6. August 2003 • Anhaltende Konjunkturflaute • Markus Marterbauer

Die österreichische Wirtschaft leidet weiterhin unter einem Mangel an Nachfrage. Das Exportwachstum wird schwächer, und die Industrieunternehmen beurteilen die Geschäftslage neuerlich ungünstiger. Von der Konsumnachfrage kommen kaum Konjunkturimpulse. Hingegen befindet sich die Bauwirtschaft in einem Aufschwung.

Die aktuellen Konjunkturindikatoren deuten weiterhin nicht auf einen Wirtschaftsaufschwung hin. Nach den Ergebnissen des WIFO-Konjunkturtests für das III. Quartal trübt sich die Stimmung in der Sachgütererzeugung seit Jahresende 2002 weiter ein. Die Unternehmen rechnen für die nächsten Monate mit nur noch geringen Produktionszuwächsen (der saisonbereinigte Saldo aus optimistischen und pessimistischen Meldungen verringerte sich auf +2,1 Prozentpunkte). Deutlich pessimistischer als zuletzt zeigen sich die Unternehmen des Grundstoffsektors und der technischen Verarbeitung. Sie melden stark rückläufige Exportaufträge und klagen über sinkende Verkaufspreise. Einzig die Kfz-Industrie zeigt sich optimistisch.

Dieses Bild wird gestützt durch die niedrige Kapazitätsauslastung. Sie war im III. Quartal mit 80,5% etwa gleich hoch wie in den letzten vier Quartalen. Dies und die zurückhaltenden Absatzerwartungen dürften die Investitionstätigkeit dämpfen. Der WIFO-Investitionstest vom Frühsommer weist auf sehr verhaltene Investitionspläne der Industrieunternehmen hin (+1,8% gegenüber dem Vorjahr).

Das Exportwachstum schwächt sich ab. Die Warenausfuhr war von Jänner bis April laut Außenhandelsstatistik nominell um nur noch 2½% höher als im Vorjahr, die Warenzahlungsstatistik weist für Jänner bis Mai sogar einen Rückgang um 2¼% aus. Sehr gedämpft entwickelt sich die Ausfuhr in den Binnenmarkt der EU und zu den ostmitteleuropäischen Handelspartnern, letztere blieb sogar unter dem Vorjahresergebnis. Günstiger verläuft der Export in die Hoffnungsmärkte Südosteuropas. Die starke Aufwertung des Euro gegenüber dem Dollar (Juli +13% gegenüber dem Vorjahr) dürfte den heimischen Exporteuren zunehmend Probleme bereiten.

Die Schwäche der Exporte nach Westeuropa belegt die anhaltende Stagnation der Wirtschaft in der EU. Auch dort fehlen die Hinweise auf einen Konjunkturaufschwung. Das von der Europäischen Kommission ausgewiesene Geschäftsklima in der Sachgütererzeugung hat sich im Juli neuerlich verschlechtert. Besser ist die Stimmung der Verbraucher. Vor allem in Deutschland und Frankreich hat sich das Verbrauchervertrauen in den letzten Monaten verbessert. Stabile Preise und die Ankündigung von Steuerentlastungen könnten dazu beigetragen haben. Allerdings bleibt offen, ob die günstigere Konsumentenstimmung auch in höhere Konsumnachfrage umgesetzt wird.

In Österreich trübte sich das Konsumentenvertrauen seit Jahresbeginn ein, der Vertrauensindikator sank seit Jahresbeginn um 9 Prozentpunkte. Umfragen unter den Einzelhandelsunternehmen deuten auf eine Stagnation der realen Umsätze auf dem Niveau des Vorjahres hin, die Beschäftigung geht im Handel merklich zurück. Etwas günstiger dürfte die Lage im Kfz-Handel sein, die Pkw-Neuzulassungen überstiegen die Vorjahresmarke im 1. Halbjahr um 4½%.

In einem Aufschwung befindet sich die Bauwirtschaft. Der WIFO-Konjunkturtest bestätigt die seit dem Sommer 2002 anhaltende Verbesserung der Produktionsergebnisse im Tiefbau, der von einer Ausweitung der Aufträge in den Bereichen Schiene und Straße profitiert. Nun zeichnet sich auch ein Ende der mehrjährigen Flaute im Wohnungsneubau ab: Die Baubewilligungen nehmen zu, und die Unternehmen des Hochbaus zeigen sich wesentlich zuversichtlicher.

Abbildung 1: Ergebnisse des WIFO-Konjunkturtests

Salden aus positiven und negativen Meldungen in % der befragten Unternehmen, saisonbereinigt

Die Preise auf Verbraucherebene bleiben weitgehend stabil. Die Inflationsrate lag im Juni bei nur noch 1,1%. Dazu tragen der Rückgang der Importpreise, der verhaltene Anstieg der Lohnstückkosten und die allgemeine Nachfrageschwäche bei.

Auf dem Arbeitsmarkt zeichnet sich vor dem Hintergrund der Konjunkturflaute keine Erholung ab. In der Produktion sinkt die Beschäftigung markant, die Dienstleistungsbranchen bieten hingegen zusätzliche Arbeitsplätze an. Die Zahl der Arbeitslosen war im Juli mit 200.000 um 8.300 höher als im Vorjahr. Zudem befanden sich um 5.000 Personen mehr in Schulungsmaßnahmen als vor einem Jahr. Die saisonbereinigte Arbeitslosenquote betrug 7,2% der unselbständigen Erwerbspersonen bzw. 4,5% der Erwerbspersonen laut Eurostat.

Nähere Informationen entnehmen Sie bitte dem WIFO-Monatsbericht 8/2003!