17. September 2003 • Schätzung der direkten Kinderkosten in Österreich • Michael Wüger

Die direkten "Kinderkosten" der privaten Haushalte kann man als jenes zusätzliche Einkommen bezeichnen, das Familien mit steigender Kinderzahl erzielen müssten, um das gleiche Wohlstandsniveau wie vergleichbare kinderlose Haushalte zu erreichen. Das WIFO schätzt diese Kinderkosten anhand der Daten der Konsumerhebung 1999/2000 mit ökonometrischen Methoden für Haushalte mit einem Erwachsenen auf rund 520 Euro pro Kind und Monat, für Haushalten mit zwei Erwachsenen auf rund 480 Euro; die Kosten unterscheiden sich nach dem Alter der Kinder.

Die Ausgaben für ein Kind lassen sich nach physiologischen und soziokulturellen Normen (Kalorienbedarf, Standardbudget für Bekleidung, Wohnraum, Bildung usw.) nur schwer bemessen, weil ein solcher normativer Ansatz das tatsächliche Verbrauchsverhalten der Haushalte nicht berücksichtigt. Der Aufwand für ein Kind hängt von den Einkommensverhältnissen und der Konsumstruktur des elterlichen Haushalts ab und lässt sich daher besser über die ökonometrische Analyse von Haushaltsbudgetdaten erfassen.

Die Untersuchung des WIFO liefert "Äquivalenzzahlen": Sie messen den Einkommensbedarf von Haushalten mit Kindern im Vergleich mit einem Referenzhaushalt (ohne Kinder), damit beide Haushalte das gleiche Wohlstandsniveau aufweisen. In der Studie wurden mehrere ökonometrische Ansätze für die Ermittlung dieser Äquivalenzzahlen getestet. Basierend auf Überlegungen zur theoretischen Grundlage der Ansätze und ihrer Konsistenz wurde als Synthese daraus die "Österreich-Skala" der Ausgaben für Kinder gebildet.

Demnach müssen die Einkommen in Haushalten mit einem Erwachsenen und einem Kind um 33,1% und mit zwei Kindern um 64,2% höher sein als im Referenzhaushalt (ein Erwachsener ohne Kinder), um wohlstandsäquivalent zu sein. In Haushalten mit zwei Erwachsenen müssen die Einkommen mit einem Kind um 16,5%, mit zwei Kindern um 33,8% und mit drei Kindern um 51,8% höher sein als im Referenzhaushalt (zwei Erwachsene ohne Kinder), damit die verglichenen Haushaltstypen ein gleiches Wohlstandsniveau erreichen.

Anhand der Äquivalenzzahlen ergeben sich für den Haushaltstyp mit einem Erwachsenen bei einem Referenzeinkommen von 1.593 Euro (monatliches Durchschnittseinkommen der Haushalte mit einem Erwachsenen ohne Kind laut Stichprobe der Konsumerhebung 1999/2000) notwendige Einkommensteigerungen von Haushalten mit Kindern von rund 520 Euro pro Kind und Monat. Diese sind den privaten Ausgaben für Kinder gleichzusetzen. Für Haushalte mit zwei Erwachsenen (Referenzeinkommen 2.835 Euro) wurden wohlstandsäquivalente Einkommensteigerungen pro Kind und Monat von rund 480 Euro ermittelt. In Alleinerzieherhaushalten müssen also die Einkommen stärker gesteigert werden, um Wohlstandsäquivalenz gegenüber kinderlosen Haushalten zu erzielen, als in Haushalten mit zwei Erwachsenen.

Äquivalenzzahlen, die auch das Alter der Kinder berücksichtigen, wurden für Haushalte mit zwei Erwachsenen und Kindern ermittelt, und zwar mit einer Altersgrenze für Kinder bis 18 Jahre. Haushalte mit Kindern bis 18 Jahre müssen demnach mit einem jüngeren Kind (bis 10 Jahre) um rund 12% höhere Einkommen erzielen als der Referenzhaushalt (zwei Erwachsene ohne Kinder), in einem Haushalt mit einem älteren Kind (11 bis 18 Jahre) um rund 21%.

Internationale Vergleiche bestätigen die Plausibilität der Ergebnisse der WIFO-Untersuchung, die Äquivalenzzahlen sind für vergleichbare Haushaltstypen in der Schweiz oder in Deutschland ähnlich hoch wie in Österreich. Die ermittelte "Österreich-Skala" stimmt im Durchschnitt auch gut mit der "EU-Skala" überein.

Nähere Informationen entnehmen Sie bitte dem WIFO-Monatsbericht 9/2003! Tabellen und Graphiken zu den Presseaussendungen des WIFO finden Sie jeweils auf der WIFO-Website, http://www.wifo.ac.at/presse.