26. März 2004 • Österreichs Wirtschaft 2003 um 0,7% gewachsen • Marcus Scheiblecker

Nach Vorliegen der Berechnungen für das IV. Quartal ergibt sich für 2003 ein Wirtschaftswachstum von 0,7%. Zum Jahresende war noch keine Zunahme der Konjunkturdynamik festzustellen; das um Saison- und Arbeitstagseffekte bereinigte BIP wuchs im III. und IV. Quartal real sogar etwas schwächer als im 1. Halbjahr. Die Wachstumsimpulse gingen 2003 von den Bruttoanlageinvestitionen aus – sie wurden nach dem Rückgang im Jahr 2002 um 4,3% ausgeweitet. Die Auslandsnachfrage entwickelte sich sehr verhalten.

Gemäß der vorläufigen Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung für 2003 betrug das Wirtschaftswachstum 0,7%. Damit expandierte die Wirtschaft in Österreich im letzten Jahr so stark wie im EU-Durchschnitt (+0,7%) und kräftiger als in Deutschland (–0,1%). Seit Jahresanfang weist das um Saison- und Arbeitstagseffekte bereinigte Wachstum auf eine zögerliche Erholung hin. Gegen Jahresende verlangsamte es sich auf +0,1%.

Den größten Wachstumsbeitrag lieferte 2003 die Investitionsnachfrage: Die Ausrüstungsinvestitionen wurden gegenüber dem Vorjahr real um 6,1% gesteigert, sowohl Maschinen und Elektrogeräte (+6,8%) als auch Fahrzeuge (+4,1%) wurden verstärkt angeschafft. Ein beträchtlicher Teil dieser Nachfrage wurde allerdings durch Güterimporte gedeckt, sodass der Effekt auf die heimische Produktion begrenzt war.

Als eigentliche Konjunkturstütze erwiesen sich die Bauinvestitionen. Nach dem Rückgang in den zwei vorangegangenen Jahren wurden sie 2003 deutlich ausgeweitet (+2,8%). Vor allem die Investitionen in Nichtwohnbauten nahmen zu (+3,4%), da die öffentliche Hand mit verstärkten Tiefbauaufträgen Impulse setzte. Auch im Wohnbau zeigten sich Erholungstendenzen (+1,6%), nachdem das Bauvolumen seit sechs Jahren geschrumpft war.

Die Nachfrage der privaten Haushalte nach Konsumgütern stieg 2003 mit real +1,3% etwas stärker als im Jahr zuvor (+0,7%); teils war dies auf die rege Nachfrage nach Pkw zurückzuführen. Gegen Jahresende ließ die Kauflust jedoch deutlich nach, im IV. Quartal war im Vorjahresvergleich ein Rückgang zu beobachten (–0,1%).

Der öffentliche Konsum erhöhte sich im IV. Quartal real um 0,4%; auch im Jahresdurchschnitt 2003 war eine mäßige Expansion zu verzeichnen (+0,7%). Nach wie vor ist die Entwicklung von anhaltenden Sparbemühungen geprägt.

Nachdem die österreichische Exportwirtschaft 2002 trotz der internationalen Konjunkturschwäche relativ kräftig gewachsen war (real +3,7%), verlangsamte sich die Entwicklung im Jahresverlauf 2003 deutlich (+1%). Im Güterexport wurde das Vorjahresniveau real übertroffen (+2%), der Export von Dienstleistungen (einschließlich Reiseverkehr) verfehlte es aber (–1,4%).

Hingegen wuchs der Gesamtimport mit real +3% stärker als im Jahr 2002. Dabei blieb der Wert der eingeführten Dienstleistungen in realer Rechnung ebenfalls unter dem Vorjahresniveau (–0,8%), aufgrund der lebhaften Nachfrage nach Ausrüstungsinvestitionsgütern wurde der Güterimport aber real um 4,7% gesteigert (2002: +0,4%).

Übersicht 1: Ergebnisse der vierteljährlichen Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung

 20022003
 I. QuartalII. QuartalIII. QuartalIV. QuartalI. QuartalII. QuartalIII. QuartalIV. Quartal
 Veränderung gegen das Vorjahr in %
Nominell        
Konsumausgaben insgesamt+1,4+0,9 +2,1 +2,7 +3,8 +3,9 +3,0 +1,9
  Private Haushalte1)+1,5+0,9 +2,3 +2,9 +4,0 +4,1 +2,8 +1,5
  Staat+1,1+1,1 +1,4 +2,0 +3,0 +3,1 +3,8 +3,3
Bruttoinvestitionen–4,6+1,11,55,8 +7,1 +3,6 +4,9 +6,6
  Bruttoanlageinvestitionen–1,3–0,80,94,7 +2,8 +4,0 +6,9 +6,5
  Ausrüstungen–4,4–9,01,410,71,6 +6,5 +8,2 +13,7
  Bauten+1,1+4,50,92,2 +6,8 +2,4 +5,9 +2,9
Exporte+2,4+6,3 +3,4 +0,8 +2,92,5 +1,5 +1,4
  Waren+1,7+6,7 +4,4 +4,9 +2,83,5 +4,8 +1,7
  Dienstleistungen+3,7+5,5 +1,47,1 +3,0 +0,04,8 +0,8
Importe–3,1+0,8 +3,33,2 +5,5 +0,3 +0,8 +2,1
  Waren–6,0–1,8 +0,11,7 +6,41,5 +6,2 +3,0
  Dienstleistungen+4,8+7,0 +9,06,2 +3,3 +4,08,1 +0,3
         
Bruttoinlandsprodukt+2,1+3,0 +2,8 +3,0 +2,8 +2,6 +2,9 +2,6
         
Real, zu Preisen von 1995        
Konsumausgaben insgesamt+0,3–0,0 +0,9 +1,2 +1,4 +2,2 +1,0 +0,0
  Private Haushalte1)+0,4+0,0 +1,2 +1,4 +1,7 +2,6 +1,00,1
  Staat–0,2–0,2 +0,1 +0,6 +0,7 +0,8 +0,9 +0,4
Bruttoinvestitionen–5,7+0,51,07,8 +6,4 +2,9 +3,8 +5,9
  Bruttoanlageinvestitionen–2,3–1,71,35,5 +1,9 +3,1 +5,8 +5,7
  Ausrüstungen–4,7–9,31,610,61,9 +6,1 +7,9 +13,4
  Bauten–0,4+3,51,63,4 +5,6 +1,0 +4,3 +1,3
Exporte+3,1+7,3 +3,8 +0,8 +2,82,1 +1,7 +1,4
  Waren+3,1+8,0 +5,4 +5,0 +3,12,4 +5,5 +2,0
  Dienstleistungen+3,2+5,3 +0,77,7 +2,11,36,10,2
Importe–0,8+3,4 +4,72,3 +5,6 +1,9 +1,3 +3,2
  Waren–3,1+1,9 +3,40,4 +6,6 +0,6 +7,1 +4,7
  Dienstleistungen+5,4+7,1 +7,26,1 +3,3 +4,99,4 +0,1
         
Bruttoinlandsprodukt+0,8+2,0 +1,4 +1,3 +1,0 +0,7 +0,9 +0,5
Sachgütererzeugung–1,8+2,7 +1,30,21,22,9 +1,7 +1,5
         
 Saisonbereinigt, Veränderung gegen das Vorquartal in %
         
Bruttoinlandsprodukt, real+0,6+1,00,4 +0,3 +0,5 +0,0 +0,1 +0,1

 1) Einschließlich privater Organisationen ohne Erwerbszweck.

Auf der Entstehungsseite der VGR ergaben sich 2003 die größten Zuwächse an realer Wertschöpfung im Bauwesen (+2,5%) und in der Energie- und Wasserversorgung (+2,6%). Die meisten Dienstleistungsbranchen waren ebenfalls von der Konjunkturschwäche geprägt, die reale Wertschöpfung der Banken und Versicherungen stagnierte. Ein Rückgang ergab sich in der Sachgüterproduktion, in der öffentlichen Verwaltung (je –0,2%) und in der Land- und Forstwirtschaft (–4,8%).

Abbildung 1: Entwicklung des realen Bruttoinlandsproduktes

Veränderung gegen das Vorjahr (Vorquartal) in %

Q: WIFO.