10. August 1999 • Investitionen in die Bahn- und Straßeninfrastruktur • Wilfried Puwein

Seit den achtziger Jahren werden in Österreich die Investitionen in das Schienennetz verstärkt und die Straßeninvestitionen gedrosselt. Damit sollen die Wettbewerbsposition der Bahn verbessert und die verkehrspolitisch angestrebte Verlagerung des Verkehrs von der Straße auf die als umweltfreundlicher empfundene Schiene gefördert werden.

Die Investitionen in Bundesstraßen durch den Bund und durch Straßenbau-Sondergesellschaften sind nominell nur noch halb so hoch wie Anfang der achtziger Jahre. Seit 1988 wird durchwegs mehr in die ÖBB-Infrastruktur investiert als in das Bundesstraßennetz. Eine ähnliche Verlagerung der Investitionsschwerpunkte war auch in Deutschland und der Schweiz zu beobachten. Sie schlug sich aber bisher in der Entwicklung der Verkehrsleistungen auf Schiene und Straße wenig nieder, die Schiene verlor weiterhin Marktanteile. Das nur leicht abgeschwächte Wachstum des Straßenverkehrs bei stagnierendem Straßenausbau erhöhte die Stauhäufigkeit.

Der Ausbau des hochrangigen Straßennetzes stärkt insbesondere die Wettbewerbsfähigkeit des Autos gegenüber der Bahn im Fernverkehr und ermöglichte u. a. das kräftige Wachstum des Lkw-Transitverkehrs. Auch im Nahverkehr der Ballungsräume begünstigen aber leistungsfähige Straßen den Einsatz des Autos. Die Aus- und Neubauten im Schienennetz der letzten zehn Jahre konnten bislang nur teilweise in Betrieb genommen werden und beeinflussen das Bahnangebot erst wenig.

Übersicht 1: Anteile der Bahn an Verkehrsleistungen und Infrastrukturinvestitionen von Bahn und Straße

 

Österreich

Deutschland

Schweiz

 

Leistungen

Investitionen

Leistungen

Investitionen

Leistungen

Investitionen

 

Anteile in %

             

1965

30,3

14,9

20,5

15,3

26,3

16,2

1970

24,6

11,5

18,5

14,1

21,4

15,3

1980

20,8

20,7

13,6

15,9

17,4

16,8

1990

19,5

34,1

11,3

17,6

17,1

34,9

1995

18,7

37,7

10,5

27,1

17,3

35,8

1997

18,4

40,2

10,6

22,5

17,5

36,8

Q: Bundesministerium für Umwelt, Jugend und Familie, Umweltbilanz Verkehr, Wien 1997; Bundesminister für Verkehr, Verkehr in Zahlen, Bonn, 1999. Bundesamt für Statistik, Statistisches Jahrbuch der Schweiz, Zürich, 1999; ÖSTAT; WIFO-Datenbank; Dienst für Gesamtverkehrsfragen des UVEK, Bern; eigene Schätzungen und Berechnungen.

Eine verbesserte Bahninfrastruktur ist wohl eine notwendige, aber keine hinreichende Bedingung für die Verlagerung des Verkehrsaufkommens auf die Schiene. Neben der technischen Erneuerung bedarf die Bahn auch einer organisatorischen Angebotsverbesserung. Die EU erwartet, daß durch die Öffnung der Netze Wettbewerb zwischen Eisenbahnunternehmen entsteht, der ein effizienteres Leistungsangebot entstehen läßt. Entsprechend den Zielen der EU-Verkehrspolitik soll der Straßenverkehr seine Grenzkosten (einschließlich der Umwelt-, Unfall- und Staukosten) tragen und damit verteuert werden.

Nähere Informationen entnehmen Sie bitte dem WIFO-Monatsbericht 8/1999!