5. Dezember 2003 • 2003 Rückgang der Bautätigkeit in Europa, hingegen Wachstum in Österreich • Margarete Czerny

Die Bauwirtschaft entwickelt sich in Europa aufgrund der gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen im Jahr 2003 sehr schwach. In Westeuropa wird die Bauproduktion nach der Prognose des europäischen Konjunkturnetzwerkes "Euroconstruct" um 0,2% geringer ausfallen als 2002. Erst 2004 zeichnet sich eine Trendwende ab mit mäßigen Wachstumsraten von +0,9% 2004 und +1,6% 2005. In Osteuropa dürfte die seit 2001 anhaltende Rezession der Bauwirtschaft Ende 2003 (–0,6%) überwunden sein, ab 2004 ist ein dynamisches Wachstum zu erwarten (2004 +4,3%, 2005 +8,6%), insbesondere aufgrund der günstigen Entwicklung in Polen und Ungarn. In Österreich expandiert die Bauwirtschaft im Jahr 2003 um 1,7%, primär infolge der Belebung der Infrastruktur- und Wohnbauaufträge; die Prognosen für 2004 bis 2006 liegen bei rund +2% p. a.

Die Konjunktur erholt sich in Europa noch sehr zögernd. Die Entwicklung der Bauwirtschaft blieb erneut hinter der Gesamtwirtschaft (Bruttoinlandsprodukt real +0,8%) zurück, 2003 schrumpft der Bausektor um 0,2%. Dies geht vor allem auf den Nachfragemangel in der Wohnungswirtschaft zurück, die im Durchschnitt der 19 von der Euroconstruct untersuchten Länder mit 45% die größte Sparte ist: Die bis 2003 steigende Arbeitslosigkeit (Arbeitslosenquote in Westeuropa rund 8%) sowie geringe Zuwachsraten des verfügbaren Einkommen wirken sich unmittelbar auf den Wohnungsmarkt aus. Der hohe Konsolidierungsdruck in den EU-Ländern (besonders Frankreich und Deutschland) sowie eine teils restriktive Vergabe von Wohnbaufördermitteln in einigen EU-Ländern dämpfen den Wohnbau ebenfalls erheblich.

Abbildung 1: BIP und Bauvolumen in den Euroconstruct-Ländern

Reale Veränderung gegen das Vorjahr in %

Q: Euroconstruct. –  1) Prognose vom November 2003.

Das europäische Forschungsnetzwerk "Euroconstruct" erwartet eine leichte Erholung der Wohnungswirtschaft in Europa mit Zuwachsraten von 0,2% im Jahr 2004, 0,4% 2005 und 1,6% 2006. Impulse kommen neben der allgemeinen Erholung der Wirtschaft und der Steigerung der Infrastrukturinvestitionen (Ausbau der TEN-Netze) von der erhöhten Verfügbarkeit von Krediten, der verbesserten Attraktivität von Immobilieninvestitionen durch Preissteigerungen im Segment der Mietwohnungen (im Gegensatz dazu sind die Erwartungen auf dem Kapitalmarkt noch verhalten) sowie von der sich in den meisten Ländern abzeichnenden Knappheit an Mietwohnungen in den Städten.

Abbildung 2: Reale Entwicklung der Bausparten

1999 = 100

Q: WIFO. –  1) Euroconstruct-Prognose vom November 2003.

In Westeuropa wird die Belebung der Bauwirtschaft vor allem durch antizyklische Maßnahmen zum Infrastrukturausbau gestützt (2004 +3,3%). Eine anhaltende Steigerung wird auch in den nächsten Jahren erwartet (2005 +3,7%, 2006 +3,9%). In Osteuropa dürfte sich neben dem Tiefbau auch der Wohnungsneubau sehr dynamisch entwickeln (2005 +7,5%, 2006 +8,9%), sobald die Talsohle im Jahr 2004 (–0,4%) überwunden ist.

Nach einem Rückgang des realen Bauvolumens in Österreich im Jahr 2002 (–0,5%) prognostiziert das WIFO im Rahmen des Euroconstruct-Netzwerkes für 2003 einen Zuwachs von 1,7% und für 2004 von 1,9%. Der Anstieg ist vor allem auf die Belebung der Infrastrukturinvestitionen der öffentlichen Hand sowie auf die leichte Erholung des Wohnungsbaus von sehr niedrigem Niveau zurückzuführen.

Übersicht 1: Entwicklung des realen Bauvolumens in Europa

 200220031)20041)20052)20062)
 Veränderung gegen das Vorjahr in %
      
Westeuropa EC 153)+0,2–0,2+0,8+1,3+2,0
Mittelosteuropa–1,1–0,6+4,3+8,5+9,2
Europa4)+0,1–0,2+0,9+1,6+2,3
      
Österreich–0,5+1,7+1,9+2,0+2,1

Q: WIFO; Euroconstruct-Konferenz, November 2003. –  1) Prognose. –  2) Outlook. –  3) 15 Euroconstruct-Länder. –  4) 19 Euroconstruct-Länder einschließlich Ost-Mitteleuropas.