28. Oktober 1999 • Deutliche Binnenmarkteffekte in der Privatversicherungswirtschaft • Thomas Url

Die private Versicherungswirtschaft stand 1998 unter starkem Einfluß von Binnenmarkteffekten. Erstmals sanken die Prämieneinnahmen in der Schaden- und Unfallversicherung. Preissenkungen im harten Wettbewerb um Marktanteile wurden durch steigende Vertragszahlen nicht ausgeglichen. Zwischen 1994 und 1998 verringerte sich die Durchschnittsprämie in der Kfz-Haftpflichtversicherung um nahezu 17%. Die Liberalisierung des Versicherungsmarktes hatte anfangs ihren größten Effekt in der Kfz-Haftpflichtversicherung. Von dort ausgehend wurden andere Kfz-Produkte (Teilkasko-, Insassenunfallversicherung) erfaßt und 1997 erstmals auch die Schadenversicherung ohne Kfz.

Nach ersten Schätzungen des WIFO resultieren daraus für die Versicherungskunden in der Kfz-Versicherung Ersparnisse von etwa 5,4 Mrd. S (1998). Dazu kommen indirekte Preiseffekte, die auf die niedrige Preissteigerung von Versicherungsprodukten relativ zu anderen Gütern und Dienstleistungen des täglichen Bedarfs zurückgehen.

Der günstige Schadenverlauf der letzten Jahre wurde von allen Versicherern dazu genutzt, ihre Marktanteile durch Preissenkungen auszuweiten bzw. zu halten. Der Vorteil für die Konsumenten besteht in niedrigeren Prämien und höherem Dienstleistungsangebot der Versicherer. Die Nachhaltigkeit dieser Strategie hängt jedoch stark von der Entwicklung der Leistungsfälle ab. Zwar wurde mit der Senkung der gesetzlich zulässigen Alkoholgrenzwerte im Straßenverkehr eine wichtige Maßnahme zur Steigerung der Verkehrssicherheit getroffen, doch zeigt die Zunahme der Zahl der Verkehrstoten im laufenden Jahr, daß eine beständige Verminderung von Verkehrsunfällen dadurch noch nicht gewährleistet ist.

In den anderen zwei Sparten der privaten Versicherungswirtschaft war 1998 eine gespaltene Entwicklung zu verzeichnen. Während die Prämieneinnahmen in der Krankenversicherung leicht rückläufig waren (–0,1%), überwand der Bereich Leben die steuerlichen Einschränkungen des "Sparpakets" 1996 rasch und wies mit knapp +11% ein unerwartet hohes Prämienwachstum auf. Auch in dieser Sparte war die Zahl der Verträge bei steigenden Durchschnittsprämien rückläufig.

Übersicht 1: Durchschnittliche Jahresprämie in ausgewählten Versicherungsarten

 

1994

1995

1996

1997

1998

1994/1998

 

In S

Veränderung in %

             

Kfz-Versicherung

4.625

4.626

4.508

4.266

3.851

- 16,7

  Kfz-Haftpflichtversicherung

4.527

4.504

4.380

4.180

3.809

- 15,9

  Kfz-Kaskoversicherung

7.628

7.727

7.603

7.127

6.377

- 16,4

  Kfz-Insassenunfallversicherung

627

651

645

634

622

- 0,8

Schadenversicherung ohne Kfz-Versicherung

1.919

1.979

1.981

1.956

1.945

+ 1,4

Q: Verband der Versicherungsunternehmen Österreichs.

Nähere Informationen entnehmen Sie bitte dem WIFO-Monatsbericht 10/1999!