5. August 1999 • Aufhellung des Industrieklimas, spürbarer Rückgang der Arbeitslosigkeit • Markus Marterbauer

In Österreich scheint die durch internationale Finanz- und Wirtschaftskrisen sowie die Nachfrageschwäche bei den wichtigsten Handelspartnern bedingte Konjunkturdelle an der Jahreswende 1998/99 nun überwunden. Die Unternehmen sind in bezug auf Auftragslage und Produktionsabsichten wieder optimistischer. Die Entspannung der Lage auf dem Arbeitsmarkt setzt sich aufgrund der starken Beschäftigungsausweitung und der intensiven Schulungstätigkeit durch das AMS fort.

Wie vom WIFO bereits in seinen letzten Prognosen erwartet, hat sich das Konjunkturklima in Österreich zur Jahresmitte erholt. Die Verbesserung der Wirtschaftslage spiegelt sich im WIFO-Konjunkturtest vom Juli: Die Produktionserwartungen in der Industrie sind merklich optimistischer als zuletzt – der Saldo aus positiven und negativen Beurteilungen erhöhte sich von +3 Prozentpunkten im Jänner auf +71/2 Prozentpunkte. Im Basissektor wird vor allem die Belebung der Verkaufspreise, deren Baisse in den vergangenen Quartalen die internationalen Märkte prägte, zum Anlaß für Produktionsausweitungen genommen. Die anziehende Nachfrage nach Investitionsgütern in der EU und in Österreich hat die Stimmung im technischen Verarbeitungssektor spürbar verbessert.

Die Ergebnisse des WIFO-Konjunkturtests decken sich mit jenen der EU-Kommission für Europa. Der Vertrauensindikator in der Industrie weist vor allem in Frankreich und Großbritannien aufwärts, Nachzügler sind noch Deutschland und Italien. Zur Klimaaufhellung trug neben der Stärke der Binnennachfrage auch die Stabilisierung der außenwirtschaftlichen Rahmenbedingungen entscheidend bei: Die Lage in den Krisenregionen der Weltwirtschaft hat sich beruhigt, der Euro hat gegenüber dem Dollar an Wert verloren.

Im März und April schlug sich die Erholung der europäischen Konjunktur auch im österreichischen Export nieder, er expandierte nach vorläufigen Angaben gegenüber dem Vorjahr nominell um 6%. Eine günstige Entwicklung der verfügbaren Einkommen der privaten Haushalte infolge starker Beschäftigungsausweitungen, höherer Lohnabschlüsse und anhaltender Preisstabilität ließ allerdings zusammen mit der kräftigen Investitionstätigkeit der Industrie die Importe merklich rascher wachsen als die Exporte (+15%). Das Defizit in der Bilanz der Warenzahlungen hat sich von Jänner bis Mai auf –30 Mrd. S erhöht. Trotz der hervorragenden Wintersaison und ermutigender Anzeichen für die Sommersaison im heimischen Tourismus reichen die wachsenden Überschüsse in der Reiseverkehrsbilanz nicht aus, um das Defizit im Warenhandel zu kompensieren. Der Saldo der Leistungsbilanz weist laut Cash-Angaben der OeNB in den ersten fünf Monaten des Jahres einen Abgang von 19,9 Mrd. S aus, um 5,8 Mrd. S mehr als ein Jahr zuvor.

Im Juni hielt die Preisstabilität an, der Verbraucherpreisindex lag um nur 0,4% über dem Niveau des Vorjahres, auf Basis des Harmonisierten Verbraucherpreisindex laut EU-Konzept sogar um nur 0,2%. Aufgrund des merklichen Anstiegs der Rohölpreise – sie erhöhten sich seit Jahresbeginn um 76% – kündigt sich für die nächsten Monate allerdings ein leichter Preisauftrieb an.

Die Lage auf dem Arbeitsmarkt entspannt sich merklich. Im Juli waren durchschnittlich 179.100 Personen von Arbeitslosigkeit betroffen, das entspricht einer saisonbereinigten Arbeitslosenquote von 6,7% der unselbständigen Erwerbspersonen nach der traditionellen österreichischen Berechnungsmethode bzw. 4,3% der Erwerbspersonen laut EU Labour Force Survey. Der Rückgang der Arbeitslosigkeit ist zum einen bedingt durch starke Beschäftigungssteigerungen: Im Juli war die Zahl der unselbständig Beschäftigten ohne Präsenzdiener und Bezieher von Karenzurlaubsgeld um 47.100 höher als im Vorjahr (1. Halbjahr +33.300). Diese Entwicklung betrifft nicht nur den Bereich der Dienstleistungen (unternehmensnahe Dienstleistungen, Handel, Gesundheit, Tourismus, Nachrichtenübermittlung), sondern auch Kernbereiche der Sachgütererzeugung, vor allem den Maschinen- und Fahrzeugbau. Zum anderen sinkt die Arbeitslosigkeit aufgrund der Ausweitung der Zahl der in Schulung Stehenden (knapp +7.000 gegenüber dem Vorjahr). Die Zahl der beim AMS gemeldeten offenen Stellen betrug im Juli 34.000, auf eine offene Stelle kamen 5 Arbeitslose.

Nähere Informationen entnehmen Sie bitte dem WIFO-Monatsbericht 8/1999!