26. November 1999 • Evaluierung der ökonomischen Effekte von Nationalparks • Daniela Kletzan, Kurt Kratena

Das WIFO hat vor kurzem eine Untersuchung zur ökonomischen Gesamtbewertung aller österreichischen Nationalparks vorgelegt. Die Gesamtausgaben des Sektors "Nationalparks" betrugen 1998 rund 230 Mill. S, davon entfielen 61 Mill. S auf Transfers an die Land-, Forst- und Jagdwirtschaft, 36 Mill. S auf Investitionen, 60 Mill. S auf Personalaufwand und 72 Mill. S auf Vorleistungen. Daraus entstand in den Nationalparks ein Bruttoproduktionswert von 158 Mill. S bei einer geschätzten Wertschöpfung von rund 86 Mill. S.

Setzt man die Summe der Ausgaben einschließlich Transferzahlungen (230 Mill. S) in Relation zu dem ausgelösten Gesamteffekt, dann erhält man einen Multiplikator von 1,44. Die Transfers können als Abgeltung des "Naturschutzeffekts" (Reduzierung der landwirtschaftlichen Produktion) verstanden werden. Die Relation der Ausgaben ohne Transfers (168 Mill. S) zum um die Transfers verringerten Gesamteffekt – dem "direkten" Effekt – ergibt einen Multiplikator von 1,94.

Vergleichbare Multiplikatoren öffentlicher Infrastrukturinvestitionen (Wohnbau, sonstiger Hochbau, Straßenbau und sonstiger Tiefbau) betragen 1,51. Der Gesamtmultiplikator der Nationalparks von 1,44 bleibt unter diesem Wert, weil der "Naturschutzeffekt" Kosten in Form von öffentlichen Ausgaben auslöst – sie werden dafür aufgewandt, anstelle der herkömmlichen landwirtschaftlichen Produktion die Vorleistung "nationalparkkonforme Kulturlandschaft" bereitzustellen.

Auf die Land-, Forst- und Jagdwirtschaft wirken damit zwei Impulse: Die direkten Aktivitäten der Nationalparks induzieren einen BPW der Land- und Forstwirtschaft von 35 Mill. S aus der Lieferung von Vorleistungen an die Nationalparks. Der "Naturschutzeffekt" von 61 Mill. S ergibt sich aus der Abgeltung der Nutzungseinschränkung durch die neue Nutzung der Naturfläche als Nationalpark.

Von den direkten Aktivitäten der Nationalparks profitieren vor allem das Bauwesen (Investitionen), die unternehmensbezogenen Dienstleistungen (Erstellung von Studien, Konzepten usw.) sowie die Forschung und Entwicklung (naturwissenschaftliche Forschung in den Nationalparks). Negativ betroffen sind die mit der Land- und Forstwirtschaft eng verflochtenen Wirtschaftszweige Chemieindustrie (Düngemittel) und Maschinenbau.

In den Nationalparks waren im Jahr 1998 128 Unselbständige beschäftigt (direkte Wirkungen). Durch die Multiplikatoreffekte des laufenden Betriebs wurden in den Sektoren, die Vorleistungen an die Nationalparks liefern, weitere 194 Personen beschäftigt (indirekte Effekte). Die gesamte Beschäftigungswirkung beträgt somit 322 Personen. Die Schwerpunkte dieser zusätzlich induzierten Beschäftigung liegen in den Wirtschaftszweigen Bauwesen, Einzelhandel, Beherbergungs- und Gaststättenwesen, Forschung und Entwicklung sowie unternehmensbezogene Dienstleistungen.

Die hier für den Sektor Nationalparks ermittelte Multiplikatorwirkung ist sehr hoch: Investitionen haben in anderen Branchen der österreichischen Wirtschaft Umsätze in fast derselben Höhe zur Folge. Jener Teil der Ausgaben, der zur Kompensation von Nutzungseinschränkungen für die Land- und Forstwirtschaft dient, kann einerseits als zusätzliche Kosten von Nationalparks gesehen werden. Unter Berücksichtigung der allgemeinen monetären Kosten (z. B. Prämien für extensive Bodennutzung oder Flächenstillegung) und negativen ökologischen Effekte von landwirtschaftlicher Überproduktion kann er andererseits auch als Beitrag zum ökologischen Strukturwandel in der Landwirtschaft verstanden werden.

Die langfristig angelegten Ausgaben für Nationalparks können regional konjunkturstabilisierend wirken. Das wird dadurch verstärkt, daß die Multiplikatoreffekte zu einem großen Teil im Dienstleistungsbereich wirksam werden. Die Wirkungen kommen hier vor allem der regionalen Wirtschaft zugute, und der Beschäftigungseffekt ist überdurchschnittlich.

Die hier geschätzten ökonomischen Wirkungen von Nationalparks berücksichtigen noch nicht die zusätzlich ausgelösten Tourismusausgaben und sind somit wahrscheinlich als Untergrenze der zu erwartenden Effekte zu bezeichnen.

Daniela Kletzan, Kurt Kratena, Evaluierung der ökonomischen Effekte von Nationalparks, Studie des WIFO im Auftrag des Bundesministeriums für Umwelt, Jugend und Familie, 1999, 58 Seiten, ATS 350,– bzw. EUR 25,44 (Bestellungen bitte an das WIFO, Frau Christine Kautz, A-1103 Wien, Postfach 91, Tel. +43 1 798 26 01/282, Fax +43 1 798 93 86, E-Mail Christine.Kautz@wifo.ac.at). Eine Zusammenfassung der Studie finden Sie im WIFO-Monatsbericht 11/1999.