4. März 2004 • Hohe Rentabilität der österreichischen Direktinvestitionen in Ost-Mitteleuropa • Gábor Hunya, Jan Stankovsky

Im Jahr 2001 wiesen von den 1.218 österreichischen Niederlassungen in Ost-Mitteleuropa zwei Drittel (726 Unternehmen) Gewinne aus, ein Drittel Verluste. Die Ostniederlassungen erwirtschafteten netto 1,1 Mrd. Euro und erzielten eine Rentabilität von 12,5%. Sie sind überwiegend im Dienstleistungsbereich angesiedelt.

Nach einer schwierigen Umstellungsphase Mitte der neunziger Jahre ist die Mehrzahl der österreichischen Investitionen im Osten profitabel. Die Gewinne der erfolgreichen Unternehmen erreichten 2001 1,4 Mrd. Euro (2000: 0,9 Mrd. Euro), die Verluste der noch nicht sanierten Unternehmen 0,3 Mrd. Euro. Der Gesamtertrag (Gewinne minus Verluste) der Tochtergesellschaften im Osten summiert sich auf 1,1 Mrd. Euro (alle Auslandsunternehmen 1,3 Mrd. Euro).

Die österreichischen Niederlassungen in Ost-Mitteleuropa erwirtschafteten 2001 im Durchschnitt 0,92 Mio. Euro, fast doppelt so viel wie 2000 (0,56 Mio. Euro). Die profitablen Niederlassungen erreichten einen durchschnittlichen Gewinn von fast 2 Mio. Euro, die noch nicht sanierten Unternehmen verzeichneten Verluste von 0,6 Mio. Euro. Die Kapitalrentabilität aller österreichischen Tochterunternehmen im Osten stieg von 10,9% im Jahr 2000 auf 12,5% 2001, jene der österreichischen Unternehmen in "Drittstaaten" (außerhalb Osteuropas) verringerte sich hingegen wegen der Konjunkturschwäche von 4,2% auf 1,2%. Die Rentabilität der sanierten Unternehmen in Ost-Mitteleuropa dürfte die 20%-Marke übersteigen; das bestätigen auch die Bilanzberichte zahlreicher österreichischer Ostinvestoren.

Im Jahr 2001 waren in Österreich laut OeNB-Erhebung 935 multinationale Unternehmen (1999: 902) mit "größeren" Kapitalbeteiligungen im Ausland tätig. Im Jahr 1999 wurden 153 der 902 österreichischen Auslandsinvestoren mehrheitlich von ausländischen Konzernen kontrolliert. Diese Unternehmen sind oft "Osteuropazentralen" multinationaler Konzerne, die Tochtergesellschaften im Osten aufbauen und verwalten. Die große Zahl der Osteuropazentralen ist ein wichtiger Hinweis auf die Standortattraktivität Österreichs in Bezug auf Osteuropa. Die Verringerung der Steuerbelastung von Unternehmen infolge der Steuerreform 2004/05 wird diese Position weiter verbessern.

Im Jahr 2001 hatten 305 in Österreich tätige multinationale Unternehmen Tochtergesellschaften in Ungarn, 232 in Tschechien und 104 in der Slowakei. Die Gesamtzahl der österreichischen Tochtergesellschaften im Ausland betrug 2.319. Etwa die Hälfte dieser Niederlassungen befindet sich in den Oststaaten. Die österreichischen Niederlassungen sind oft an weiteren Unternehmen im Ausland beteiligt – insgesamt erreichte die Zahl der "Enkelgesellschaften" im Osten fast 500. In den österreichischen Tochterunternehmen im Ausland waren im Jahr 2001 insgesamt 270.100 Personen beschäftigt (Hochrechnung, gewichtet mit dem Anteil am Kapital) – mehr als zwei Drittel (190.000) in den Oststaaten, davon jeweils über 50.000 in Tschechien und Ungarn und 25.000 in der Slowakei. In den Enkelgesellschaften im Osten waren weitere 31.000 Personen beschäftigt, sodass österreichische Unternehmen 2001 insgesamt für 221.000 Arbeitsplätze im Osten die Verantwortung trugen.

Österreichs Auslandstochterunternehmen sind überwiegend kleinere Einheiten. Sie beschäftigten im Durchschnitt im Jahr 2001 nur 116 Personen, die Kapitalbeteiligung pro Unternehmen erreichte 14,0 Mio. Euro. In den Oststaaten sind die Einheiten in Bezug auf die Beschäftigtenzahl deutlich größer, in Bezug auf das Beteiligungskapital merklich kleiner: Sie beschäftigten im Jahr 1999 121, im Jahr 2001 162 Personen. Am größten waren die Tochtergesellschaften in der Slowakei (218 Beschäftigte) und in Tschechien (185), eher klein in Slowenien und Kroatien. Die durchschnittliche Kapitalbeteiligung an den Tochterunternehmen im Osten war 2001 mit 9,8 Mio. Euro nur etwa halb so hoch wie in der EU. je Auslandsbeschäftigten investierten österreichische Unternehmen insgesamt etwa 120.000 Euro, in den Oststaaten aber weniger als die Hälfte dieser Summe.

Die Wirtschaftsbeziehungen der österreichischen Muttergesellschaften mit ihren Tochtergesellschaften im Osten basieren in der Regel auf einem Austausch von Waren und Dienstleistungen: Österreich liefert häufig Fertigprodukte, die von den Tochtergesellschaften im Osten vertrieben werden, oder Komponenten und Teile, die dort verarbeitet werden; die Lieferungen nach Österreich sind typischerweise arbeitsintensive Vor- oder Fertigprodukte.

Die Exporte von Waren österreichischer Muttergesellschaften an ihre Tochterunternehmen in Ost-Mitteleuropa erreichten im Jahr 2001 fast 1 Mrd. Euro, 7,5% der gesamten Ostexporte; besonders eng war die Unternehmenskooperation in Tschechien, Ungarn und der Slowakei. Die Lieferungen von Dienstleistungen machten zudem 0,2 Mrd. Euro aus. Die Importe aus den Tochtergesellschaften aus dem Osten betrugen 0,7 Mrd. Euro; der Import aus der Slowakei wird zu mehr als 15% im Unternehmensverbund abgewickelt. Die Bilanz des Intrafirmenhandels (einschließlich Dienstleistungen) ergab für Österreich einen Überschuss von 0,4 Mrd. Euro. Nach der EU-Erweiterung dürfte der Handel zwischen den Mutter- und Tochtergesellschaften mit dem Abbau der noch bestehenden Handelshemmnisse (z. B. Beseitigung von Grenzkontrollen) kräftig expandieren.

Die österreichischen Tochtergesellschaften in Ost-Mitteleuropa sind überwiegend im Dienstleistungsbereich angesiedelt. 604 (61%) der insgesamt 997 Niederlassungen in Mitteleuropa zählen zu den Dienstleistungen, davon 246 zum Handel, 172 zu Unternehmensdiensten und 112 zum Kreditsektor. Auch am Investitionskapital gemessen überwiegen Dienstleistungen mit über 60%. Im produzierenden Sektor stehen die Branchen Chemie, Metalle, Papier und Nahrungsmittel im Vordergrund.

Die durchschnittliche Kapitalbeteiligung an einer österreichischen Tochtergesellschaft in Mitteleuropa beträgt 9 Mio. Euro. Am größten sind die Investitionen im Kreditsektor (29 Mio. Euro) sowie in der chemischen Industrie, der Metallindustrie und dem Fahrzeugbau. Überwiegend niedrig sind die durchschnittlichen Investitionen in den meisten Dienstleistungssektoren sowie in der Textil- und Möbelindustrie. Bemerkenswert niedrig sind auch die Investitionen im Maschinenbau (2 Mio. Euro) – das dürfte auf die große Zahl von Auslandsbeteiligungen österreichischer Klein- und Mittelbetriebe zurückzuführen sein.

Nähere Informationen entnehmen Sie bitte der folgenden Studie von wiiw und WIFO: Gábor Hunya (wiiw), Jan Stankovsky (WIFO), WIIW-WIFO Database. Foreign Direct Investment in Central and Eastern Europe with Special Attention to Austrian FDI Activities in this Region, 69 Seiten, 47,00 Euro, Download 47,00 Euro: http://publikationen.wifo.ac.at/pls/wifosite/wifosite.wifo_search.get_abstract_type?p_language=1&pubid=24846!