21. Oktober 1999 • Kurze Beschäftigungsdauer dominiert den österreichischen Arbeitsmarkt • Christine Mayrhuber, Thomas Url

Die durchschnittliche Beschäftigungsdauer ist in Österreich im internationalen Vergleich relativ kurz: Im Jahre 1997 dauerte ein (beendetes) Beschäftigungsverhältnis im Mittel 1,8 Jahre.

Erwartungsgemäß ist die Beschäftigungsdauer in den traditionellen Saisonbrachen besonders kurz. Überraschenderweise bleibt sie jedoch in den expandierenden Dienstleistungsbranchen (unternehmensbezogene Dienstleistungen, Datenverarbeitung usw.) ebenfalls weit unter dem gesamtwirtschaftlichen Durchschnitt. Auch der Einzelhandel ist durch eine kurze Beschäftigungsdauer gekennzeichnet (Abbildung 1).

Am längsten dauern Dienstverhältnisse in jenen Branchen, in denen institutionelle Rahmenbedingungen ein gewisses Maß an Beschäftigungssicherheit bieten, z. B. im Versicherungswesen (4,9 Jahre). In der Energie- und Wasserversorgung sowie im Kreditwesen ist diese Kennzahl etwas niedriger.

Beschäftigungsverhältnisse dauern in Österreich nicht nur in den traditionellen Saisonbranchen Bauwesen und Tourismus relativ kurz – im Gegenteil, die Indikatoren weisen auf eine starke Segmentierung des Arbeitsmarktes über alle Wirtschaftsbranchen hin:

  • Langfristige, dem "primären Arbeitsmarktsegment" zuzurechnende Beschäftigungsverhältnisse (über 5 Jahre) dauern durchschnittlich 12,4 Jahre.
  • Kurz- bis mittelfristige Dienstverhältnisse (über 1 bis 5 Jahre, "sekundäres Arbeitsmarktsegment") dauern im Durchschnitt 2,6 Jahre.
  • Ein Sonderfall sind Saisonarbeitskräfte mit einer durchschnittlichen Dienstdauer von 4 Monaten.

Diese Segmentierung des österreichischen Arbeitsmarktes gilt für Frauen und Männer gleichermaßen (Abbildung 2): Auf Saisonarbeitsplätzen sind beide Gruppen gleich kurz beschäftigt. Im sekundären Arbeitsmarktsegment übertrifft die Beschäftigungsdauer der Frauen mit 2,7 Jahren sogar jene der Männer (2,5 Jahre). Im beschäftigungssicheren Arbeitsmarktsegment ergibt sich aber für Männer (12,6 Jahre) ein geringfügiger Vorsprung gegenüber Frauen (durchschnittlich 12,1 Jahre).

Abbildung 1: Durchschnittliche Beschäftigungsdauer nach Wirtschaftsklassen 1997

Q: WIFO.

Abbildung 2: Durchschnittliche Beschäftigungsdauer von Männern und Frauen 1997

Q: WIFO.

Vor dem Hintergrund dieser kurzen Beschäftigungsdauer in Österreich würde eine weitere Erhöhung der Mobilität der Arbeitskräfte durch wirtschafts- oder sozialpolitische Maßnahmen eine Effizienzsteigerung nicht fördern, sondern eher beeinträchtigen. Die zeitliche Mobilität wird durch den Produktionsprozeß vorgegeben. Für einen effizienten Produktionsablauf ist ein bestimmtes Maß an betriebsspezifischem Humankapital (Qualifikationen, die mit dem Arbeitsplatz verknüpft sind) notwendig. Eine weitere Steigerung der Mobilität würde deshalb für die Unternehmen mit erhöhten Fluktuationskosten (Einschulung) und sinkender Produktivität einhergehen.

Nähere Informationen entnehmen Sie bitte dem WIFO-Monatsbericht 10/1999!