4. Dezember 2003 • Deutlichere Anzeichen für eine Konjunkturerholung • Markus Marterbauer

Umfragen unter den Industrieunternehmen zeigen in Österreich wie im Euro-Raum seit dem Frühherbst eine merkliche Verbesserung des Konjunkturklimas. Positive Impulse gehen trotz des ungünstigen Wechselkursniveaus des Euro vor allem vom starken Wirtschaftswachstum in den USA und in Asien aus. Die Unternehmen der Sachgütererzeugung melden eine Erholung der Exportaufträge und erwarten eine deutliche Belebung der Produktion. In der Bauwirtschaft wird die Verbesserung im Tiefbau durch eine Erholung im Wohnbau ergänzt. Trotz stabiler Preise und höherer Realeinkommen entwickelte sich die Nachfrage der privaten Haushalte im Sommer verhalten. Auf dem Arbeitsmarkt zeigt sich noch keine Erholung.

Ausgehend von den USA und Asien haben sich die Anzeichen für einen Aufschwung der Weltwirtschaft jüngst verstärkt. In den USA erhöhte sich die Nachfrage im III. Quartal markant; in Asien bildet China einen wichtigen Wachstumsmotor, die Erholung hat in den letzten Quartalen sogar die träge japanische Wirtschaft erfasst. Die positiven Impulse von der Weltwirtschaft werden für den Euro-Raum durch die Aufwertung des Euro erheblich abgeschwächt, im 2. Halbjahr kostet die Euro-Stärke laut Eurogrowth-Indikator 0,7 Prozentpunkte an Wirtschaftswachstum. Dennoch ist die Expansion der Weltwirtschaft stark genug, um auch im Euro-Raum eine Erholung auszulösen. Im III. Quartal wurde, vor allem dank einer Belebung des Exports, ein Wirtschaftswachstum von real knapp ½% gegenüber dem Vorquartal verzeichnet. Dabei bleibt die anhaltende Schwäche der Binnennachfrage die zentrale wirtschaftliche Herausforderung im Euro-Raum. Die Ausrüstungsinvestitionen, denen eine Schlüsselfunktion für die Konjunktur zukommt, zeigten bis zuletzt keine Anzeichen einer Belebung.

Auch in Österreich mehren sich die Anzeichen für eine Konjunkturerholung. Zwar liegen keine rezenten Daten für Sachgüterproduktion, Export und Großhandel vor, die einen Anstieg von Nachfrage und Produktion belegen könnten, der WIFO-Konjunkturtest gibt aber seit September eine markante Verbesserung der Stimmung in der Exportindustrie wieder. Die Unternehmen beurteilen die Entwicklung der Auftragseingänge aus dem Ausland deutlich günstiger und melden auch eine verstärkte Produktionstätigkeit. Die optimistische Stimmung in den Unternehmen kommt auch darin zum Ausdruck, dass eine weitere Belebung der Geschäftslage in den nächsten sechs Monaten erwartet wird.

In der Bauwirtschaft hält die Erholung schon länger an als in der Industrie. Seit Anfang 2002 belebt sich der Tiefbau, vor allem dank der Steigerung der öffentlichen Infrastrukturaufträge. Zusätzlich gewinnen seit Anfang 2003 Auftragslage und Produktion im Wohnbau zügig an Dynamik.

Hingegen waren in den Sommermonaten der private Konsum und die Umsätze im Einzelhandel schwach. Zwar lassen die stabilen Preise erstmals seit zwei Jahren einen nennenswerten Anstieg der realen Bruttoeinkommen zu (Jänner bis Oktober +1¼%), allerdings steigen auch die Spareinlagen bei den Kreditinstituten merklich (September +3,8% gegenüber dem Vorjahr). Der Einzelhandel setzte im Sommer real etwas weniger um als ein Jahr zuvor. Nur der Kfz-Handel meldet ein gutes Verkaufsergebnis, die Pkw-Neuzulassungen steigen kräftig (Jänner bis Oktober +6%).

Die von den Unternehmen günstiger eingeschätzte Konjunkturlage schlägt sich noch nicht auf dem Arbeitsmarkt nieder. Im November waren um 11.000 Personen mehr arbeitslos gemeldet als ein Jahr zuvor, die saisonbereinigte Arbeitslosenquote betrug 7,2% der unselbständigen Erwerbspersonen bzw. 4,5% der Erwerbspersonen laut Eurostat. Die Zahl der aktiv unselbständig Beschäftigten überstieg das Vorjahresniveau von Jänner bis November um 7.000 (November +14.800). Allerdings umfasst die Zahl der aktiv Beschäftigten auch mehrere Tausend Bezieher von Altersteilzeitgeld, die bereits geblockt ihre Freizeitphase in Anspruch nehmen. Während die Beschäftigung von Inländern weiter deutlich zurückgeht, erhöht sich jene der Ausländer beträchtlich.

Nähere Informationen entnehmen Sie bitte dem WIFO-Monatsbericht 12/2003!