24. Juni 2003 • Wirtschaftswachstum im I. Quartal 2003 gedämpft • Marcus Scheiblecker

Österreichs Wirtschaftswachstum verlangsamte sich im I. Quartal 2003 auf 0,5% gegenüber dem Vorjahr. Zu Jahresende 2002 hatte der Anstieg noch 1,1% erreicht. Bereinigt um Saison- und Arbeitstagseffekte betrug die Rate +0,2% gegenüber dem Vorquartal und entsprach damit dem revidierten Wert der Vorperiode. Nachdem im Vorjahr die Schwächetendenzen von den inländischen Nachfragekomponenten ausgegangen waren, zeigte sich zu Jahresbeginn auch die Nachfrage aus dem Ausland gedämpft.

Die Phase des gebremsten Wachstums der österreichischen Wirtschaft setzte sich Anfang 2003 fort. Die gesamtwirtschaftliche Produktion lag um nur 0,5% über der des Vorjahres. Dass der Ostertermin heuer in das II. Quartal fiel, beeinflusste die Entwicklung im Einzelhandel und Beherbergungswesen im I. Quartal negativ. Bereinigt darum und um Saisoneffekte betrug das Wirtschaftswachstum gegenüber dem Vorquartal 0,2% und entsprach damit dem Anstieg im IV. Quartal 2002. Die Berechnungen für das I. Quartal 2003 sind von erhöhter Unsicherheit geprägt, da diesmal nicht auf Daten der Konjunkturerhebung von Statistik Austria zurückgegriffen werden konnte: Da die entsprechende Verordnung verspätet erlassen wurde, wird erst die nächste Quartalsrechnung im Herbst 2003 wieder auf diese Daten zurückgreifen können.

Gedämpft entwickelte sich im I. Quartal die Nachfrage der privaten Haushalte nach Konsumgütern, sie stieg zu konstanten Preisen gegenüber dem Vorjahr um lediglich 0,7%. Die erfolgreichen Sparbemühungen in den öffentlichen Haushalten ließen den öffentlichen Konsum abermals zurückgehen (real –0,2%). Gegenüber der Vorjahresperiode ergab sich auch für die Ausrüstungsinvestitionen ein anhaltender Rückgang (real –1,0%). Allerdings scheint sich sein Tempo deutlich zu verlangsamen – die Investitionen in Maschinen und Elektrogeräte nahmen sogar wieder leicht zu (+2,1%). Dafür könnte das "Konjunkturpaket" der Regierung ausschlaggebend gewesen sein. Allerdings war die Nachfrage nach Fahrzeuginvestitionen neuerlich wesentlich geringer als in der Vergleichsperiode (–10,3%).

Etwas verstärkt hat sich die Dynamik der Bauinvestitionen (+0,5% nach –0,7% im Vorquartal). Die Wohnbauinvestitionen stiegen um real 1,5%. Diese Entwicklung spiegelt die Ausgaben für Reparaturen an durch das Hochwasser des Vorjahres geschädigten Gebäuden wider. Im Nichtwohnbau wurde ein Rückgang um 0,4% verzeichnet.

Nachdem sich die Exportwirtschaft trotz der problematischen internationalen Konjunkturlage im vergangenen Jahr noch recht gut behauptet hatte, blieben die Exporte im I. Quartal 2003 real um 2,2% unter dem Vorjahresergebnis. Die Ausfuhr von Gütern ergab nur ein leichtes Minus von 0,2%, die Dienstleistungsexporte schrumpften hingegen um 6,2%. Allerdings ist ein großer Teil des Rückgangs der Reiseverkehrseinnahmen (real –3,5) auf den Effekt des späten Ostertermins zurückzuführen. Die Einfuhr von Gütern nahm neuerlich ab (real –1,2%). Der Dienstleistungsimport sank um 4,7% (Reiseverkehr –1,5%); der Gesamtimport lag damit um 2,2% unter dem Vorjahresniveau. Darin kommt die anhaltende Schwäche der Inlandsnachfrage zum Ausdruck.

Unter den Wirtschaftsbereichen erlitten die Banken und Versicherungen die größten Einbußen an realer Wertschöpfung (–3,9%), dieser Rückgang fiel aber geringer aus als in den Vorquartalen. Im Beherbergungs- und Gaststättenwesen lag die reale Wertschöpfung um 3,3% unter dem Vorjahreswert (Ostereffekt). Die Sachgüterproduktion stagnierte gegenüber dem Vorjahr. Die Bauwirtschaft behielt ihren flachen Aufwärtstrend bei (+0,6%), und im Handel wurde die reale Wertschöpfung um 2,1% ausgeweitet.

Übersicht 1: Ergebnisse der vierteljährlichen Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung

 200120022003
 II. QuartalIII. QuartalIV. QuartalI. QuartalII. QuartalIII. QuartalIV. QuartalI. Quartal
 Veränderung gegen das Vorjahr in %
         
Nominell        
Konsumausgaben insgesamt+2,5+2,8+3,3+2,1+1,0+2,2+2,8+2,3
  Private Haushalte1)+2,9+3,0+3,5+2,7+1,4+2,9+3,7+2,5
  Staat+1,4+2,2+2,7+0,3–0,3+0,0+0,0+1,8
Bruttoinvestitionen–0,5+0,1–11,1–5,8–3,4–4,1–6,6–0,7
  Bruttoanlageinvestitionen–0,8–3,7–3,4–6,1–4,3–1,5–4,0+0,1
Ausrüstungen–1,8–10,2–8,1–8,0–15,1–5,3–12,4–1,0
Bauten–1,2–0,5–0,6–4,2+3,9+1,1+0,7+1,5
Exporte+4,9+6,4+2,9+2,8+6,7+3,4+0,1–1,4
  Waren+6,1+5,0+2,4+1,5+7,3+4,7+3,5+0,4
  Dienstleistungen+2,0+9,2+3,9+5,4+5,2+1,1–7,0–4,8
Importe+7,1+4,5+0,4–1,0+2,2–0,7–5,5–2,0
  Waren+6,7+0,7–3,2–5,3–1,0–0,0–2,8–1,1
  Dienstleistungen+8,3+12,0+8,2+10,3+9,8–1,8–10,8–4,1
Bruttoinlandsprodukt+2,4+1,9+0,7+1,8+2,0+2,5+2,5+2,4
         
Real, zu Preisen von 1995        
Konsumausgaben insgesamt+0,3+0,6+1,2+0,5–0,4+0,6+0,9+0,4
  Private Haushalte1)+0,7+0,8+1,4+0,8–0,1+1,1+1,5+0,7
  Staat–1,0–0,2+0,5–0,7–1,1–0,8–0,9–0,2
Bruttoinvestitionen–3,3–5,3–7,3–6,5–4,1–2,5–9,6–1,0
  Bruttoanlageinvestitionen–2,6–5,5–4,5–6,7–5,1–2,0–4,9–0,5
  Ausrüstungen–2,9–11,3–8,5–7,9–14,5–4,8–11,7–1,0
  Bauten–3,7–2,7–2,1–5,4+2,7+0,2–0,7+0,5
Exporte+4,9+7,3+4,4+2,4+6,6+3,0–0,7–2,2
  Waren+6,6+6,5+4,5+1,7+7,7+4,8+3,0–0,2
  Dienstleistungen+1,0+8,8+4,1+3,7+3,7–0,6–8,5–6,2
Importe+5,6+5,2+3,3–1,3+2,9–0,2–6,1–2,2
  Waren+5,4+2,1+0,6–5,1+0,4+1,2–3,2–1,2
  Dienstleistungen+6,1+11,7+9,3+9,1+9,2–2,8–12,2–4,7
Bruttoinlandsprodukt+0,5+0,3–0,4+0,6+1,1+1,4+1,1+0,5
Sachgütererzeugung+1,9+0,3–3,6–1,3+1,8+0,7–0,3+0,1
         
 Saisonbereinigt, Veränderung gegen das Vorquartal in %
         
Bruttoinlandsprodukt, real–0,6–0,0+0,2+0,6+0,4+0,2+0,2+0,2

 1)  Einschließlich privater Organisationen ohne Erwerbszweck.

Abbildung 1: Entwicklung des realen Bruttoinlandsproduktes

Veränderung gegen das Vorjahr (Vorquartal) in %

Q: WIFO.