28. Juni 2004 • Einfluss institutioneller Veränderungen auf die Beschäftigungsstatistik • Hedwig Lutz

Die offizielle Beschäftigungsstatistik beruht in Österreich auf Angaben des Hauptverbandes der österreichischen Sozialversicherungsträger zur Zahl der unselbständigen Beschäftigungsverhältnisse über der Geringfügigkeitsgrenze. Die großen Vorzüge dieser Statistik liegen in ihrer monatlichen Periodizität, in ihrer Aktualität (unmittelbar nach Monatsende) und ihrer Konzeption als Vollerhebung. Der Beschäftigungsbegriff ist entsprechend den Aufgaben des Hauptverbandes von versicherungsrechtlichen Aspekten abgeleitet. In der Statistik werden in der Folge auch erwerbsinaktive Personen als beschäftigt gezählt. Verändert sich die Größenordnung dieser Gruppen durch institutionelle Änderungen, so resultiert daraus ein verzerrtes Bild über die Entwicklung der Arbeitskräftenachfrage.

Anfang 2004 ergab sich erneut ein Bruch in der Zeitreihe. Das WIFO hat deshalb die Beschäftigungszahlen um jene institutionellen Faktoren bereinigt, welche in letzter Zeit den quantitativ größten Einfluss auf die offiziell ausgewiesenen Werte hatten. In seiner Arbeitsmarktanalyse und -prognose verwendet das WIFO nun den Begriff der "unselbständigen aktiven Beschäftigung" für die Zahl der unselbständigen Beschäftigungsverhältnisse ohne Präsenzdiener, Bezieherinnen und Bezieher von Karenz- bzw. Kinderbetreuungsgeld und ohne beschäftigt ausgewiesene Arbeitslose, die an Schulungsmaßnahmen des Arbeitsmarktservice teilnehmen.

Speziell Änderungen der rechtlichen Regelungen zur Elternkarenz bzw. zum Karenz- oder Kinderbetreuungsgeld schlugen sich in den von der Anpassung betroffenen Jahren in einem deutlichen Auseinanderklaffen der Beschäftigungsentwicklung laut offizieller Statistik einerseits und laut bereinigter Reihe andererseits nieder. Daher entwickelte sich in den letzten Jahren die aktive Beschäftigung ungünstiger, als in der offiziellen Statistik ausgewiesen wurde. So stieg im Jahr 2003 die unselbständige aktive Beschäftigung um 5.500 (Frauen +7.400, Männer –2.000), während in der offiziellen Statistik ein Wert von +29.600 ausgewiesen wurde (Frauen +30.000, Männer –400).

Seit Anfang 2004 sind Beihilfen zur Deckung des Lebensunterhalts, die Arbeitslose während der Teilnahme an Schulungen des Arbeitsmarktservice beziehen, nicht mehr voll versicherungspflichtig. Damit werden diese Personen nicht mehr als beschäftigt erfasst. Die offizielle Statistik zeichnet deshalb ein zu pessimistisches Bild der Beschäftigungsentwicklung: War die aktive Beschäftigung im I. Quartal 2003 gegenüber 2002 noch um knapp 5.600 gesunken (Frauen +3.100, Männer –8.700), so lag sie im I. Quartal 2004 durchschnittlich um 10.400 über dem Wert von 2003 (Frauen +11.500, Männer –1.100).

Am stärksten wurde die aktive Beschäftigung im I. Quartal 2004 in Tirol (+1,3%), dem Burgenland und Oberösterreich (jeweils +1,1%) ausgeweitet. Wien verzeichnete neuerlich einen Rückgang (–1,1%).

Nähere Informationen entnehmen Sie bitte dem WIFO-Monatsbericht 6/2004!