Faktoren für Klimaschutzinvestitionen. Bei der Wahl eines Gastlandes sind aber auch das Investitionsrisiko und die mit den institutionellen Rahmenbedingungen zusammenhängenden Transaktionskosten für die Projektabwicklung in Betracht zu ziehen. Die Erfolgsaussichten von JI-Projekten hängen zudem von der wirtschaftlichen und politischen Entwicklung in den Ländern ab sowie von den internationalen Vorgaben und Richtlinien für entsprechende Projekte.

Nähere Informationen entnehmen Sie bitte dem WIFO-Monatsbericht 6/2004 und der folgenden WIFO-Studie: Daniela Kletzan, Angela Köppl, Chancen für die österreichische Exportwirtschaft durch Klimaschutzprojekte, im Auftrag der Oesterreichischen Kontrollbank AG im Namen und auf Rechnung des Bundes (Bundesministerium für Finanzen), 214 Seiten, 61 Seiten, 40 Euro, Download 32 Euro: http://publikationen.wifo.ac.at/pls/wifosite/wifosite.wifo_search.get_abstract_type?p_language=1&pubid=24850!