10. September 2003 • Erste Hinweise auf bevorstehende Konjunkturerholung • Ewald Walterskirchen

Die Unternehmensumfragen in Deutschland und Österreich zeigen eine leichte Aufhellung der Erwartungen für die kommenden Monate. Die aktuelle Wirtschaftslage ist jedoch in der österreichischen Sachgüterproduktion unverändert ungünstig, die Warenexporte liegen unter dem Vorjahresniveau. Aus der Bauwirtschaft und dem Einzelhandel kommen dagegen positive Meldungen.

In Europa gibt es derzeit noch keine klaren Anzeichen für einen Konjunkturaufschwung, die Erwartung einer weltweiten Erholung hat sich jedoch in den letzten Monaten gefestigt. In den USA hat sich die Konjunktur, dank wirtschaftspolitischer Ankurbelungsmaßnahmen, belebt: Die Wirtschaft wuchs im II. Quartal mit einer Jahresrate von +3% stärker als erwartet. Der Aufschwung ist noch labil; sollte er sich aber fortsetzen, dann wird er auch auf Europa ausstrahlen.

Die Hoffnung auf eine internationale Konjunkturerholung spiegelt sich nicht nur in der Aufwärtsentwicklung der Aktienkurse, sondern auch in den Erwartungen der Wirtschaft für die kommenden Monate. Der Weltwirtschaftsklimaindex des Münchner Ifo-Instituts von Anfang September stieg gegenüber dem Vorquartal recht kräftig: von 83,2 (II. Quartal 2003) auf 91,3 Punkte (III. Quartal 2003). Die aktuelle Lage wird zwar noch immer sehr verhalten eingeschätzt, die Erwartungen für die kommenden sechs Monate sind jedoch in Asien und den USA deutlich, in Europa etwas zuversichtlicher geworden. Auch nach den OECD-Frühindikatoren haben sich die Konjunkturaussichten für die drei großen Wirtschaftsräume aufgehellt; die OECD revidierte jedoch ihre Wachstumsprognose 2003 für den Euro-Raum von +1% auf +0,5% nach unten.

Eine leichte Erholung der Stimmung in Deutschland konstatiert der Ifo-Geschäftsklimaindex schon seit einigen Monaten. In der letzten Umfrage betraf diese nicht nur die Erwartungen, sondern erstmals auch die aktuelle Lage. Die Überwindung des Stimmungstiefs dürfte insbesondere mit den geplanten Strukturreformen zusammenhängen. Laut der EU-Konjunkturumfrage war die Stimmung in der Europäischen Union jedoch bis zum Juli noch unverändert schlecht: Der Vertrauensindikator der europäischen Industrie gab im Juli kräftig nach. Das Wiedererstarken des Dollar-Kurses nährt allerdings die Hoffnung, dass Konjunkturimpulse aus den USA stärker auf den Euro-Raum durchschlagen könnten. Wechselkursveränderungen wirken sich aber in der Regel erst mit einer Verzögerung von zwei bis drei Quartalen auf die reale Wirtschaft aus.

Die ersten Anzeichen für eine mäßige Belebung der internationalen Konjunktur müssen sich in den nächsten Monaten noch bestätigen. Allzu optimistische Erwartungen werden dadurch gedämpft, dass eine ähnliche Aufwärtsentwicklung vor einem Jahr durch Finanzmarktschocks ein jähes Ende fand. Es bleibt auch noch abzuwarten, wie rasch und stark Europa von der Konjunkturerholung profitieren kann, die sich derzeit in den USA und in Japan abzeichnet.

In Österreich hat sich laut WIFO-Unternehmensbefragung vom August die Konjunktureinschätzung der Sachgütererzeuger auf niedrigem Niveau stabilisiert. Während sich die Auftragslage und die Produktionserwartungen nicht verbesserten, wiesen die Erwartungen zu Verkaufspreisen und Geschäftslage für die kommenden sechs Monate aufwärts.

Die Exportdaten zeigen, dass bis zur Jahresmitte keine positiven Konjunkturimpulse aus dem Ausland kamen. Laut OeNB-Zahlungsbilanzstatistik gingen die Warenzahlungen (Exporte) im 1. Halbjahr gegenüber dem Vorjahr nominell um fast 2% zurück, die Statistik der Warenexporte laut Statistik Austria wies für die ersten fünf Monate ein Plus (+2%) gegenüber dem Vorjahr aus. Die Exportkonjunktur verschlechterte sich im II. Quartal nach beiden Statistiken – sicher auch infolge des hohen Euro-Kurses.

Der Tourismus verlor gegenüber den letzten Jahren merklich an Dynamik. Die Tourismusumsätze lagen im Zeitraum Mai bis Juli nominell um nur 1,6% über dem hohen Vorjahresniveau, die Zahl der Nächtigungen ging deutlich zurück. Die internationale Konjunkturschwäche, der späte Ferienbeginn in Deutschland und der hohe Euro-Kurs wirkten dämpfend.

In der Bauwirtschaft hellt sich die Stimmung dagegen weiter auf. Das gilt insbesondere für den Tiefbau, aber auch im Hochbau schätzen die Unternehmen die Konjunktur besser als in den letzten Jahren ein. Der Wohnbau hat seinen unteren Wendepunkt erreicht.

Der Einzelhandel entwickelte sich im 1. Halbjahr 2003 ebenfalls günstig. Die realen Umsätze übertrafen das Vorjahresergebnis um 1,8%. Dazu trug auch die Beruhigung des Preisauftriebs bei, die das Realeinkommensniveau steigen ließ. Die Diskussion um die Pensionsreform beeinträchtigte die Konsumbereitschaft kurzfristig offenbar nicht. Eine deutliche Aufwärtstendenz verzeichnet der Pkw- und Lkw-Verkauf.

Die Konjunkturschwäche der Sachgüterproduktion wirkt sich auf dem Arbeitsmarkt nach wie vor ungünstig aus. Die statistisch ausgewiesene Steigerung der Beschäftigung (+25.100) geht überwiegend auf die Zunahme der Zahl von Kindergeldbeziehern (+18.300) zurück. Die Zahl der aktiv Beschäftigten stieg im August gegenüber dem Vorjahr um 6.500. Zwar wurden um 800 offene Stellen weniger gemeldet als im Vorjahr, der Rückgang wird jedoch von Monat zu Monat kleiner. Der Anstieg der Arbeitslosigkeit (+5.400 gegenüber dem Vorjahr) wurde durch die Ausweitung kurzfristiger Schulungen (Bewerbungstraining) und eine höhere Zahl von arbeitslosen Anwärtern auf eine Invaliditätspension in Grenzen gehalten.

Auch die Preisentwicklung stand im Zeichen der Konjunkturschwäche. Die Inflationsrate sank in den letzten Monaten auf 1,1%, niedrigere Energiepreise als im Vorjahr trugen zur Preisberuhigung bei.

Nähere Informationen entnehmen Sie bitte dem WIFO-Monatsbericht 9/2003!