21. September 1999 • 1998 leichter Anstieg der relativen Lohnstückkosten in der Sachgütererzeugung • Alois Guger

Österreich liegt in der internationalen Arbeitskostenhierarchie an 9. Stelle. In Deutschland ist auch einschließlich Ostdeutschlands der Faktor Arbeit am teuersten – die Arbeitsstunde kostet in der Sachgütererzeugung Deutschlands um 27% mehr als in der österreichischen (Schweiz +21%). Die USA und Frankreich zahlen um rund 10%, Italien, Japan, und Großbritannien um rund 15% weniger.

Das WIFO analysierte bisher die Wettbewerbssituation der österreichischen Wirtschaft anhand der Arbeitskosten- und Produktivitätsdaten der Industrie. Aufgrund der Harmonisierung der Statistiken mit der EU-Systematik stehen nun auch Daten für das Gewerbe zur Verfügung. Um die Vergleichbarkeit mit den anderen Ländern zu verbessern, bezieht das WIFO nun das Gewerbe ein und stützt seine Analyse auf die Sachgüterproduktion insgesamt.

Die Kosten der Arbeitsstunde sind in der Sachgüterproduktion durch die Berücksichtigung des Gewerbes um 8% niedriger als in der Industrie und betragen für 1998 256,8 S (Industrie 279,9 S). 135 S entfielen auf den direkten Leistungslohn und 122 S auf Lohnnebenkosten. Der Lohnnebenkostensatz liegt damit in der Sachgütererzeugung bei 90,4% (Industrie 97,9%).

Die preisbestimmte Wettbewerbssituation der österreichischen Wirtschaft hat sich im bisherigen Verlauf der neunziger Jahre mehrfach verändert. Nachdem sich vor allem durch den Wertgewinn des Schillings im Gefolge der Krise im EWS die Arbeitskostenposition der österreichischen Industrie in der ersten Hälfte der neunziger Jahre um fast 3% verschlechtert hatte, sanken die relativen Lohnstückkosten 1996 und 1997 durch hohe Produktivitätszuwächse und die Erholung einiger wichtiger Währungen in einheitlicher Währung um 5%.

1998 verschlechterte sich die Arbeitskostenposition der österreichischen Sachgütererzeugung leicht. Die relativen Lohnstückkosten stiegen gegenüber dem Durchschnitt der Handelspartner und der EU um rund 1/2% und gegenüber Deutschland um fast 11/2%. Die Hauptursache war ein mäßiger Produktivitätsanstieg in Österreich: Die Beschäftigung reagierte verzögert auf den Aufschwung 1997, sodaß 1998 in der Sachgüterproduktion die Beschäftigung noch um rund 1% ausweitet wurde, während der Aufschwung im Gefolge der Südostasien-Krise unterbrochen und das Produktionswachstum gedämpft wurde.

Abbildung 1: Arbeitskosten in der Sachgütererzeugung 1998

Auf Schillingbasis, Österreich = 100

Q: Eurostat, Wirtschaftskammer Österreich, Schwedischer Arbeitgeberverband, U. S. Labor Office, Institut der deutschen Wirtschaft. – 1)  1997. – 2)  1996.

Die Werte für Ungarn, Polen Tschechien und die Slowakei wurden auf Basis der Werte des Instituts der deutschen Wirtschaft für 1997 mit den Daten des WIIW über die Lohnentwicklung fortgeschrieben.

1998 kostete die Arbeitsstunde in der Sachgütererzeugung Österreichs 256,8 S. In acht Ländern – Deutschland, Schweiz, Dänemark, Norwegen, Belgien, Schweden, Finnland und Niederlande – ist der Faktor Arbeit teurer. Im EU-Durchschnitt zahlte die Industrie um 31/2%, in den USA und Frankreich um 10% und in Italien, Japan und Großbritannien um 15% weniger. Die neuen Industrieländer im fernen Osten zahlten um ein Viertel bis 40% und die östlichen Nachbarländer um ein Drittel (Slowenien) bis rund ein Siebentel (Ungarn) der österreichischen Arbeitskosten.

Nähere Informationen entnehmen Sie bitte dem WIFO-Monatsbericht 9/1999!