22. September 1999 • Erneuter Rückgang der Sozialquote. Österreichs Sozialausgaben 1997 • Christine Mayrhuber

Auf der Basis des Europäischen Systems der integrierten Sozialschutzstatistik (ESSPROS) betrugen die österreichischen Sozialausgaben 1997 insgesamt 725 Mrd. S, das sind 28,8% des Bruttoinlandsproduktes. Durch die beiden "Sparpakete" zur Erreichung der Maastricht-Kriterien sowie dank der Konjunkturerholung sank die Sozialquote das zweite Jahr in Folge.

Spiegelte die Entwicklung der Sozialquote in den achtziger Jahren hauptsächlich konjunkturbedingte Schwankungen wider, so war der Anstieg der Quote in der ersten Hälfte der neunziger Jahre von Leistungsverbesserungen getragen (Einführung des zweiten Karenzurlaubsjahres, des Pflegegeldes und der Kinderabsetzbeträge, Anrechnung der Ersatzzeiten für Kindererziehung in der Pensionsversicherung). Die Schwäche der Konjunktur resultierte 1995 aufgrund des Wirkens der automatischen Stabilisatoren in der bisher höchsten Sozialquote, aufgrund der Maßnahmen zur Budgetkonsolidierung hat die Quote seither allerdings sinkende Tendenz.

Die durchschnittliche reale Wachstumsrate der Sozialausgaben lag in der ersten Hälfte der neunziger Jahre über dem realen Wirtschaftswachstum, seit 1995 erhöhen sich die Sozialaufwendungen weniger stark als das Bruttoinlandsprodukt. Knapp die Hälfte der Sozialausgaben entfiel 1997 auf die Alters- und Hinterbliebenenversorgung. In diesem Bereich ist die Ausgabendynamik unterdurchschnittlich. Am stärksten stiegen die empfängerwirksamen Sozialleistungen im Bereich der Leistungen für Invalidität im erwerbsfähigen Alter (+8,3% p. a.). Die Verschlechterung der Arbeitsmarktsituation Mitte der neunziger Jahre hatte eine deutliche Ausweitung der Sozialausgaben in diesem Bereich zur Folge (+10,0% p. a.). 1997 waren die Aufwendungen für Arbeitslosigkeit – trotz steigender Arbeitslosenzahlen – rückläufig.

Eine überdurchschnittliche Dynamik weisen die Ausgaben für Familienleistungen auf: Die erste Hälfte der neunziger Jahre war durch eine wesentliche Leistungsverbesserung gekennzeichnet, die beiden Konsolidierungsschritte ("Sparpaket" 1995 und Strukturanpassungsgesetz 1996) brachten jedoch eine Einschränkung. Die Familiensteuerreform 1998, die etappenweise 1999 und 2000 in Kraft tritt, wird das Wachstum der Ausgaben für Familienleistungen wieder beschleunigen.

In Österreich liegt die Sozialquote mit 29,6% knapp über dem EU-Durchschnitt von 28,7%. Die EU-Sozialquote erhöhte sich seit 1980 um 4,4 Prozentpunkte – dies ist vor allem auf den Nachholbedarf der südeuropäischen Länder Griechenland (+13,6 Prozentpunkte) und Portugal (+8,8 Prozentpunkte), aber auch von Großbritannien (+6,3 Prozentpunkte) zurückzuführen. In Österreich stieg die Sozialquote im selben Zeitraum um 2,4 Prozentpunkte.

Deutlich unterscheidet sich die Struktur der Sozialausgaben zwischen Österreich und dem EU-Durchschnitt: Der Anteil der Ausgaben für die Alters- und Hinterbliebenenversorgung liegt in Österreich um 3,8 Prozentpunkte, jener der Familienaufwendungen um 2,5 Prozentpunkte über dem europäischen Durchschnitt. In den Kategorien Krankheit und Invalidität sowie Arbeitslosigkeit erreicht Österreich nicht den europäischen Durchschnittswert.

Nach den bisher vorliegenden Daten zum Konjunkturverlauf und zur Sozialausgabenentwicklung wird die Sozialquote 1998 wie in den zwei Jahren zuvor sinken. Die Familiensteuerreform, die ab 1999 in mehreren Etappen in Kraft tritt, dürfte diese Tendenz allerdings unterbrechen.

Nähere Informationen entnehmen Sie bitte dem WIFO-Monatsbericht 9/1999!