9. Dezember 1999 • Deutlicher Rückgang der Vollzeitbeschäftigung seit 1995 • Ewald Walterskirchen

Die hohen Beschäftigungssteigerungen der letzten Jahre überzeichnen die Erholung auf dem Arbeitsmarkt bei weitem. Sie müssen relativiert werden, da die Teilzeitarbeit deutlich zunahm.

Die Zahl der Teilzeitbeschäftigten stieg laut Mikrozensus zwischen 1995 und 1998 um rund 72.000 auf rund 390.200. Etwa 9 von 10 Teilzeitarbeitsplätzen entfallen auf Frauen bzw. auf den Dienstleistungssektor. Besonders rasch expandierte die Beschäftigung in den Branchen mit hoher Teilzeitquote: Wirtschaftsdienste, Handel, Gesundheit und Unterricht, Tourismus usw.

Der Zuwachs an Arbeitsplätzen zwischen 1995 und 1998 um 23.000 laut Mikrozensus (gemäß Sozialversicherungsdaten +26.000) verdeckt den Rückgang der Vollzeitbeschäftigung. Die Teilzeitbeschäftigung (12 bis 35 Stunden pro Woche) nahm um gut 70.000 zu, die Vollzeitbeschäftigung (über 35 Stunden) dagegen um etwa 50.000 ab. Diese Verschiebung von Voll- zu Teilzeitarbeitsplätzen spiegelt einerseits die Entkoppelung von Arbeits- und Betriebszeiten wider sowie das Streben der Unternehmen nach Kapazitätsauslastung und Produktivitätssteigerung. Andererseits zeigt sich darin aber auch der Wunsch vieler Eltern (insbesondere Mütter), Beruf und Familie durch eine Teilzeitarbeit besser in Einklang zu bringen.

Der deutliche Rückgang der Vollzeitbeschäftigung erklärt die Schwierigkeit, die Arbeitslosigkeit zu senken: Arbeitslose suchen in der Regel eine Vollzeitarbeit, von der sie ihren Lebensunterhalt bestreiten können.

Übersicht 1: Zahl der unselbständig Beschäftigten

Umrechnung auf Vollzeitäquivalente

 

1995

1998

 

Personen

Vollzeitäquivalent

Personen

Vollzeitäquivalent

 

In 1.000

         

Arbeitszeit pro Woche1)

       

12 bis 24 Stunden

177

89

206

103

25 bis 35 Stunden

142

107

185

139

Über 35 Stunden

2.683

2.683

2.634

2.634

         

Insgesamt

3.002

2.878

3.025

2.876

Q: ÖSTAT, Mikrozensus (Lebensunterhaltskonzept), WIFO-Berechnungen. Ohne Bezieher von Karenzurlaubsgeld, ohne Präsenz- und Zivildiener. –  1)  Für die Umrechnung auf Vollzeitäquivalente wurde eine durchschnittliche Arbeitszeit von 20 Stunden pro Woche (50% der Vollarbeitszeit) bzw. 30 Stunden (75%) angenommen.

Um die Veränderungen der Nachfrage nach Arbeit unverzerrt durch die zunehmende Teilzeitarbeit zu erfassen, muß man die Teilzeitarbeitsplätze in Vollzeitäquivalente umrechnen. Die Zahl der Beschäftigten, zu Vollzeitäquivalenten gerechnet, nahm demnach zwischen 1995 und 1998 leicht ab (–2.000), obwohl die statistisch erfaßte Zahl der Arbeitsplätze um 23.000 stieg.

Für 1999 stehen noch keine Arbeitszeitdaten der Beschäftigten zur Verfügung. Die starke Ausweitung der Beschäftigung läßt jedoch vermuten, daß heuer die Zahl der Arbeitsplätze auch zu Vollzeitäquivalenten gerechnet zugenommen hat.

Nähere Informationen entnehmen Sie bitte dem WIFO-Monatsbericht 12/1999!