25. Juni 2003 • Die Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik. Wichtige Konsequenzen für Österreichs Landwirtschaft • Franz Sinabell

Die EU-Kommission hat im Jänner 2003 detaillierte Vorschläge zur Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik vorgelegt. Zu den Kernelementen der Reformpläne zählen die Entkopplung von Direktbeihilfen von der Produktion und die Senkung der Interventionspreise von Getreide und Milch. Einzelne Länder stellten diesem Reformvorhaben als Alternative Modelle der Teil-Entkopplung von Direktbeihilfen gegenüber.

Durch die Agrarreform soll der EU-Agrarsektor wettbewerbsfähiger und das Einkommen des Agrarsektors stabilisiert werden. Die auf EU-Ebene beabsichtigten Effekte, nämlich ein Rückgang der Produktion von Getreide und Rindfleisch, sind auch in Österreich zu erwarten; die Rindfleischproduktion ist hier stärker betroffen als die von Getreide. Die biologische Wirtschaftsweise wird durch die Reform gestärkt, wenn die übrigen Rahmenbedingungen sich nicht ändern. Die Einführung einer von der Produktion unabhängigen Betriebsprämie bewirkt, dass die Einkommen weniger abhängig von Preisfluktuationen werden. Sie trägt auch dazu bei, den Strukturwandel in der Landwirtschaft zu beschleunigen.

Die Effekte der von der EU-Kommission angepeilten Reform auf das Einkommen in der Landwirtschaft sind nicht eindeutig. Sie hängen von der schwer einzuschätzenden Preisentwicklung ab und auch davon, welcher Einkommensindikator betrachtet wird. Unter der Annahme einer relativ stabilen Preisentwicklung sind in Bezug auf das Gesamteinkommen des Agrarsektors und das Einkommen je Hektar im Jahr 2009 nur geringe Auswirkungen zu erwarten. Im Gegensatz dazu dürfte das Einkommen je eingesetzte Arbeitszeit steigen, wenn die erwartete Verstärkung der Abwanderung aus der Landarbeit tatsächlich eintritt.

Werden die Direktbeihilfen nur teilweise von der Produktion entkoppelt, so sind folgende Abweichungen gegenüber dem Vorschlag der EU-Kommission zu erwarten: Die Produktion sinkt in geringerem Umfang, der Druck zur Strukturanpassung wird schwächer, und der Anreiz zur Abwanderung aus landwirtschaftlicher Beschäftigung nimmt ab. In Bezug auf das Einkommen des Agrarsektors bzw. das Einkommen je Hektar unterscheiden sich die Szenarien der Teil-Entkopplung kaum vom EU-Vorschlag der vollständigen Entkopplung.

Nähere Informationen entnehmen Sie bitte dem WIFO-Monatsbericht 6/2003 und der folgenden WIFO-Studie: Franz Sinabell, Erwin Schmid, Entkopplung der Direktzahlungen. Konsequenzen für Österreichs Landwirtschaft (im Auftrag des Bundesministeriums für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft, 70 Seiten, 40,00 Euro, Download 32,00 Euro: http://publikationen.wifo.ac.at/pls/wifosite/wifosite.wifo_search.get_abstract_type?p_language=1&pubid=23706)!